Zum Leben und Laichen braucht der nordeuropäische Lachs ein kühles Klima – und natürlich reichlich Wasser. Die Idee, den Fisch in einem niederschlagsarmen arabischen Wüstenstaat heimisch zu machen, erscheint da reichlich verwegen. Mit dieser Prämisse beschäftigt sich Paul Torday in seinem 2007 erschienenen Debütroman „Lachsfischen im Jemen" auf sehr humorvolle Weise. Lasse Hallström hat sich nun des Buches angenommen und es mit Unterstützung des renommierten Drehbuchautors Simon Beaufoy („Ganz oder gar nicht", „Slumdog Millionär") für die Leinwand adaptiert, aber der schwedische Regisseur, der sich vor allem mit gefühligen Filmen wie „Chocolat", „Gottes Werk und Teufels Beitrag" und zuletzt der Nicholas-Sparks-Adaption „Das Leuchten der Stille" einen Namen gemacht hat, trifft den Ton der als Politsatire angelegten Vorlage nur bedingt. Sein „Lachsfischen in Jemen" ist stattdessen eine etwas ungelenke, aber unterhaltsame Kombination aus gesellschaftskritischer Komödie und romantischer Liebesgeschichte.
Der britische Fischereiexperte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) staunt nicht schlecht, als sich die im Auftrag von Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) handelnde Investmentberaterin Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) mit einem seltsamen Hilfeersuchen an ihn wendet. Der Potentat und begeisterte Fliegenfischer möchte im Hochland des Jemen unbedingt Lachse ansiedeln. Geld spielt keine Rolle. Alfred reagiert ungehalten und macht keinen Hehl daraus, dass er die Lachsidee für eine Schnapsidee hält. Damit ist die Sache für ihn eigentlich erledigt. Doch er hat die Rechnung ohne Patricia Maxwell (Kristin Scott Thomas) gemacht. Die mit allen Wassern gewaschene Pressesprecherin des britischen Premierministers ist nach einem PR-GAU in Afghanistan verzweifelt auf der Suche nach guten Nachrichten. Dabei stößt sie auf das vermeintlich völkerverbindende Projekt des Scheichs – und setzt alle Hebel in Bewegung, um den Bedenkenträger Alfred unter Druck zu setzen. Vor die Wahl gestellt, seinen Job zu verlieren oder das Vorhaben zu unterstützen, willigt der schließlich ein. Er lässt sich von Muhammad sogar davon überzeugen, dass das mit dem Bau eines Staudamms verbundene Projekt nicht so unsinnig ist, wie es zunächst scheint – und macht sich zusammen mit Harriet an die Arbeit.
Der Film beginnt geradezu fulminant, Pointe folgt auf Pointe. Man könnte fast meinen, der Schwede Lasse Hallström bewege sich in Sachen britischer Humor auf vertrautem Terrain. Sowohl der verbale Schlagabtausch zwischen dem Fischbiologen und der Investmentberaterin, als auch die Machenschaften der durchtriebenen PR-Strategin sind köstlich komisch und werden temporeich serviert. Wenn Patricia Maxwell ihrem Chef den an sich absurden Plan mit der Begründung ans Herz legt, dass zwei Millionen Angler im Vereinigten Königreich auch zwei Millionen Wähler seien und sie schließlich feststellen muss, dass ausgerechnet die organisierte Anglerschaft strikt dagegen ist, 10.000 schottische Wildlachse in den Jemen transportieren zu lassen, dann schwingt sich Hallströms Werk tatsächlich in satirische Höhen auf. In solchen und ähnlichen Momenten werden die Branche der Meinungsmacher und rein populistisch denkende Politiker überaus treffsicher aufs Korn genommen.
Nach der Verlagerung der Handlung in den Jemen driftet der Film jedoch allmählich in die seichteren Gewässer einer Liebesgeschichte ab. Denn zwischen Alfred, der nach vielen Ehejahren mit seiner Mary (Rachel Sterling) nicht mehr allzu glücklich ist, und Harriet, die glaubt, dass ihr bei einem Einsatz in Afghanistan verschollener Lover Robert (Tom Mison) tot sei, entspinnt sich eine zarte Romanze. Hinzu kommt außerdem noch eine Nebenhandlung um eine Gruppe islamischer Fundamentalisten, denen die Weltoffenheit des Scheichs ebenso wie sein Staudammprojekt ein Dorn im Auge ist. Doch dieser Erzählstrang wird vom Regisseur so nachlässig behandelt, dass man besser ganz auf ihn verzichtet hätte.
Immerhin geht „Lachsfischen im Jemen" in der zweiten Hälfte trotz ausufernder romantischer Plänkelei nicht den Bach runter. Das liegt vor allem an den Hauptdarstellern Ewan McGregor („Der Ghostwriter") und Emily Blunt („Der Plan"), denen Blicke und kleine Gesten genügen, um die Annäherung ihrer beiden Figuren glaubhaft zu machen. An ihrer Seite zeigt der Ägypter Amr Waked, der in dem Polit-Thriller „Syriana" noch einen Terroristen mimte, in der Rolle des weisen Scheichs viel Charisma. Aber eigentlich ist sein Muhammad viel zu gut, um wahr zu sein. Das wiederum lässt sich von der ebenso beinharten wie zynischen PR-Tussi Patricia nicht behaupten, die von Kristin Scott Thomas („Der englische Patient") herrlich überspielt wird.
Fazit: Was als bissige Satire beginnt, dümpelt nach der ersten Halbzeit in romantischen Gewässern vor sich hin. So bleibt von Lasse Hallströms Literaturverfilmung trotz durchgehend guter Darstellerleistungen ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück.