Eine Studie von comScore Movies/Rentrak im Auftrag der deutschen Filmwirtschaft bringt bittere, aber nicht unerwartete Erkenntnisse. Im ersten Halbjahr 2018 verkauften die hiesigen Kinos 46 Millionen Tickets – das sind satte 17 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dafür sind drei Hauptgründe verantwortlich: Das ungewöhnlich herausragende Sommerwetter, das Deutschland seit fast drei Monaten beherrscht, treibt die Menschen in die Biergärten oder an die heimischen Grills. Dazu läuft derzeit auch noch die Fußball-WM in Russland: Bei den Deutschland-Spielen verzeichneten die TV-Sender bis zu 28 Millionen Besucher vor den Bildschirmen, die dann logischerweise in den Kinosälen fehlen. Zudem haben selbst Spiele ohne deutsche Beteiligung mit bis zu 13 Millionen Zuschauer gigantische Quoten.
Kinobranche bleibt gelassen
Und da sich jeder in der Branche dieses Effekts bewusst ist, wirkt sich das auch auf das Kinoprogramm aus. „Kino war und ist ein volatiles Geschäft. In WM-Jahren stellen sich Betreiber wie Filmverleiher schon darauf ein, dass das ‚eigentliche‘ Kinojahr erst nach der WM losgeht. Der Rückgang der Besucherzahlen ist verglichen mit 2010 und 2014 absolut WM-typisch und betrifft auch alle anderen europäischen Länder", erklärt Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher e.V. (VdF).
Also wagt sich keiner der großen Verleiher während der WM mit einem kommerziell wichtigen Film raus, „Jurassic Park: Das gefallene Königreich“ mit einem Start am 6. Juni ist der letzte gestartete Blockbuster vor der WM. Die Idee, den schwachen Sommermarkt mit einem einzigen Film zu dominieren, hat zwar bezogen auf die Chartposition funktioniert, „Jurassic Park: Das gefallene Königreich“ führte vier Wochen unangefochten die Kinohitliste an (bevor er jetzt von „The First Purge“ verdrängt wird), aber insgesamt bleibt der zweite Teil der Reihe mit derzeit 1,7 Millionen weit hinter „Jurassic World“ (4,1 Millionen) zurück. Am Ende wird „Jurassic Park 2“ rund 2,2 Millionen verkaufte Tickets vorweisen können – die wenigsten des fünfteiligen Franchises, das beim ersten Teil „Jurassic Park“ noch 9,3 Millionen Besucher verzeichnete.
2018: „Avengers: Infinity War“ rockt
Bisher erfolgreichster Film des Jahres in Deutschland ist Disney/Marvels Comic-Actioner „Avengers: Infinity War“, der auf rund 3,3 Millionen Besucher kommt – und weltweit überragende zwei Milliarden Dollar eingespielt hat. Auch auf Platz 3 und 4 sind mit „Deadpool 2“ (2,1 Millionen) und „Black Panther“ (1,8 Millionen) zwei Marvel-Filme zu finden. Durchbrochen wird die Phalanx der Marvel-Superhelden von SM-Supermann Christian Grey (Jamie Dornan), der die inzwischen gar nicht mehr schüchterne Anastasia Steele (Dakota Johnson) nun endlich geheiratet hat: „Fifty Shades Of Grey 3“ zeigt mit den erzielten drei Millionen Besuchern eine erstaunliche Konstanz, die Teile 1 (4,4 Millionen) und 2 (3,4 Millionen) waren zwar erfolgreicher, der Rückgang fällt aber nur noch sehr moderat aus.
Diese potenziellen Hits kommen dieses Jahr noch
Der Ausblick für den Rest des Jahres ist jedenfalls laut VdK-Chef Klingsporn positiv: „Insgesamt rechnen wir in diesem Jahr noch mit bis zu 20 Filmstarts, denen wir ein Besucherpotenzial von mehr als 800.000 Besuchern zutrauen.“ In zwei Wochen eröffnet „Mama Mia 2“ (ab 19. Juli) den Reigen der potenziellen Box-Office-Hits. Aber auch für die folgenden Filme schätzen wir die kommerziellen Chancen als vielversprechend ein:
- „Mission: Impossible - Fallout“ (ab 2. August)
- „Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken“ (ab 20. September)
- „Die Unglaublichen 2“ (ab 27. September)
- „Venom“ (ab 3. Oktober)
- „Mogli“ (ab 25. Oktober)
- „Der Nussknacker und die vier Reiche“ (ab 1. November)
- „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ (ab 15. November)
- „100 Dinge“ (6.Dezember)
- „Aquaman“ (ab 20. Dezember)
- „Mary Poppins’ Rückkehr“ (ab 20. Dezember)
Platz 5
„Jurassic World: Das gefallene Königreich“
Platz 4
„Black Panther“
Platz 3
„Deadpool 2“
Platz 2
„Fifty Shades Of Grey 3“