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Anonymer User
3,5
Veröffentlicht am 25. Februar 2015
Eine simple, inszenatorische eher durchschnittliche, aber gefühlvolle Tragikomödie, die bewusst intensiv und gelungen Alters-, Todes- und Familienkonflikten nachspürt. Dazu spielen Laura Linney und Philip Seymour Hoffman stark.
Da haben die richtigen Leute zusammengefunden: die Macher eines solchen zarten kleinen Familiendramas das eine häßliche Situation entwirft in der wohl jeder erstmal hoffnungslos überfordert wäre, dann läßt er seine nicht gerade sympathischen Charaktere in dieser Lage alleine und guckt was passiert. Laura Linney und Philip Seymour Hoffman, beide gestandene Darsteller mit Oscarqualitäten lecken sich geradezu fie Finger um in diesen Rollen alles zu geben – und das tun sie. Alelrdings ist dies eben auch ein solcher Film in dem nicht allzuviel passiert, abgesehen eben vom Innenleben der Figuren die Schrittweise ein wenig offener, reifer und auch liebevoller zueinander werden. Kein starbesetztes Eventkino sondern kleiner, feiner und zärtlicher Reigen voller Herz und ohne Hochglanz – wer auf solche Filme steht, für den ists ein Fest!
Fazit: Unangenehmes Familienschicksal mit kauzigen Figuren und viel Gefühl!
Was tun, wenn die eigenen Eltern nicht nur alt, sondern auch gebrechlich und zunehmend geistig verwirrt werden? Für Wendy und John Savage ist es ein Moment, der ihr ganzs bisheriges Leben gehörig auf den Kopf stellt. Als ihr Vater zum Pflegefall wird, müssen die beiden die Verantwortung übernehmen und für seine Unterbringung und Betreuung sorgen. Dabei haben Bruder und Schwester kein gutes Verhältnis oder eigentlich gar kein Verhältnis zu ihrem Vater, zu dem die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr haben.
Entsprechend unwillig lassen sie es geschehen, dass der alte Mann in ihr Leben eindringt, zumal der Vater im Alter auch nicht zugänglicher geworden ist. Konfrontiert mit der sozialen Realität des Altwerdens und Sterbens gehen die Geschwister unterschiedlich mit der neuen Situation um. Während Jon sich mit den Gegebenheiten abzufinden und um emotionale Distanz bemüht scheint, reagiert Wendy mit Schuldgefühlen. Diese kompensiert sie in gutgemeinten, aber wenig hilfreichen Aktionen zur Verbesserung der Lebensqualität ihres Vaters.
Anrührend und mit tragikomischen Witz erzählt Regisseurin Tamara Jenkins die Geschichte einer Familie, die das Leben unfreiwillig wiedervereint und die versucht, mit den neuen Verhältnissen irgendwie klar zu kommen. Entgegen den Erwartungen konzentriert sich die Filmhandlung weniger auf die Auseinandersetzung der Geschwister mit dem Vater. Stattdessen erlebt der Zuschauer, wie die beiden nach und nach zwangsläufig in das Leben des anderen eindringen und so von dessen kleinen und großen Verleugnungen und Dramen erfahren. Schließlich müssen sich „Die Geschwister Savage“ dadurch auch mit ihren eigenen Lebensentwürfen, ihrem privaten oder beruflichen Scheitern oder ihrem Selbstbetrug auseinandersetzen.
Gut vorstellbar, dass viele Zuschauer in diesem Film Elemente aus den eigenen familiären Beziehungen wiederfinden. Ironisch und erfrischend unsentimental inszeniert und mit guten Darstellern, ist „Die Geschwister Savage“ ein modernes Familiendrama im besten Sinne.
...you`ll get it! Nicht von ungefähr heisst diese Familie Savage. Brutal, kalt, nur auf das eigene Ich bedacht impliziert dieses englische Wort. Und genauso mitleidlos bebildert dieser kluge Independentfilm den Zustand dieser Familienmitglieder: Bruder, Schwester, Vater - die sich nach Jahren der Entfremdung durch die Krankheit des Vaters gezwungen sind wieder einander anzunähern. Widerwillig - weil man dies ja halt so zu tun hat - müssen sich die Kinder mit den zunehmenden geistigen Aussetzern des Vaters arrangieren. Und dabei tragen beide so nach und nach ihre Schutzmauern die sich in all den Jahren um sich errichtet haben ab. Philip Seymour Hoffmann als Jon, ein Philosophieprofessor dessen Arbeit an einem Buch über Bertolt Brecht mittlerweile dazu geführt hat, daß er genauso durchdringend rational geworden ist, wie sein Vorbild. Und der emotionalen Situationen eher unbeholfen gegenübersteht. Seine Schwester Wendy, deren schriftstellerische Begabung ihrer Emotionalität ein wahrer Klotz am Bein ist - auch sie wird mit der Zeit erfahren, daß ein Mischung aus beiden Extremen allemal gesünder für das eigene Wohlbefinden sein kann.
Von dem sonnendurchtränkten Arizona zu Beginn in dem ein artgerechtes Suburbia für Rentner genau so kalt, funktional und steril wirken kann wie ein Altenheim in New York in dem sich zwei Menschen aus Platzgründen ein Zimmer teilen müssen (und nur ein Trennvorhang einen Anflug von Privatsphäre vermittelt) gibt sich dieser Film keine Blösse: er zeigt mitleidlos und vorurteilslos eine Gesellschaft, die bei der Fixierung auf sich selbst den nächsten Angehörigen gerne übersieht. Bis es fast zu spät ist.....
...und in einer der fürchtelichsten Szenen reagiert der Vater (ein ebenfalls komplett uneitel aufspielender Philip Bosco) genauso wie der Ehemann von Kathy Bates in der finalen Szene von "Zeiten des Aufruhrs". Und mit diesem Brückenschlag empfiehlt sich mal wieder ein wundervolles - wenn auch mit Sicherheit nicht leicht verdauliches - Double Feature aus diesen beiden Filmen. Wer hat denn behauptet, daß intellektuelle Filme NICHT weh tun können???
(PS: Den einen Punkt Abzug auf die Höchstwertung gibt es für die Frechheit des Komponisten tatsächlich das Hauptthema von GHOST WORLD komplett geklaut zu haben. Sowas geht leider gar nicht!)