"Dont eat the f***ing candy!" Nun gut, schlägt man zuerst in einem Wörterbuch nach und begibt sich auf die Suche nach dem Wort "Trash", findet man den Vorwurf des Wörterbuchs an die Gesellschaft, dass geistlose und geschmacklose Machenschaften von Einigen auch gerne als Kunst wahrgenommen werden. Ein Spiel mit zwei Seiten, wie man weiß. Nicht wenige Filme dieser Gattung werden als Geschmacksverirrung wahrgenommen. Dass das auch bei "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" gilt, zeigt ein Blick auf den Pressespiegel.
Somit ergibt sich natürlich durch eine vorweggenommene Betrachtung des Materials, inklusive Analyse des hochkomplexen Inhalts nichts wirklich greifbares. Und auch bei dem Wörtchen "Trash" zeigt sich mitunter das Problem, dass man handelsüblichen Trash mittlerweile als Low – Budget verinnerlicht hat und die Moneten lassen sich bei dieser Effektorgie aus Körperteilen und Blut nun wirklich schwer verbergen. Doch wenn das Wörtchen wenn nicht wär.
"Dead Snow" – Regisseur Tom Wirkola präsentiert uns einen wahrhaftigen Grimm auf Speed, ein ultrakrasses Märchen, wenn man so sagen darf, ziemlich sarkastisch, ziemlich brutal und immer auf seichtem, aber doch ganz passabel unterhaltendem Hintergrund.
Was Wirkola schon zu Beginn inszeniert, ist eine leichte aber sehr effektvolle Abänderung der, zugegeben, aber auch häufig modifizierten Vorlage. Es gibt eine schnellgeschnittene und sehr konsequente Exposition: Ab mit der Hexe in den Ofen!
Die folgenden Dinge sind alle Mittel zum Zweck, es wird sich nicht mit Kleinigkeiten aufgehalten und so oft wie möglich auf die Hexen draufgehauen. Kleine Randfiguren haben nicht viel zu erzählen, sind aber am Ende vielleicht noch wichtig, um eine Waffe halten zu können und sie dann vielleicht auch zu gebrauchen.
Insgesamt hält sich Regisseur Wirkola aber auch nicht mit typischerweise pointierten Dialogen auf. Einige nette und amüsante Verweise wie die Diabetes oder Gretel's Trollwiederbelebung a la Frankenstein sind vorhanden, sonst ist es aber auch nur Hänsel, der ab und zu mal den mürrischen Egozentriker ausgibt. Ansonsten kommt der Film relativ humorfrei aus und stolpert gefährlich nahe an die seriöse Schwelle, in die auch schon "Abraham Lincoln: Vampirjäger" gefallen ist. Wären da nicht die abgefahrenen Körperteilbeseitigungsfacetten, die doch immer wieder begeistern. Zudem nutzt Wirkola die dritte Dimension endlich mal wieder für eine sehr spaßige Variante. Alles was nicht mehr am Körper hängt, fliegt in den Kinosaal und das wird auch mit fortschreitender Filmdauer nie langweilig.
Was sich am Ende dann doch zieht, ist der Schlussshowdown, und auch an dieser Stelle offenbart sich das der Regisseur nur die 90 vollkriegen wollte. Dennoch lebt der Film natürlich eindeutig von seinen Actionszenen in hoher Stückzahl, um eine locker-seichte Geschichte aufzufrischen. Was aber eindeutig noch auf der Pro – Seite einschlägt, ist, dass der Film fast ausschließlich auf alberne emotionale Momente verzichtet. Verluste werden locker aufgenommen, sodass es dem Spaß und Actionfeuerwerk keinen Abbruch tut.
Die Schauspieler sind folglich vollkommen unterfordert: Jeremy Renner ist mürrisch – cool und setzt einige eiskalte Oneliner, bleibt dem trockenen Geist des unernsten Trash damit treu. Gemma Arterton, eine meiner (optischen) Lieblingsschauspielerinnen, macht eigentlich gar nichts, außer ab und zu mal zu schießen. Tja, und auch der Rest behält das Muster des Stils bei, wobei auch die schon eher renomierte Schauspielerin Famke Janssen nichts Außergewöhnliches beisteuert.
Fazit: Was bei Trash häufig gilt: Eigentlich ist der Film grottenschlecht, wäre er nicht so geil. Da bildet auch "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" keine Ausnahme und balanciert spielend auf dieser filmischen Prämisse. In ein seichtes Abenteuer gebettet, erreicht er immer wieder Momente höchster Abgefahrenheit und ist als spaßige Unterhaltung prädestiniert. Wirkola wiederholt kein zweites "Snow White and the Huntsman" Desaster und wiedersetzt sich feiernd und gröhlend der Vorlage. Tja, wenn man ein Märchen aufgrund seines Alters nicht mehr adaptieren kann, dann pflügt man es halt auseinander. Richtig so.