"Warcraft - The Beginning" ist irgendwie ein guter Film.
Für mich persönlich ist Geschichte insgesamt schon interessant, weil ich mit den Spielen auch aufgewachsen bin. Insofern sind die Namen Gul'dan, Durotan, Medivh, Khadgar, ... einfach nur neues Leben bekannter Figuren und Abenteuer.
Was ich so richtig grottenschlecht finde, sind einige der Charaktere:
Lothar, sowohl im Spiel, als auch im Film bzgl. seiner Rolle ein erfahrener, alter und weiser Krieger ist irgend so ein junger Heissporn, der die Rolle in keinster Weise erfüllt. Der König, auch irgend so ein Milchbübchen mit seiner Plastikkrone. Bis auf die Szene mit König und Garona am Ende ist für mich die Inszenierung dieser beiden Hauptcharaktere voll für'n Eimer. Khadgar ist auch so ein junger Naseweis. Aber bei letzterem passt dass eigentlich ganz gut: Junger, unerfahrener Zauberer, der in eine viel zu große Aufgabe geworfen wird. Wenn man sich ein bisschen an den Schauspieler gewöhnt hat, dann passt das für mich ganz gut.
Andere Charaktere finde ich wiederum gelungen finde: Durotan der Häuptling der Frostwölfe, sowie Orgrimm Doomhammer stellen absolut überzeugend die Integrität, Loyalität gegenüber Ihrem Stamm und das einstehen für das Gute dar, dass sie verkörpern sollen und es werden die Entbehrungen und Schwierigkeiten, die diese charakterliche Prägung mit sich bringt, gut dargestellt. Auch Medivh, den Wächter und seine Wandlung im Laufe des Films finde ich mindestens halbwegs gelungen.
Im Übrigen stößt mich die gnadenlose Überzeichnung der Orcs gerade im Vergleich zu den Menschen ab: Orcs die eigentlich 2-3 Mal so gross sind wie die Menschen, schlagen mit riesigen Äxten und Vorschlaghämmern auf letztere ein und die halten dass mal locker mit einem Schild ab. Desweiteren die klischeehafte Überhöhung der Blutrünstigkeit und einfältigen Kriegs- und Mordlust der Orcs allgemein, die übertrieben extrem gestalteten Waffen und Körperpanzerelemente.
Auch die Zwerge sind irgendwie sehr überzeichnet "zwergig" und irgendwie unfreiwillig komisch. Das wirkt alles irgend sehr unnatürlich im Vergleich z. B. zu denen in Herr der Ringe. Aber ich vermute alleine der Vergleich ist aufgrund der deutlich unterschiedlichen Budgethöhe sehr ungerecht.
Bzgl. der Geschichte finde ich das Motiv des innerlich schlechten Herrschers und der Dynamik mit den verschiedenen Untergebenengruppen der Orcs durchaus interessant. Das packt mich - trotz der weit von der Realität entfernten Fantasiewelt - doch irgendwie, weil die Dynamik da doch gar nicht so weit von der echten Welt entfernt zu scheinen sein mag. Auch das Motiv des Verderbens der unmittelbaren Umgebung, der Natur, in denen die Orcs sind in Verbindung mit der inneren Korruption und dem moralischen Verfall, der sich dadurch wiederspiegelt finde ich durchaus ansprechend.
Negativ im Bereich der Handlung und Dialoge finde ich einfach viele kitschige und schnulzige Klischees mit zugehörigen total bescheuerten, platten Sprüchen, die zu allem möglichen hervorgekramt werden: Treue und was weiß ich noch alles.
Das kein Charakteraufbau in dem Film ist: Ob das so ein einzelner Film überhaupt leisten kann? Vielleicht, wenn er grundsätzlich als Serie von Filmen angelegt ist. Grundsätzlich gab es ja bereits den Charakteraufbau durch die Spiele, welche man gut hätte besser nutzen können. Aber trotz allen Fehlern merkt man dem Film schon an, dass er im Vergleich zu jedem Fan-Projekt schon einfach grundsätzlich sehr professionell umgesetzt wurde: CGI und viele Szenen wirken schon einfach auch sehr gut.
Warcraft ist für mich insgesamt ein Film mit eklatanten Schwächen, aber zum Teil packt mich der Film doch irgendwie. Ich würde sagen, der Film hat schon so etwas wie eine Seele, weswegen ich mir den auch schon ein paar Mal angeschaut habe.
Ich würde auch sagen, dass die Geschichte von Warcraft insgesamt durchaus im Lauf der Zeit umfangreich geworden ist und eine Tiefe hat, aus der man jede Menge für zukünftige Filme schöpfen kann. Es gibt Gute und Böse. Es gibt charakterliche Entwicklungen; paradoxe Situationen; schwierige Entscheidungen, äußere Konflikte zwischen Charakteren und innere Konflikte der Charaktere selbst. Und World of Warcraft - dass ich selbst gar nicht kenne - wird da mit Sicherheit noch weitere Möglichkeiten bieten.