Irene Langemann stellt Elena Kolesnitschenko diese Frage direkt nach ihrem Scheitern in der ersten Runde eines wichtigen Wettbewerbs. Schwachen Trost gibt es erst ein paar Tage später in Form persönlicher Entschuldigungsschreiben von zwei Jurymitgliedern, in denen sie die Taubheit ihrer Kollegen beklagen. Kolesnitschenko, 26, verheiratet, ein Kind ist nach Deutschland gezogen und lebt inzwischen in Hannover. Was ihre Karriere als Konzertpianistin angeht, hört sie, wie sie sagt, die biologische Uhr ticken. Außerdem will sie nicht „irgend eine Mucke machen“, davon werde sie depressiv. Man lobt ihr Spiel, aber ohne einen ersten Preis in einem wichtigen internationalen Wettbewerb komme heute niemand mehr in ein großes Orchester und schon gar nicht mit 26 Jahren. Kolesnitschenko hat Zeit verloren wegen des Kindes, viele haben ihr gesagt, dass sie sich damit ihre Karriere verbaut. Der erste Preis bei besagtem Wettbewerb wäre ein Flügel gewesen. Auch darüber hätte sie sich gefreut. Sie hat nämlich keinen. Sie übt auf Instrumenten in Musikschulen. Man erfährt es nebenbei und man will es nicht glauben…
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Die Konkurrenten - Russlands Wunderkinder 2
Von Martin Thoma
Was wird aus Wunderkindern, wenn sie älter werden? Die oft gestellte Frage hängt direkt zusammen mit der Faszination, die gerade das Kindsein der Genies auf die meisten Menschen ausüben. Denn ein Wunderkind kann noch so großartige Leistungen vollbringen, bewundert wird es dafür nur unter dieser einen Prämisse: Dass es noch ein Kind ist. Und die Vergänglichkeit der Kindheit ist sogar noch sicherer als die Vergänglichkeit des Ruhms. Irene Langemann („Rubljovka - Straße zur Glückseligkeit") hat im Jahr 2000 einen Dokumentarfilm über vier russische Kinder-Klaviervirtuosen gedreht: „Russlands Wunderkinder". Zehn Jahre später sind diese nun junge Erwachsene, die versuchen, sich auf dem hart umkämpften Markt der klassischen Musik zu behaupten. „Die Konkurrenten – Russlands Wunderkinder 2" ist die logische Fortsetzung von Langemanns erster Dokumentation und ein sensibles filmisches Porträt von v