Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho nutzt die Möglichkeiten des Genrekinos, um das soziale Leben in seinem Heimatland zu beleuchten. Die Serienkiller-Geschichte in "Memories of Murder" wird bei ihm zu einer Analyse über das Gewaltpotential innerhalb von Institutionen und Bevölkerung, der Monsterfilm "The Host" thematisiert das Verhältnis zwischen Südkorea und den USA sowie das Leben einfacher Leute. Die geschickte Verschränkung aus kommerzieller Tauglichkeit seiner Werke und differenzierten Charakterstudien hat Bong Joon-ho bei Publikum und Kritikern beliebt gemacht.
Ziel Filmakademie
Als Mitglied eines Filmclubs an der Yonsei Universität beschäftigte sich Bong Joon-ho während seiner Studienzeit intensiv mit Filmen. Das prägte den südkoreanischen Regisseur, der am 14. September 1969 in Daegu geboren wurde, für seinen weiteren Lebensweg. Nach dem Abschluss seines Soziologie-Studiums besuchte Bong Joon-ho Anfang der 1990er Jahre die koreanische Filmakademie, wo er sich ein umfassendes (Film-)Wissen aneignete. Seine zielstrebige Ausbildung beendete er mit einer Vielzahl von 16mm-Kurzfilmen, mit denen er seine filmischen Qualitäten, zumindest in Ansätzen, unter Beweis stellen konnte.
Nationaler Erfolg
Bong Joon-ho, der für seine Filme auch stets selbst die Drehbücher schrieb, brachte mit "Hunde, die bellen, beißen nicht" im Jahr 2000 seinen ersten Spielfilm in die Kinos. In der Komödie möchte ein arbeitsloser Professor, den die bellenden Hunde in seiner Nachbarschaft stören, diese zur Strecke bringen. Eine engagierte Nachbarin will ihn daran hindern. Die beiden nähern sich jedoch aufgrund seltsamer Verwicklungen immer weiter an. Bong verknüpfte die teilweise trostlose Realität in der Hochhaussiedlung nahe Seouls mit absurdem Witz zu einer treffsicheren Betrachtung des Lebens einfacher Leute. Zwischen den grotesken Einfällen blitzt immer wieder die sozialkritische Analyse auf. Der Film hatte an der Kinokasse zwar keinen großen Erfolg, war aber bei Kritikern beliebt und verschaffte Bong Joon-ho eine größere Aufmerksamkeit. Den nationalen Durchbruch erzielte er mit seinem nächsten Werk "Memories of Murder" (2003). Darin schildert Bong Joon-ho die Ermittlungen zweier Polizisten während der Militärdiktatur in den 1980er Jahren, die einen Frauenmörder fangen wollen. Mit ruhiger Bildsprache gelingt Bong eine unaufgeregte, aber intensive Betrachtung polizeilicher Befindlichkeiten zwischen persönlichem Engagement und Gewaltbereitschaft. Die Auswirkungen der politischen Unterdrückung finden ihren Niederschlag in der düsteren Atmosphäre des Films. Bong feierte damit sowohl bei den Kritikern als auch an den Kinokassen seines Landes einen Erfolg.
Internationaler Durchbruch
Nachdem Bong Joon-ho in Südkorea zu einem gefragten Regisseur aufgestiegen war und auch bei einigen internationalen Festivals auf sich Aufmerksam gemacht hatte, eroberte er mit dem Monster-Action-Film "The Host" endgültig das Ausland. Die augenzwinkernde Jagd einfacher Leute aus Seoul auf ein im örtlichen Fluss schwimmendes Monster wendet sich mit ätzender Satire gegen militärische Übertreibungen bei der Krisenbewältigung und stellt stattdessen das gemeinsame Miteinander der Menschen als erfolgversprechende Strategie vor. Der Film ruft im Gewand des Actionblockbusters zu stärkerem gesellschaftlichen Zusammenhalt auf. Zuletzt war Bong Joon-hos Psychothriller "Mother" zu sehen, in dem eine überfürsorgliche Mutter ihren geistig beeinträchtigten Sohn vor einer Mordanklage schützen will. Während soziale Missstände wie Polizeiwillkür, Prostitution oder andere Aspekte den atmosphärischen Hintergrund für das Geschehen bilden, konzentrierte sich Bong auf die fein austarierte Charakterstudie der Mutterfigur. Dabei gelang ihm eine Mischung aus erschreckendem Portrait mütterlicher Dominanz und zärtlicher Intimität.