Seine größte Rolle wird vermutlich erst noch kommen, auch wenn James McAvoy mit Darbietungen in Dramen wie "Der letzte König von Schottland", "Abbitte" und "Ein russischer Sommer" bereits gezeigt hat, dass er ein exzellenter Charakterdarsteller ist. Bisher hat er noch keine Preise gewonnen, aber das wird bei seiner bisherigen Rollenwahl nur eine Frage der Zeit sein – auch wenn der junge Schotte nach einiger schwerer Kost erst einmal Blockbusterluft geschnuppert hat.
Bäcker, Prinz und Autodieb
James Andrew McAvoy wurde am 21. April 1979 in Glasgow (Schottland) geboren. Schon früh wollte er Schauspieler werden und sammelte bereits als Jugendlicher erste Erfahrungen vor der Kamera. Dabei wirkte er nicht nur in TV-Produktionen mit, sondern war auch in Kinofilmen wie dem Thriller "Die Hölle nebenan" von 1995 und im Drama "Regeneration" von 1997 zu sehen. Im Jahr 2000 machte McAvoy seinen Abschluss an der Royal Scottish Academy of Music and Drama, danach arbeitete er eine Zeit lang als Bäcker und trat nebenbei in Theaterstücken auf. Es folgten weitere britische Fernsehproduktionen und schließlich 2001 die US-Miniserie "Band of Brothers". Im Fokus des Zehnteilers, der während des Zweiten Weltkriegs spielt, stehen die Fallschirmjäger der Easy Company. McAvoy konzentrierte sich weiter auf die TV-Arbeit: Nach dem sechsteiligen Politkrimi "Mord auf Seite eins", der später unter dem Originaltitel "State of Play" mit Russell Crowe und Ben Affleck fürs Kino adaptiert wurde, folgte ein Auftritt als Prinz Leto Atreides II in der Miniserie "Children of Dune". 2004/2005 flimmerte der Schotte schließlich für 13 Episoden als Moralapostel und Autodieb Steve McBride über die Bildschirme Großbritanniens - mit dem Familiendrama "Shameless" wuchs auch seine Popularität und ihm gelang endgültig der Sprung in das internationale Kino.
Achtungserfolg als Arzt des Diktators
Neben der Tennis-Komödie "Wimbledon - Spiel, Satz und... Liebe" meisterte James McAvoy in "Inside I'm Dancing" die Rolle eines gehbehinderten Draufgängers, der das Leben des an Cerebralparese leidenden Michael auf positive Weise verändert. Während der Dreharbeiten soll der Schotte bis zu zwölf Stunden am Tag im Rollstuhl gesessen haben. Diese Herausforderung hat ihn aber längst nicht so bekannt gemacht wie seine Darbietung als Faun Tumnus in dem Fantasy-Film "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia ". Im Jahr 2006 ergatterte er dann eine weitere Rolle in einem "königlichen" Film: In "Der letzte König von Schottland" von Kevin Macdonald verkörpert Forest Whitaker den Diktator Idi Amin, der im Jahr 1971 in Uganda ein Schreckensregime errichtete und während seiner achtjährigen Herrschaft zahlreiche Menschen ermorden ließ. McAvoy spielt den jungen Mediziner Nicholas Garrigan, der durch Zufall Amins Leibarzt wird und schnell in einen Gewissenskonflikt gerät. Whitaker erhielt für seine schillernde Performance den Oscar, und mit der Nominierung als bester Darsteller beim Europäischen Filmpreis 2007 gelang McAvoy nun auch der erste tatsächlich messbare Erfolg.
Der etwas andere Action-Held
Seine bis dahin erfolgreichste Rolle spielte James McAvoy als Robbie Turner an der Seite von Keira Knightley in "Abbitte". Gerade erst mit Cecilia vereint, wird er eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht begangen hat. Dieser Vorfall verändert das Leben der beiden Liebenden und ihrer Familien nachhaltig. Das von Joe Wright inszenierte Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ian McEwan und bescherte McAvoy im Jahr 2008 Nominierungen für den Golden Globe und den Europäischen Filmpreis. Danach spielte er an der Seite von Anne Hathaway und Maggie Smith in "Geliebte Jane" von Julian Jarrold, einem Film über das Leben der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Danach versuchte sich McAvoy durchaus erfolgreich in einem gänzlich anderen Genre und mimte einen Actionhelden-Azubi an der Seite von Angelina Jolie und Morgan Freeman in "Wanted". Nach der deutsch-russischen Produktion "Ein russischer Sommer" über den Schriftsteller Leo Tolstoi (Christopher Plummer) und seine Anhänger sowie Robert Redfords Drama "The Conspirator" über den Prozess gegen die Hintermänner des Lincoln-Mordes war McAvoys Stimme 2011 im Animationsfilm "Gnomeo und Julia" zu hören. Mit "X-Men: Erste Entscheidung" von Filmemacher Matthew Vaughn hat James McAvoy seine zweite Comicverfilmung abgedreht. Als junger Charles Xavier versucht er, der Welt mit seinen telepathischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten zu helfen.
Mit seiner Frau, der Schauspielerin Anne-Marie Duff, und dem gemeinsamen Sohn lebt James McAvoy in London.