Die offizielle Auswertung der Filmförderungsanstalt (FFA) steht noch aus, aber im Moment ist mit rund 100 Millionen Kinobesuchern 2018 in Deutschland zu rechnen – so wenige wie seit den beiden Krisenjahren 1990 (102 Millionen Besucher) und 1989 (101 Millionen Besucher) nicht mehr. Seit 1993 fiel die Zahl der jährlichen Kinobesucher nie unter 121 Millionen – mit dem Rekordjahr 2002 von 178 Millionen Besuchern als Höhepunkt der Kino-Euphorie. Deswegen ist die neue Bilanz schon alarmierend, zumal 2017 (122 Millionen Besucher) und 2016 (121 Millionen Besucher) auch nicht berauschend waren.
Doch woran liegt es? 2018 fand im Sommer eine Fußball-Weltmeisterschaft statt, vor der Verleiher kollektiv die Waffen streckten (außer Universal, die den Blockbuster „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ ins Rennen schickten). Dazu fesseln erfolgreiche Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime Video oder Maxdome immer mehr potenzielle Kinobesucher für wenig Geld zuhause an die Flachbildschirme. Aber auch das 2018 wenig interessante Line-Up mit den immer selben Fortsetzungen, Reboots und Neuauflagen sorgt zunehmend für einen Ermüdungseffekt.
Besonders bitter: Der Abschwung scheint ein deutsches Phänomen, denn in Nordamerika fährt die Kinobranche mit rund zwölf Milliarden umgesetzten Dollar ein Rekordergebnis ein, das das Vorjahr noch einmal um eine Milliarde toppt. Bei genauerer Betrachtung hinkt der Vergleich Nordamerika gegen Deutschland aber zumindest, weil in Übersee der Umsatz relevant für die Charts-Auswertung ist und bei uns die Besucherzahlen entscheiden. Bedeutet: Während die Masse an theoretischen Zuschauern (= Bevölkerung) in Deutschland stabil bleibt, steigen die Ticketpreise in den USA und Kanada Jahr für Jahr. Heißt konkret: Im Jahr 2002 wurden laut The Numbers in Nordamerika 1,58 Milliarden Kinotickets abgesetzt, was einen Umsatz von 9,16 Milliarden Dollar einbrachte. Zum Vergleich: 2018 reichten 1,35 Milliarden verkaufter Tickets für 12,1 Milliarden Dollar Umsatz.
“Jim Knopf“ erfolgreichster deutscher Film 2018 – bisher!
Blickt man auf die erfolgreichsten Filme 2018 in Deutschland (die Top 50 findet ihr in unserer Bildergalerie oben), fällt sofort auf, dass auch das Besucherzahlen-Niveau der Tophits gegenüber den Vorjahren abgenommen hat. Für das Spitzentrio „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ (3,7 Millionen Besucher), „Avengers: Infinity War“ (3,4 Millionen Besucher) und „Fifty Shades Of Grey 3“ (3,0 Millionen Besucher) hätte es 2017 in der Gesamtwertung nur zu den Plätzen 4, 6 bzw. 8 gereicht.
Der deutsche Film ist dazu auch schwächer als im Vorjahr, wo „Fack Ju Göhte 3“ mit mehr als sechs Millionen Zuschauern abräumte und „Dieses bescheuerte Herz“ 2,1 Million Besucher hatte. 2018 führen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (1,8 Millionen Besucher) sowie „Die kleine Hexe“ (1,6 Millionen Besucher) die deutsche Filmriege an der Spitze an. Ein Lichtblick: Wirklich furios läuft gerade „Der Junge muss an die frische Luft“ (Kinostart: 25. Dezember 2018), der nach zwei Wochen Spielzeit schon 1,3 Millionen Zuschauer hat. Die Hape-Kerkeling-Biografie hat reelle Chancen, in der Endabrechnung als erfolgreichster 2018 gestarteter Film einzulaufen und sogar die 3,7 Millionen Besucher von „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ noch zu übertreffen.
2019 wird alles besser
2019 finden keine Fußball-WM oder Olympische Spiele statt, vielleicht wird der Sommer auch nicht mehr ganz so heiß wie 2018, aber viel wichtiger für die Beendigung der Kinokrise in Deutschland ist das Line-Up – und das ist zwar nicht abwechslungsreicher, aber kommerziell potenziell hochkarätiger mit garantierten Mega-Blockbustern wie „Star Wars 9“, „Der König der Löwen“, „Aladdin“, „Drachenzähmen leicht gemacht 3“, „Dumbo“, „Avengers: Endgame“ oder „Toy Story 4“.
Platz 18
„Der Junge muss an die frische Luft“
Platz 13
„Die kleine Hexe“
Platz 11
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“
Platz 6
„Jurassic Park: Das gefallene Königreich“
Platz 3
„Fifty Shades Of Grey 3“
Platz 2
„Avengers: Infinity War“
Platz 1
„Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“