„mother!“ hat auf Rotten Tomatoes 68 Prozent positive Kritiker-Bewertungen und überdurchschnittliche 3,5 Sterne auf FILMSTARTS! Da muss der „F“-CinemaScore der US-Zuschauer doch eine böse Überraschung für den Verleih Paramount gewesen sein? Oder sagt so eine „F“-Bewertung womöglich etwas ganz anderes aus, als dass ein Film direkt in die Tonne gekloppt gehört?
Aber fangen wir erst mal ganz vorne an: Was ist der in Deutschland eher unbekannte CinemaScore überhaupt? Im Gegensatz zu herkömmlicher Marktforschung werden hier ausschließlich Zuschauer befragt, die den Film tatsächlich regulär im Kino gesehen haben. Sie bekommen nach der Vorstellung eine Karte in die Hand, auf der sie Schulnoten von „A“ (sehr gut) bis „F“ (grottenschlecht) vergeben können. Anschließend tragen die Befragten noch ein paar weitere Infos ein, beispielsweise ihr Alter oder warum sie sich für den Film entschieden haben. Die gewonnenen Daten sollen so etwas wie das basisdemokratische Urteil des Kinopublikums repräsentieren (die Durchschnittsnoten werden anschließend automatisch veröffentlicht, für genauer aufgeschlüsselte Informationen müssen die Studios eine Gebühr zahlen).
Der „F“-Club: Verdient oder unverdient?
Filme, die bei der breiten Masse gut ankommen, kriegen in der Regel ein A oder ein B plus. Ab einem C gilt ein Film bereits als beim Publikum durchgefallen! Aber ganz, ganz selten bekommt ein Film auch mal ein „F“ – eine katastrophale Wertung, die darauf hindeutet, dass wirklich kaum jemand auch nur irgendwas mit dem Film anfangen konnte.
In der obigen Bildergalerie haben wir 19 Filme aufgeführt, die solch ein „F“-Rating erhalten haben. Darunter solche offensichtlichen Rohrkrepierer wie Uwe Bolls „Alone In The Dark“, der ja tatsächlich des Öfteren in Listen mit den schlechtesten Filmen aller Zeiten auftaucht. Auch von uns gibt es für die seltendämliche Computerspiel-Verfilmung nur 0,5 Sterne – und auf Rotten Tomatoes gibt es einen einzigen (!) kümmerlichen Prozent positive Wertungen. Auch bei Horror-Schrott wie „Fear Dot Com“ oder „Devil Inside“ erscheint ein „F“-Rating nur logisch.
Aber was hat der kapitalismuskritische Gangsterfilm „Killing Them Softly“ mit Brad Pitt in der Galerie zu suchen? Von uns gibt es saustarke 4,5 Sterne und auf Rotten Tomatoes steht er auch bei 74 Prozent positive Wertungen! Weitere Filme mit einem „F“-CinemaScore, die man doch zumindest im Mittelfeld erwarten würde, sind „Dr. T And The Women“ von Regie-Legende Robert Altman, die doppelbödige Horror-Satire „The Box“ oder „Bug“ von „Der Exorzist“-Schöpfer William Friedkin.
Vermutlich sind die Storys der Filme einfach zu abstrakt und unzugänglich, um aus dem Stehgreif ein breites Publikum zu überzeugen – zumal wenn die Zuschauer einen herkömmlichen Genrefilm erwarten! So ließe sich auch die miese Wertung für „mother!“ erklären. Jennifer Lawrence kündigte schließlich im FILMSTARTS-Interview an:
Der Film ist ein Angriff! Wir stechen den Leuten direkt ins Auge.
Aber wenn man sich dann im Marketing mit Everybody’s Darling Jennifer Lawrence an ein Mainstream-Publikum wendet, werden beim Durchschnittszuschauer eben falsche Erwartungen geweckt. Und dann ist das vernichtende CinemaScore-Urteil vielleicht auch nicht mehr ganz so überraschend…
Nicht „F“, aber auch nicht fair bewertet von CinemaScore:
Nicolas Winding Refns „Drive“ ist übrigens ein weiteres Beispiel für solch eine irreführende Vermarktung: Der Thriller mit Ryan Gosling erhielt auf FILMSTARTS die vollen 5 Sterne. In der Kritik heißt es: „Das hypnotische Neo-Noir-Meisterwerk ist das coolste Stück Zelluloid seit Jahren und der Stoff, aus dem Kultfilme gemacht sind.“ Und der dazugehörige CinemaScore? Immerhin C minus! Wir würden drüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre…