Das unrühmliche Ende einer Film-Ikone!
Ach herrje, lange habe ich mich vor diesen Film gedrückt und jetzt habe ich mich endlich getraut… „Indiana Jones“, ein Titel, der für viele so viel bedeutet, auch für mich. Ich habe die Filme von Indy immer mit viel Spaß gesehen, auch wenn sie nie meine Lieblingsfilme waren. Der erste Teil („Jäger des verlorenen Schatzes“) von 1981 ist nach wie vor ein Meisterwerk, Teil 2 ein solider Actionfilm und Teil 3 fast so gut wie Teil 1. Alles unterhaltsame Action-Abenteuer-Filme mit einigen problematischen Romantik-Szenen zwischen Harrison Ford und seinen Partnerinnen…
Teil 4 („Das Königreich des Kristallschädels“) von 2008 war damals bereits die große Rückkehr des berühmten Archäologen, wurde aber von Fans und Kritikern regelrecht zerrissen. Ich hatte nie ein großes Problem mit diesem Film, aber ok. Womit ich ein Problem habe, ist „Das Rad des Schicksals“ von Disney, der fünfte und sicherlich letzte Teil dieser wilden Filmreihe. Wobei ich zugeben muss, dass mir dieser Film kaum egaler sein könnte, dennoch will ich meinen Senf dazu geben und dann andere, deutlich bessere Filme sehen. Also los: Für „Indy 5“ führte zum ersten mal nicht mehr Steven Spielberg die Regie und auch George Lucas schrieb nicht mehr am Drehbuch mit. Für Spielberg kam James Mangold, der Mann, der den tollen dritten „Wolverine“-Film drehte. Theoretisch wäre dies eine perfekte Kombination gewesen: Der Mann, der Wolverine in seinem letzten Film zu neuer Größe verhalf, konnte dies doch sicherlich auch mit Indiana Jones hinkriegen. Doch leider ist das nicht passiert, denn das Ergebnis ist ein ein klassischer Disney-Nostalgie-Cashgrab, der (völlig zurecht) an den Kinokassen gefloppt ist.
Die Story spielt (nach einem Flashback von 1944) im Jahre 1969: Indiana Jones ist kurz vor dem Ruhestand als seine Patentochter Helena Shaw plötzlich bei ihm in der Uni auftaucht. Sie ist besonders interessiert an dem Antikythera-Artefakt von Archimedes, nachdem Jones damals selbst gesucht hat. Doch natürlich werden beide bei ihrer Suche von fiesen Gangstern unterbrochen. Einer davon ist der Nazi-Professor Jürgen Voller, der diabolische Pläne mit diesem Artefakt verfolgt, denn Gerüchten zufolge kann man mit Archimedes´ Erfindung durch die Zeit reisen…
„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ hat einige nette Momente und konnte mich am Ende sogar etwas emotional packen. Ich ziehe zudem meinen Hut vor Harrison Ford, der mit über 80 (!) immer noch in die Rolle schlüpft und zumindest versucht der Rolle Leben einzuhauchen. Doch da hören meine positiven Punkte auch fast schon auf. Was ich vielleicht noch als gut vermerken kann, ist der Score von John Williams, der zum Glück noch einmal zurückkehrte, um die Musik auch für diesen Teil zu komponieren. Im Film selbst fiel mir der Soundtrack jedoch nie sehr stark auf, mal sehen, ob sich das ändert, wenn ich den Score ohne Bilder höre, doch das ist eine andere Rezension…
Kommen wir zum Film und was daran nicht funktioniert. Ich muss sagen, dass, obwohl wir hier einen fünften Teil von „Indiana Jones“ sehen mit Harrison Ford himself als Indy, es mich unfassbar kalt gelassen hat, was hier passiert. Selbst die Eröffnungsszene, in der Ford digital verjüngt wurde und gegen Nazis kämpft, wirkte einfach… unecht. Und das kann ich über den ganzen Film sagen. Die „Indiana Jones“-Filme standen nie für Logik oder Realismus, es ging um Abenteuer und Spaß mit einem Helden, der keine besonders tiefgründige Figur war. Doch hier habe ich einfach nichts geglaubt. Und das nicht mal auf die sehr absurde Action bezogen, sondern auf alles.
