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    Whistleblower - In gefährlicher Mission
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Whistleblower - In gefährlicher Mission
    Von Constantin von Harsdorf

    Als Whistleblower bezeichnet man jemanden, der seine internen Firmenkenntnisse nutzt, um illegale oder unlautere Praktiken öffentlich anzuprangern. Dabei setzt sich die betreffende Person oft einem nicht unerheblichen Risiko aus. „Whistleblower – In gefährlicher Mission", das Langfilmdebüt der Kanadierin Larysa Kondracki, erzählt nun die Geschichte einer solchen Whistleblowerin. Als Grundlage für das von der Regisseurin mitgeschriebene Drehbuch dienten die Erlebnisse der amerikanischen Polizistin Kathryn Bolkovac, die in den späten 90er Jahren im Nachkriegsbosnien unter dem Banner der Vereinten Nationen mithelfen sollte, dem zerrütteten Land Schritt für Schritt wieder zu so etwas wie Normalität zu verhelfen, dabei aber auf einen organisierten Mädchenhändlerring stieß, an dem auch hochrangige Mitarbeiter der Vereinten Nationen beteiligt waren. Herausgekommen ist ein über weite Strecken spannender Polit-Thriller, der eine bewegende Thematik aufgreift, jedoch stellenweise zu sehr an der Oberfläche verhaftet bleibt, um in die Liga ähnlich gelagerter Genre-Großtaten wie zum Beispiel Fernando MeirellesDer ewige Gärtner" aufzuschließen.

    Kathryn Bolkovac (Rachel Weisz) ist eine Polizistin und geschiedene Mutter aus dem amerikanischen Bundesstaat Nebraska. Ihr Ex-Mann hat das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zugesprochen bekommen und Kathryn hat nur selten die Gelegenheit, sie zu besuchen. Deshalb hofft sie schon seit Längerem vergeblich auf eine Versetzung in die Nähe ihrer Tochter. Als mal wieder ein Antrag scheitert, nimmt die junge Polizistin stattdessen ein lukratives Angebot im Rahmen der UN-Friedensmission im vom Bosnienkrieg gezeichneten Sarajewo an. Ihre Aufgabe ist es, die örtliche Polizei für ein halbes Jahr bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Als bei einer nächtlichen Razzia in einer zwielichtigen bosnischen Bar einige minderjährige osteuropäische Mädchen aufgefunden werden, trotz gegenläufiger Aussagen aber nie in polizeilicher Obhut landen, wird Bolkovac skeptisch. Ihre Recherchen führen sie schon bald auf die Spur eines Mädchenhändlerrings, dessen Kreise bis in die hohen Etagen der UN-Führung reichen. Kathryn stößt bei ihren Ermittlungen nicht nur auf den Widerstand der Mädchenhändler, sie muss vor allem auch gegen die Feinde in den eigenen Reihen ankämpfen. Einzig die UN-Menschenrechtsbeauftragte Madeleine Rees (Vanessa Redgrave) und der mit internen Aufgaben der Vereinten Nationen betreute Peter Ward (David Strathairn) ermutigen Kathryn, bloß nicht aufzugeben...

    Sieben Jahre arbeitete Larysa Kondracki eng mit der realen Kathryn Bolkovac zusammen – und man spürt, dass es sich bei dem Projekt um eine echte Herzensangelegenheit handelt. Im Film schlüpft nun Rachel Weisz (Oscar für „Der ewige Gärtner") in die Rolle der Polizistin und beweist einmal mehr, dass sie zu den talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation zählt. Ihr eindringliches Spiel bindet den Zuschauer schnell emotional an ihre Figur und trägt den Film über weite Strecken beinahe allein. Es ist vor allem der Natürlichkeit der gebürtigen Londonerin zu verdanken, dass ihre Figur bis zum Schluss glaubhaft bleibt und trotz der heiklen Thematik nie überzeichnet wirkt. Wenn Kathryn in einer der eindrucksvollsten Szenen des Films doch einmal die Nerven verliert und einen in den Mädchenhandel involvierten Polizisten anschreit und hilflos auf ihn einprügelt, überträgt sich ihr lähmendes Gefühl der Machtlosigkeit und ihre unbändiger Wut unweigerlich auf das Publikum. In solchen Momenten ist „Whistleblower" absolut packend.

    Allerdings gelingt es Kondracki trotz teils drastischer Bilder nicht, diese emotionale Intensität über die gesamte Spieldauer hinweg aufrecht zu erhalten. Dafür bleibt „Whistleblower" oft zu oberflächlich und schematisch. Der Zuschauer weiß recht früh, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, was auf Kosten der Spannung geht. Platz für Graustufen gibt es kaum, obwohl die gerade bei einer solch ernsten Thematik angemessen gewesen wären. Die tieferen Beweggründe der Figuren bleiben weitgehend unbeleuchtet.

    So geben William Hope und David Hewlett als korrupte UN-Mitarbeiter die bösen Buben von der Stange. Auf der Gegenseite positionieren sich Vanessa Redgrave und David Strathairn, die für ihr enormes schauspielerisches Potential einfach zu wenig Raum zur Entfaltung bekommen. Ihre recht knapp bemessene Leinwandzeit füllen die beiden aber dennoch mit ihrer gewohnten Präsenz. Monica Bellucci als Chefin der UN-Friedensmission bleibt hingegen komplett blass. So ist es vor allem Rachel Weisz als gegen alle Widerstände ankämpfende Polizistin, die die Spannung trotz der angesprochenen Schwächen bis zum Schluss hoch hält und einen nachdenklichen Zuschauer zurücklässt.

    Fazit: Spannender Polit-Thriller, der sich einer äußert heiklen Thematik annimmt, teilweise jedoch an einer etwas zu formelhaften Charakterzeichnung krankt.

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