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    Umständlich verliebt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Umständlich verliebt
    Von Carsten Baumgardt

    Wird Jennifer Aniston jemals von ihrer Paraderolle der neurotischen Singlefrau, die sie in der Kultserie „Friends" entwarf und in Kinofilmen wie „Wo die Liebe hinfällt", „...und dann kam Polly" oder „Er steht einfach nicht auf Dich" fortführte, wieder loskommen? In Josh Gordons und Will Specks romantischer Baby-Komödie „Umständlich verliebt" gibt es wieder genau so eine Rolle. Aber Achtung: Diesmal spielt nicht die Vorzeige-Blondine, sondern ihr männlicher Partner Jason Bateman ein neurotisches Nervenbündel, während Anistons Figur wesentlich geerdeter ist. Wirklich originell ist „Umständlich verliebt" trotzdem nicht, gefällt aber immerhin mit frechem Wortwitz.

    Die New Yorker Singlefrau Kassie (Jennifer Aniston) hatte bisher nur Pech mit den Männern. Und nun, mittlerweile in den Dreißigern angelangt, beginnt auch noch ihre biologische Uhr ganz heftig zu ticken. Sie möchte ein Kind. Egal wie. Ein adäquater Samenspender muss her. Ihr bester Freund, der neurotische Banker Wally (Jason Bateman), betrachtet die Aktion mit Argwohn. Insgeheim hofft er, mit ihr zusammenzukommen. Aber schon nach kurzer Zeit ist der richtige Spender gefunden. Der Modelathlet Roland (Patrick Wilson) braucht Geld und bietet an, seine Fruchtbarkeit weiterzureichen. Um die pikante Angelegenheit aufzulockern, schmeißt Kassie eine Befruchtungsparty, an deren Höhepunkt ein Arzt ihr die Samen Rolands einleiten soll. Doch Wally funkt ihr ungewollt dazwischen. Er betrinkt sich bis zur Besinnungslosigkeit, tauscht das besagte Material im völligen Rausch aus und ersetzt es durch sein eigenes. Das Ergebnis ist klar: Kassie wird schwanger. Sie kehrt zurück in die Provinz und zieht dort ihren Sohn Sebastian (Thomas Robinson) groß. Nach sieben Jahren kehrt sie nach New York zurück, wo sich Wally gleich mit seinem Spross anfreundet – nur von seiner Vaterschaft weiß bisher niemand etwas...

    „War es Samenraub?", titelte eine große deutsche Boulevard-Zeitung im Jahr 2000. Das russisch-afrikanische Model Angela Ermakowa wurde angeklagt, sich des Erbguts von Tennis-Superstar Boris Becker in einer Londoner Besenkammer heimtückisch bemächtigt zu haben. Eine bizarre Anhörung sollte diese Anschuldigung vor Gericht klären. Der Wirbel legte sich jedoch recht schnell, denn spätestens als das Kind das Licht der Welt erblickte, waren alle Zweifel ausgeräumt. Die kleine Emma Ermakowa ist Becker wie aus dem Gesicht geschnitten. In „Umständlich verliebt" ist die Ausgangslage ähnlich. Ein klassischer Samenraub (der Becker-Fall bleibt wahrscheinlich ein Unikat) liegt zwar nicht vor, aber Schindluder wird auch hier mit dem Erbmaterial eines Elite-Spenders getrieben. Da im Genre der romantischen Komödie immer skurrilere Ideen gefragt sind, setzt nun halt auch Drehbuchautor Allan Loeb („Dickste Freunde", „Wall Street: Geld schläft nicht") auf Irrwitziges.

    So doof diese Prämisse (nach einer Kurzgeschichte von Jeffrey Eugenides) auch klingt, in der Praxis funktioniert die Gaga-Idee erstaunlich gut, weil die Regisseure Josh Gordon und Will Speck („Die Eisprinzen") den Gag wirksam und genüsslich zelebrieren. Denn besonders die Vertausch-Sequenz ist urkomisch. Der Rest von „Umständlich verliebt" entspricht mehr oder weniger dem Genrestandard. Deswegen steht und fällt wieder einmal alles mit der Chemie, die sich zwischen den beiden Hauptdarstellern entwickelt. Und auch auf dieser Ebene haben Gordon und Speck Glück. Jennifer Aniston („Der Kautions-Cop", „Love Happens") und Jason Bateman („Operation: Kingdom", „Juno") harmonieren gut miteinander und bringen bei aller Leichtigkeit der Geschichte auch einige nachdenkliche Momente hervor. Richtig glänzen darf aber nur Bateman, der als liebenswert-schusseliger Stadtneurotiker die lustigen Szenen geschenkt bekommt und mit entwaffnender Mimik und Gestik überzeugt. Aniston zehrt allein von ihrer natürlichen Präsenz, weil ihre Figur um ihre sonstigen Neurosen reduziert wird. Aber auch diesen ernsteren Part meistert der Star souverän.

    Von den üblichen Sidekicks gefällt Jeff Goldblum („Independence Day", „Jurassic Park") als Wallys Chef und bester Freund, während Juliette Lewis („Natural Born Killers") eher nervt und die Geschichte kaum voranbringt. Patrick Wilsons („Watchmen", „Little Children") Rolle ist ebenfalls undankbar, weil er natürlich nur den Stolperstein geben muss, der einer Beziehung von Kassie und Wally im Wege steht.

    Fazit: Körpertausch-Komödien sind out, jetzt ist Samentausch angesagt. Bringt „Umständlich verliebt" nachhaltig frischen Wind ins RomCom-Genre? Natürlich nicht. Trotzdem unterhält der Film durch pointierte Dialoge und ansprechende Schauspielleistungen. Den direkten, themenverwandten Konkurrenten „Plan B für die Liebe" schlägt „Umständlich verliebt" jedenfalls mühelos, an den smarten „About a Boy" kommt er hingegen nicht heran.

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