Da wäre zum einen der Look des Films: Fast alles sieht nach einem Videospiel aus, besonders wenn die Action über den Bildschirm rauscht. Wo die früheren Filme (und teilweise auch Teil 4) mit vielen echten Stunts und Sets überzeugte, sehen wir hier viel Greenscreen und VFX-Effekte, ach und natürlich ein paar echte Schauspieler. Im Jahre 2023 ist das alles andere als beeindruckend, eher nervig und anstrengend. VFX-Effekte haben ihre Berechtigung und können viel erschaffen im Film, aber wenn es zu viel wird, verliert das Ergebnis oftmals an Echtheit. Die neuen „Mission: Impossible“-Filme haben gezeigt, wie man Action heutzutage grandios umsetzt, auch Christopher Nolan ist ein Vorreiter in der Abteilung. Selbst James Mangold selber hatte in „Logan“ (dem dritten „Wolverine“-Film) sehr starke Action integriert, obwohl er viel mit CGI arbeitete. Doch was ist hier passiert? Klar, ein Harrison Ford kann nicht mehr viele Actionsachen drehen, aber hier sehen ganze Szenen nach einen PlayStation 5-Spiel aus.
Das alles wäre jedoch noch vertretbar, wenn die Story und ihre Figuren gut wären. Tja, aber leider haben wir auch hier kein Glück. Das Drehbuch wurde von vier verschiedenen Leuten zusammengezimmert (darunter Mangold selbst) und ist ein typischer Mischmasch aus zu vielen Ideen. Die Dialoge wirken alle gekünstelt und die Story rast ohne Sinn und Verstand an einem vorbei. Dabei werden viele Dinge verhandelt und Informationen ausgetauscht zwischen den Figuren, aber all das bedeutet einfach nichts. Und trotz des Tempos ist der Film mit seinen zweieinhalb Stunden viel zu langatmig und infolge dessen auch langweilig. Tatsächlich war ich am ehesten an der Story dran als es am Ende völlig durchgeknallt wurde. Doch eher, um zu sehen, wie weit Disney & Co gehen, um Indiana Jones ein letztes Mal auf die große Leinwand zu bringen. Denn das Finale ist schon sehr absurd. Mich haben die Aliens im vierten Teil nie so gestört, aber hier wird es schon sehr verrückt…
Was mich ebenfalls gestört hat, ist die mehr als offensichtliche Plot-Armor, quasi der Schutz die Unsterblichkeit der Hauptfiguren. Teil 4 hatte dies schon mehr als überstrapaziert, aber „Rad des Schicksals“ führt das Ganze in ungeahnte Höhen. Indy kann sich aus den gefährlichsten Situationen retten ohne einen Krazer. Da schießen unzählige Leute auf ihn und er… duckt sich unter einen Tisch. Da bin ich immer wieder erstaunt, wie sich Leute so was haben einfallen lassen. Vieles wirkt so faul und einfallslos, aber hey, vielleicht ist das das Problem: „Indiana Jones“ hat perfekt für einen Film funktioniert und auch bei ein paar Fortsetzungen vielleicht, aber irgendwann ist das Genre ausgelutscht. Dieser Film macht nichts Neues mit dem Prinzip und viele Fans wollen sicher genau das, aber ich brauche frische Ideen. Doch der Grund, warum Disney diesen Film macht, ist klar: Mit billiger Nostalgie Zuschauer locken. Dabei versucht der Film immer wieder mit Cameos alter Figuren aufzutrumpfen, aber in Zeiten, in denen das selbst bei Marvel nur noch nervt, haben diese Tricks längst keine Wirkung mehr bei mir. Harrison Ford startete diesen Nostalgie-Köder-Trend selbst mit „Star Wars – Episode 7“ und trägt ihn nun zu Grabe.
Kommen wir damit auch zu den Schauspielern: Die sind allesamt unterwältigend. Ford versucht es zumindest seiner ikonischen Rolle etwas Leben einzuhauchen, wirkt aber zu oft wie ein alter Opa, der verzweifelt versucht mitzuhalten. Phoebe Waller-Bridge als Helena Shaw nervt die meiste Zeit und Mads Mikkelsen gibt wieder einmal eine langweilige Antagonisten-Rolle. Finde es echt schade, was für langweilige Figuren er in den letzten Jahren spielt, dabei ist er ein toller Schauspieler.
Fazit: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist zurecht gefloppt und darüber bin ich froh. Disney (und alle anderen Filmstudios) müssen endlich begreifen, dass diese billige Nostalgie-Masche nicht mehr zieht. Eine Fortsetzung, die so viel später als das Original spielt, kann nur gut werden, wenn das Ganze mit Sinn und Leidenschaft gemacht wird, wie etwa bei „Blade Runner 2049“, wo Harrison Ford ebenfalls seine alte Rolle als Deckard wieder aufnahm. Das hier ist jedoch ein kläglicher Versuch ein verstaubtes Franchise wieder zu beleben. Lasst Indy in Ruhe, er gehört in ein Museum (in ein filmisches zumindest). Für mich wird dieser Film nie wieder eine Rolle spielen. Er existiert einfach nicht, denn ich mag das Ende von Teil 4 deutlich mehr. „Indians Jones 5“ ist keine filmische Katastrophe, wird aber in zehn Jahren bereits vollkommen vergessen sein, da bin ich mir sicher. Und das ist auch gut so!