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    Footloose
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Footloose
    Von Andreas Staben

    „Ihr wisst, was jetzt kommt!" – Noch vor dem eigentlichen Vorspann wird mit diesen Worten nicht nur die Vorfreude des Publikums geweckt, das hier die ersten Takte eines geliebten Songs erkennt, sondern auch gutgelaunt darauf angespielt, dass das Folgende vielen Zuschauern bekannt vorkommen wird: Craig Brewers „Footloose" ist nämlich ein in mancher Hinsicht erstaunlich buchstabengetreues Remake des gleichnamigen Hitfilms von 1984. Dabei ist die 2011er Variante des Tanzfilms und Teenagerdramas aber keineswegs ein fader Aufguss des Kevin-Bacon-Klassikers, sondern vielmehr eine sorgfältig geschriebene, gut gespielte und hervorragend choreographierte Aktualisierung mit eigenen zeitgemäßen Akzenten.

    Der 16-jährige Ren McCormack (Kenny Wormald) wird nach dem Krebstod seiner Mutter von seinem Onkel Wes (Ray McKinnon) aufgenommen. Das bedeutet aber auch einen Umzug von Boston in das Südstaatennest Bomont. Gleich an seinem ersten Tag in der neuen Heimat wird Ren von der Polizei angehalten, weil er zu laute Musik im Auto gespielt hat – dies ist in Bomont verboten, seitdem vier angetrunkene Teenager drei Jahre zuvor bei einem Unfall ums Leben kamen. Minderjährige dürfen hier weder trinken noch in der Öffentlichkeit tanzen. Ein wichtiger Fürsprecher dieser Verbote ist der Reverend der Gemeinde, Shaw Moor (Dennis Quaid), der bei dem Unglück seinen Sohn verlor. Der in der Großstadt aufgewachsene leidenschaftliche Tänzer Ren kann sich mit den strengen Regeln nicht anfreunden und startet eine Initiative zur Rücknahme des Tanzverbots. Unterstützung erhält er von Reverend Moors rebellischer Tochter Ariel (Julianne Hough), die ein Auge auf den Neuankömmling geworfen hat...

    Craig Brewer macht gleich zu Beginn klar, dass er ein Bewunderer von Herbert Ross‘ Original ist – es ertönt nicht nur der damals oscarnominierte Titelsong in einer leicht aufgepeppten Version, sondern er zitiert auch die einprägsame Eröffnungssequenz des alten „Footloose". Auch in der Folge hält er sich oft eng an das Vorbild bis hin zur wörtlichen Übernahme einzelner Dialoge und Details wie Rens gelbem VW Käfer und Ariels roten Stiefeln. Aber zugleich gibt Brewer dem dramatischen Grundkonflikt mehr Substanz und schlägt insgesamt einen ernsteren Tonfall an.

    Im Gegensatz zum Original ist im Remake am Anfang der Unfall zu sehen, der zu dem Tanzverbot führt. Brewer setzt diesen effektvoll inszenierten Schockmoment gezielt ein, so wecken die folgenden Reaktionen gar Erinnerungen an die Versuche der amerikanischen Regierung, nach 9/11 einer unkalkulierbaren Terrorgefahr durch restriktive Sicherheitsmaßnahmen Herr zu werden. Dieser entschieden zeitgenössische Bezug weicht in der Folge einem eher allgemeingültig gehaltenen Generationenkonflikt, aber der wird von den Darstellern überzeugend ausgespielt. So ist Dennis Quaids („The Day After Tomorrow") Prediger kein blinder konservativer Eiferer, sondern ein zutiefst verunsicherter Mann, der sich um die Kinder der Gemeinde sorgt und in der Trauer die Orientierung verloren hat. Die Konfrontation mit seiner unverstandenen Tochter bekommt bei Brewer entsprechend eine im Popcorn-Kino selten zu sehende emotionale Wucht.

    Wer nun befürchtet, aus „Footloose" wäre eine todernste Angelegenheit geworden, der kann beruhigt werden. Das Rückgrat des Films ist die größere Tiefe der Figuren und die sorgfältige Ausarbeitung ihrer Probleme, sein Herz dagegen bleiben die schwungvollen und abwechslungsreichen Tanzszenen, die vom „Step Up To The Streets"-Choreographen Jamal Sims betreut wurden: Vom Streetdance bis zur Country-Line-Formation sind die verschiedensten Stile vertreten – ein schwungvoller Höhepunkt ist die Montage zu „Let's Hear It for the Boy", einem ebenfalls vom Original adaptierten Song, in der Rens neuer Kumpel Willard (Miles Teller) versucht, tanzen zu lernen. Und bei Rens „Wut-Tanz", einer akrobatischen Solonummer in einem verlassenen Lagerhaus, bei der er auch turnerisches Talent beweist, kommen Tanzchoreographie und Figurenzeichnung ganz eng zusammen – selten wurde das „Dampf ablassen" in so dynamische Bilder gefasst.

    Kenny Wormald und Julianne Hough in den Hauptrollen sind bei den großen Musik-Nummern, die manchmal ruhig noch etwas länger hätten sein dürfen, als erfahrene Tänzer natürlich in ihrem Element. Ihr schauspielerisches Talent hält da zwar nicht ganz mit, aber gerade im Zusammenspiel mit ihren erfahreneren Co-Stars zeigen sie auch hier einiges Potential. Unter den Jungstars stiehlt ihnen allerdings Miles Teller als Tanzmuffel Willard die Schau. Er ist als aufbrausender Südstaatenhaudrauf der Sympathieträger des Films - vor allem über diese Figur erzählt der in Tennessee aufgewachsene Regisseur auch augenzwinkernd von einigen Eigenheiten des amerikanischen Südens, den er schon in seinen vorigen Filmen „Hustle And Flow" und „Black Snake Moan" so treffend porträtiert hat. Besonders drollig ist der Kontrast zwischen Willards breitem lokalen Akzent und Rens Boston-Dialekt – dieser Effekt geht in der deutschen Fassung allerdings verloren.

    Fazit: „Footloose" überzeugt sowohl als Teenager-Drama, als auch als Tanzfilm. Craig Brewer ist dem Original bei seiner Neuauflage durchaus treu geblieben, bewegt sich aber dennoch immer auf der Höhe unserer Zeit.

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