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    Ted
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Ted
    Von Christoph Petersen

    Der Serienschöpfer und Synchronsprecher Seth MacFarlane ist Kult! Mit seinen schamlos-satirischen TV-Cartoons „Family Guy" und „American Dad!" hat er eine treue Fangemeinde um sich geschart, die ihn abgöttisch verehrt und seine unzähligen popkulturellen Anspielungen versteht und bejubelt. Bei der Sprechender-Teddybär-mal-nicht-als-niedlicher-Held-eines-Kinderfilms-Komödie „Ted" stellte sich deshalb zunächst einmal die Frage, ob MacFarlane seine nerdige Zitierwut einschränken und sich dafür ein wenig mehr dem Mainstream öffnen würde? Die Antwort lautet ja, denn „Ted" ist ein sehr guter Kompromiss: Natürlich gibt es für die MacFarlane-Fanboys Popkultur-Referenzen und Insider-Gags zuhauf, so wird zum Beispiel ausdauernd der supertrashigen „Flash Gordon"-Verfilmung von 1980 gehuldigt, die wohl ziemlich sicher nur eine Minderheit des Kinopublikums tatsächlich gesehen hat. Aber ganz gleich, ob man der Flut von Anspielungen und Zitaten immer folgen kann: Der Humor von „Ted" ist dermaßen trocken und derb, die Pointen sind von so treffsicherer Geschmacklosigkeit, dass selbst ziemliche Partypuper nicht anders können als mitzugehen - außer sie halten sich ab dem ersten „Fuck" die Ohren zu oder erwarten von einer Komödie unbedingt mehr als nur eine Aneinanderreihung saukomischer Szenen.

    Nichts auf der Welt ist mächtiger als der Weihnachtswunsch eines kleinen Jungen, außer natürlich ein Apache-Helikopter, denn der ist mit Raketen und mit einer Bordkanone bestückt - die perfekte Tötungsmaschine! Aber zurück zum Fest der Liebe: Nach der Bescherung wünscht sich der von allen gehänselte John (Bretton Manley), dass er und sein neuer Stoffbär Ted für immer beste Freunde bleiben. Und wirklich: Am nächsten Morgen ist Ted plötzlich lebendig und schwört John ewige Freundschaft. In kürzester Zeit avanciert der sprechende Teddy zur Mediensensation und wird in alle Talkshows eingeladen. Aber wie das mit Reality-Stars nun einmal ist, gerät er schnell auch wieder in Vergessenheit... 25 Jahre später leben John und Ted (Stimme: Seth MacFarlane) noch immer zusammen. Nur knuddeln sie nicht mehr wie früher, sondern ziehen sich lieber gemeinsam eine Bong rein, während im Fernsehen schlechte Filme aus den 80ern laufen. Johns Freundin Lori (Mila Kunis) ist mit diesem chilligen Lebensstil allerdings gar nicht einverstanden...

    Ted ist ein Kuscheltier ganz anders als die anderen: Er hat schon etliche Beschwerdebriefe an die Spielzeugfirma HASBRO geschickt, wie es denn sein kann, dass Teddybären ohne Penis ausgeliefert werden. Allerdings hält dieses Handicap das potente Plüschtier nicht davon ab, die neue Tütenpackerin bei seinem Supermarktjob mitten auf dem frischen Gemüse flachzulegen! Saufen, Kiffen und Kopulieren auf der einen und der magisch erfüllte Weihnachtswunsch nach einem besten Freund für die Ewigkeit auf der anderen Seite – dieser krasse Gegensatz entpuppt sich als wahre Goldgrube für tabulose Zoten und wird auch nach 106 Minuten nicht alt. Dass das Konzept aufgeht, ist nicht zuletzt Mark Wahlberg („The Fighter") zu verdanken: Egal wie absurd die Situationen auch werden (und sie werden spätestens beim mit Knochenbrechersound unterlegten Hotelzimmerzweikampf Mann gegen Teddy extrem absurd), er reißt seine Rolle absolut ernst und ohne eine Miene zu verziehen runter - würde Wahlberg dem turbulenten Teddy-Treiben auch nur eine Sekunde mit ironischer Distanz begegnen, wären die provokativ-anzüglichen Gags wohl nur halb so lustig.

    „Ted" ist Seth MacFarlanes Spielfilmdebüt. Deshalb verwundert es wenig, dass der Film oft wie eine 106-minütige Episode von „Family Guy" anmutet: Teddybär Ted klingt nicht nur genauso wie „Family Guy"-Familienvater Peter Griffin (schließlich werden beide von MacFarlane persönlich gesprochen), auch seine vulgäre, naiv-ignorante Art ist dieselbe. Außerdem setzt MacFarlane sowohl in der Serie als auch beim Film eher auf einzelne empörende Szenen als auf eine stringente Handlung. Aber was soll's? Solange es dermaßen unverschämt lustig ist wie über weite Strecken von „Ted", kann uns das ganz egal sein. Hier jedenfalls schleichen sich erst dann einige Längen ein, als MacFarlane auf der Schlussgeraden doch irgendwie seine beiden zart angerissenen Handlungsstränge (zur Beziehungskiste von John und Lori kommt noch ein „Bärnapping") nach althergebrachter Art zu Ende bringen will. Das wiederum gelingt nur so gerade eben zufriedenstellend.

    Die Nähe zu „Family Guy" zeigt sich auch in dem wilden Ritt durch die Popkultur der vergangenen Jahrzehnte. Wenn Lori sich über Johns „Krieg der Sterne"-Klingelton beschwert, weil dieser zu negativ klinge, und er daraufhin erwidert, die Melodie sei aus „Wie ein einziger Tag", verstehen den Gag wohl noch recht viele. Aber Seth MacFarlane ist ein Popkultur-Fan, der bisher nur Fernsehen für andere Popkultur-Fans gemacht hat, und deshalb macht er auch vor sehr speziellen Anspielungen nicht halt. Und da gehört dann plötzlich selbst „Flash Gordon"-Star Sam J. Jones noch zu den prominenteren Zielen. Rein optisch macht sich MacFarlanes 80er-Jahre-Fantum aber in jedem Fall bezahlt, denn sein Film sieht aus, als wäre er vor 30 Jahren entstanden. Und integriert in den etwas angestaubten 80er-Look wirkt der computeranimierte Teddybär sehr viel realer als es in einem aktuellen Hochglanz-Blockbuster je der Fall wäre.

    Fazit: Für Fans von Seth MacFarlane und „Family Guy" ist „Ted" ein unbedingtes Muss! Und selbst wenn etliche der Popkultur-Anspielungen unverstanden an ihnen vorbeigehen, werden auch Uneingeweihte eine Menge Spaß mit dem dauerfluchenden Teddybären haben. Darauf ein dreifaches: „Fuck you thunder, you can suck my dick!"

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