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    Justin Bieber 3D: Never Say Never
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Justin Bieber 3D: Never Say Never
    Von Jan Görner

    Eines muss von vorneherein klar sein: Wer eine Karte für Jon Chus Konzertfilm-Biopic-Hybriden „Justin Bieber 3D: Never Say Never" löst, muss wissen, worauf er sich einlässt. Selbstbewusst steht Teenie-Phänomen Justin Bieber im Scheinwerferlicht, 16 Jahre alt, vor ihm der ausverkaufte Madison Square Garden in New York. Unfassbar - 18 Monate zuvor wusste niemand, wer dieser Junge überhaupt ist. Davon erzählt John Chu.

    Anderthalb Jahre hat er gebraucht, vom musikbegeisterten Jungen in Kanada zum YouTube-Star und schließlich zur internationalen Pop-Sensation. Die biographischen Ausführungen sind als Collage montiert, es gibt Interviews mit Freunden, prominenten Kollegen und der Familie Bieber sowie private Heimvideos. Und es sind Konzertausschnitte der „My-World"-Tournee zu sehen. Und zwar in 3D! So nah waren wir Justin Bieber noch nie. Wir begleiten ihn nicht nur auf die Bühne, sondern auch durch seine Heimat, die kanadische Kleinstadt Stratford. Wir sehen ihn beim Basketballspielen mit Freunden oder beim genüsslichen Verzehr eines Donuts, den er frisch aus einer Mülltonne geangelt hat.

    Wenn Justin seine Knabenbrust entblößt, wird die weibliche Kinobelegschaft endgültig nicht mehr still halten können. Denn eines ist ganz klar: Dieser Film soll und kann niemanden zum Bieber-Jünger bekehren. „Justin Bieber 3D: Never Say Never" ist eine Predigt für die Frommen, ein Geschenk für die Fans. Oder besser: ein eiskalt kalkuliertes Geschenkartikel-Geschäft. Wie aber konnte aus einem milchgesichtigen Knaben aus Kanada binnen kürzester Zeit eine der derzeit angesagtesten Pop-Ikonen der Welt werden? Zumal, ohne dass ein Unternehmen wie Disney à la „Hannah Montana" am Image feilt? „Never Say Never" ist eine Fallstudie zur popkulturellen Bedeutung sozialer Netzwerke.

    Denn ohne Facebook und Twitter wäre Bieber niemals zum Phänomen geworden. Hätte seine junge Mutter keine Videos ihres Sprösslings hochgeladen, wäre der Kleine nie zum Star geworden. Daraus resultiert das besondere Verhältnis der Fans zu ihrem Star. Sie haben ihn schließlich entdeckt. Ausgelassen wird einer Doppelbelegung gefrönt, die Regisseur Chu nicht vertieft, weil er sie nicht vertiefen muss, soll, kann: Fan-made? Self-made? Egal, jetzt ist er ja da. Es liegt in der Natur der Sache, dass erwachsene Männer den Sexappeal des Super-Teenagers nicht nachvollziehen müssen, sollen, können. In diesem Sinne ist die Szene, in der Bieber sich eine Rasur gönnt, der unfreiwillig komische Höhepunkt des Streifens.

    Andererseits jedoch muss anerkannt werden, dass in Justin Bieber musikalisches Talent schlummert. Aufnahmen, die den damals Achtjährigen beim Schlagzeugspielen oder an der Gitarre zeigen, legen Zeugnis davon ab. Und obwohl „Never Say Never" vor allem durchchoreographierten Mummenschanz bietet, so kommt Bieber doch erstaunlich bescheiden rüber. Er wurde nicht gecasted, ist kein Kind berühmter oder überambitionierter Eltern. Umso bezeichnender ist dabei, dass der „große Traum", von dem der Bursche ohne Unterlass spricht, bloß familientaugliche Lyrics und fluffigen Chipmunks-Pop umspannt.

    Zahnlos bleibt harmlos, 3D hin oder her. Technisch einwandfrei von Regisseur Jon Chu („G.I. Joe 2") umgesetzt, erweist sich der Einsatz des Tiefeneffekts als lauwarmes Gimmick. „Never Say Never" ist ein Film, der einer ähnlichen Verwertungslogik folgt, die schon bei „Michael Jackson's This Is It" zur Geltung kam. Denn auch wenn es bisweilen selbstironische Anklänge gibt, stellt doch keiner der Beteiligten in Frage, dass ein filmisches Denkmal für jemanden wie Justin Bieber hochgradig absurd ist. Stattdessen werden konservative Werte, Bescheidenheit und Gottvertrauen propagiert – immerhin für eine Spielfilmlänge frei von reaktionärer Sexualmoral à la „Jonas Brothers". Bieber-Fans werden bedient, der Rest darf den Kopf schütteln – und der Erfolg am Box-Office ist in jedem Fall vorprogrammiert.

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