Zugegeben, nicht ganz das Gelbe vom Ei. Als Kenner und Fan der beiden Videospiele war ich von der Realverfilmung etwas enttäuscht. Im Gegensatz zum legendären Original, das ein Mix aus „Punisher“ (Handlung), „Matrix“ (Effekte) und „Sin City“ (Film-Noir-Style) war, fiel der Film relativ blass aus. Die Bilder und das Setting sahen irgendwie noch viel zu sauber und fröhlich aus (hätte man besser noch einen Grey-Shader drüberlegen sollen). Die Kulissen des Videospieles waren viel dreckiger, düsterer und pessimistischer (ich möchte nur mal an die beiden Alptraumlevel erinnern). Immerhin hat Regisseur John Moore ein wichtiges Stilelement beibehalten: der ständige Schneefall.
Sehr zu meinem Bedauern gab es auch nur wenige Bullet-Time-Schusswechsel. Und das war immerhin DIE Innovation des Spiels (ich zitiere mal aus der Anleitung der englischen Uncut-Version: “Bullet Time is the heart of Max Payne’s combat manoeuvres. When pressed into a tight spot Max can activate Bullet Time, which will slow the action around him, while allowing him to aim his weapons in real-time. This is very affective and allows Max to dodge oncoming bullets”). Beeindruckend waren dagegen die Auswirkungen der Droge Valkyr, die so nicht im Spiel zu sehen waren. Die Flügel-Tatoos waren auch neu, aber Fans konnten in so mancher Szene das „echte“ Symbol als Grafitti an den Wänden entdecken („The image of a green „V“ with a syringe in the middle“). Mark Wahlberg verkörperte Max Payne gut, obwohl ich mir eher Mel Gibson für die Rolle gewünscht hätte. Begeistert war ich von Mona Sax (gespielt von Mila Kunis), die tatsächlich direkt aus dem Videospiel entsprungen zu sein schien. Leider hat man viele wichtige Charaktere einfach so aus dem Drehbuch gestrichen (u.a. Virgilio Finito, Vinnie Gognitti und Angelo Punchinello) und somit die Story nur sehr verkürzt dargestellt. Hey, und wo war überhaupt Captain Baseballbat-Boy? Das Filmende wich ebenfalls sehr stark von dem Videospielende ab (da musste man doch auf der Hubschrauberlandeplattform mit einem Scharfschützengewehr die Drahtseile so anschießen, dass die Betonpfeiler auf den Hubschrauber stürzten).
Insgeamt war die Realverfilmung also eher eine „Light-Version“ der berühmten Max-Payne-Reihe. Naja, wie soll man auch in 96 Minuten bzw. 99 Minuten (Extended Director’s Cut) eine glaubwürdige Charakterentwicklung eines gefallenen Engels darstellen. Da nahm sich das Spiel einfach mehr Zeit. Wer einen soliden Actionfilm sehen will, ist mit „Max Payne“ auf jeden Fall gut beraten. Wer allerdings echtes „Max Payne“-Feeling erleben möchte, greift besser zum Videospiel.