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    Fame
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Fame
    Von Sascha Westphal

    Die High School of Performing Arts in Manhattan ist eine echte New Yorker Institution. Jahr für Jahr strömen talentierte Jugendliche aus allen Schichten und aus allen Teilen des Landes dorthin, um sich neben dem normalen Unterricht in Gesang oder Schauspiel, Tanz oder Musik ausbilden zu lassen. Das war schon so, bevor Alan Parker der Schule 1980 mit seinem Ensemble-Musical Fame ein filmisches Denkmal setzte. Doch seither ist sie geradezu eine Legende. Nun, in den Zeiten allgegenwärtiger Casting-Shows und der Retorten-Stars, die sie hervorbringen, hat ihr Mythos noch einmal an Glanz gewonnen. Auf ihrem Weg zum schnellen Ruhm versprechen sich von der „Fame“-Schule nicht wenige Teenager geradezu Wunderdinge. Diesen Eindruck vermittelt zumindest Kevin Tancharoens Highschool-Musical „Fame“. Sein über die Maßen formelhaftes Remake lässt sich allerdings weniger an seinem Vorbild als am gegenwärtigen Zeitgeist messen - und der inspiriert allem Anschein nach nicht gerade zu filmischen Höhenflügen.

    Mehr als tausend Teenager belagern am Tag der Aufnahmeprüfungen die High School of Performing Arts. Jeder von ihnen träumt vom großen Durchbruch, schnellen Erfolgen und frühem Ruhm. Doch nur die wenigsten von ihnen schaffen überhaupt diese Hürde und werden an der Schule angenommen. Unter den Auserwählten ist der in einer Welt von Drogen und Gangs groß gewordene Malik (Collins Pennié, Half Nelson, Fired Up!), der als Schauspieler und Rap-Künstler vor allem von der in ihm aufgestauten Wut und Verzweiflung zehrt. Nur reicht das alleine in den Schauspielkursen, die er zusammen mit der unbeschwerten Joy (Anna Maria Perez de Tagle) und der extrem schüchternen Jenny (Kay Panabaker, Nancy Drew - Girl Detective) besucht, nicht. Also konzentriert er sich mehr auf die Musik, die ihn mit dem talentierten Komponisten Victor (Walter Perez, Inhale) zusammenführt. Gemeinsam entdecken sie in der angehenden Konzertpianistin Denise (Naturi Naughton, Notorious B.I.G.) eine außerordentlich talentierte R&B-Sängerin und überreden sie, gemeinsam mit ihnen eine Band zu gründen. Doch das muss Denise vor ihrem strengen Vater (Julius Tennon) verheimlichen, in dessen Augen nichts außer klassischer Musik einen Wert hat…

    Schon Alan Parkers „Fame“, in dem sich vielfältige Charakterstudien und eher lose verbundene Erzählstränge zu einem insgesamt mehr als vier Jahre - also die gesamte Highschool-Zeit umspannenden - Ensemblestück zusammenfügten, bestand im Endeffekt nur aus einer Vielzahl kleiner, oft nur schlaglichtartiger Szenen. Kevin Tancharoen und die Drehbuchautorin Allison Burnett folgen diesem Konzept weitgehend, einige Figuren und Szenen sind sogar direkt an das Original angelehnt. Zugleich haben sie aber das Tempo gegenüber ihrer Vorlage noch einmal deutlich erhöht – und das gilt nicht nur für die an Musikvideos erinnernde Schnittfrequenz ihres Films. Die Momente, in denen Parker auch einmal in die Tiefe geht und das Innere seiner Figuren auslotet, fehlen nun ganz.

    Für Tancharoen und Burnett zählen einzig und allein die großen Show- und Musicalnummern, alles andere ist nur überleitendes Füllmaterial. Also reduzieren sie ihr gesamtes Personal auf eine Anzahl schnell umrissener Typen, die außer ein oder zwei offensichtlichen Eigenschaften und Merkmalen keinerlei Persönlichkeit haben. Das gilt für die schon erwähnten Figuren, die mehr oder weniger im Zentrum der Handlung stehen, genauso wie für ihre Mitschüler, zu denen die aus einer reichen Familie stammende Ballettschülerin Alice (Kherington Payne), der bisher von seiner Mutter trainierte Tänzer Kevin (Paul McGill, Man On Wire), der Möchtegern-Scorsese Neil (Paul Iacono) und der bisher nur im Restaurant seines Vaters aufgetretene Sänger Marco (Asher Brook) gehören. Aber nicht nur sie erweisen sich letzten Endes als völlig austauschbar, auch die Situationen, in die sie geraten, sind gänzlich stereotyp.

    So bleibt dieses Remake selbst hinter einer durchschnittlichen Fernsehseifenoper zurück. Derartige Serien können oft alleine durch ihre Laufzeit ein gewisses Interesse an ihren Figuren wecken. Spätestens nach drei oder vier Folgen entstehen oft sehr vielfältige emotionale Verbindungen zwischen dem Zuschauer und den einzelnen Charakteren. Genau auf diesen Zeitfaktor, der übrigens auch bei Casting-Shows eine entscheidende Rolle spielt, kann „Fame“ natürlich nicht bauen. Also versinkt dieses mit seinen verwässerten HipHop- und schmalzigen R&B-Nummern auch musikalisch durch und durch nichtssagende Musical in schauerlichen Klischees, von denen eins platter ist als das andere. Um nur zwei Beispiele zu nennen, wobei nichts verraten wird, was nicht sowieso schon offensichtlich ist: Natürlich will der ehemalige Schüler der High School of Performing Arts, der Jenny anbietet, sie an die Casting-Agentin seiner Fernsehserie zu vermitteln, nur mal schnell mit der naiven Teenagerin ins Bett; und der Produzent, der anscheinend ganz begeistert ist von Neals erstem Kurzfilmprojekt und dem Jungregisseur das Blaue vom Himmel verspricht, ist natürlich ein Betrüger, der mit dem Geld, das sich Neal von seinem Vater leiht, auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

    Alan Parker ließ sich seinerzeit noch von Robert Altman leiten und hat mit seinem Porträt der New Yorker High School of Performing Arts so etwas wie das „Nashville“ des Teenager-Kinos geschaffen. Bei Kevin Tancharoen scheint dagegen die Filmgeschichte mit so nichtigen Werken wie Step Up und High School Musical 3 zu beginnen und auch gleich wieder zu enden. Er, der zuvor ein paar Musikvideos und einige Folgen von Casting-Shows gedreht hat, verwandelt „Fame“ in einen ideen- und seelenlosen Mix eben dieser beiden Genres. Das haben weder die traditionsreiche Schule noch Alan Parker verdient.

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