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    Kunsträuber küsst man nicht
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Kunsträuber küsst man nicht
    Von Jens Hamp

    Meg Ryan kann ein Lied davon singen, wie es sich anfühlt, wenn man als einstiger Darling der Traumfabrik langsam auf das Abstellgleis geschoben wird. 1999 arbeitete sie das dritte Mal („Joe gegen den Vulkan“, Schlaflos in Seattle) mit Tom Hanks zusammen und feierte mit E-Mail für Dich ihren bisher letzten großen Erfolg. In der Zwischenzeit bandelte sie zwar noch mit den Traummännern aus Hollywood an (Hugh Jackman, Kate & Leopold, Russell Crowe, „Lebenszeichen“), das Interesse des Publikums hielt sich aber in Grenzen. Um die Karriere erneut in Schwung zu bringen, sollte wieder ein Hanks herhalten. Da Papa Tom verhindert war, durfte Sohn Colin (W., 11:14) in die Bresche springen. Es muss allerdings nicht lange um den heißen Brei herumgeredet werden: Auch der zweifache Oscar-Gewinner hätte das von Regisseur George Gallo verfasste Drehbuchdesaster „Kunsträuber küsst man nicht“ nicht vor dem Absturz retten können.

    Nach dem Abschluss eines dreijährigen Geheimauftrags besucht Agent Henry Durand (Colin Hanks) seine Mutter und fällt aus allen Wolken. Nicht nur, dass Marty (Meg Ryan) etliche Pfunde verloren hat, sie genießt auch ihr vogelfreies Liebesleben mit jugendlichen Liebhabern in vollen Zügen. Als Henry auf einem Fahndungsfoto ausgerechnet Tommy (Antonio Banderas, Interview mit einem Vampir), Martys neuesten Verehrer, erkennt, beginnt das Chaos erst richtig. Der junge FBI-Agent wird beauftragt, das frischverliebte Pärchen rund um die Uhr zu beschatten – und erfährt dabei einige pikante Details, die er wohl lieber nicht in Erfahrung gebracht hätte…

    Eigentlich ist George Gallo gar nicht so ein miserabler Drehbuchautor. Neben der famosen 80er-Jahre-Actionkomödie Midnight Run geht auch Bad Boys, einer der goutierbaren Michael-Bay-Filme, auf sein Konto. Welcher grauenerregende Teufel Gallo aber beim Verfassen der hanebüchenen Kunsträubergeschichte geritten hat, möchte man nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen erfahren. Der als Hommage an das Caper-Genre (Über den Dächern von Nizza, „Wie klaut man eine Million?“) angelegten Schmalspurstory liegt eine interessante Logik zugrunde (kennt das FBI keine Befangenheit?). Bei dem Versuch, die Handlung zusätzlich mit einem schwindelerregenden Tempo zu würzen, verwechselt Gallo allerdings lustige Überspitzungen mit purer Nervigkeit.

    Running Gags, die bereits beim ersten Mal nicht zum Lachen verleiten konnten, werden bis zum Erbrechen wiederholt. So darf Meg Ryan (In The Cut, The Doors, Stadt der Engel) ihren – grauenhaft entworfenen – Fat-Suit fix ablegen und schon werden ständig Witze über ihre umwerfende Figur gemacht. Das Zwerchfell des Zuschauers wird so garantiert nicht stimuliert – das Ego der ehemaligen Zuckerschnute Hollywoods sollte aber mit jedem Gag einen ordentlichen Schub erhalten. Wenn dann auch noch ein italienischer Koch jede Nacht im Garten herumplärrt, weil er von Marty verlassen wurde, fühlt man sich endgültig wie in der persönlichen Albtraumversion von Und täglich grüßt das Murmeltier.

    Bestens zu der gruseligen Atmosphäre tragen auch die Figuren bei, die zumeist schon mit ihrem ersten Auftritt das Nervenkostüm des Zuschauers drangsalieren. Marty hätte eine charmante, in die Jahre gekommene Sally sein können. Doch Marotten, die Meg Ryan in Harry und Sally so herzallerliebst machten, werden schrecklich überzogen und so giggelt sie nur wie ein stelzbockiger Teenager. Das mag zwar die von der hoffnungslos unterforderten Selma Blair („Eiskalte Engel“, Hellboy) gespielte zukünftige Schwiegertochter ganz tuffig finden – wieso sich aber Antonio Banderas‘ Charakter in diesen unsympathischen Ameisenhaufen verliebt, weiß nur der Geier.

    „To catch a thief, Henry Durand must do the unthinkable. Spy on his mother.“

    Auch Tom Hanks musste sich in den Anfangstagen seiner Karriere durch unscheinbare Komödien albern. Doch im Gegensatz zu Sohn Colin besaß Vater Hanks immer ein Gespür für nonverbale Pointen und blickte herrlich verdattert aus der Wäsche, wenn er in überraschende Situationen geriet. Unabhängig von der schwachen Vorstellung des Hanks-Filius’ verbleibt „Kunsträuber küsst man nicht“ aber eine hochgradig nervende Komödie, die trotz aller Frivolitäten keine Eier in der Hose hat. Da sind selbst die kleinen Gangster an der Bushaltestelle kreativer, wenn sie Sprüche über die Mütter ihrer Feinde reißen.

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