Garry Marshall, der Anne Hathaway mit der Hauptrolle in seiner Komödie „Plötzlich Prinzessin“ für den Film entdeckte, beschrieb sie einmal als ein Multitalent, das in der Tradition von Leinwandgrazien wie Julia Roberts, Audrey Hepburn und Judy Garland stehe. Tatsächlich handelt es sich bei der 1,73 Meter großen Brünetten um eine in Schauspiel und Gesang ausgebildete Bühnendarstellerin, die trotz ihrer Popularität als Kinostar das Theater dem Film vorzieht. Hathaway, die Meryl Streep zu ihren Idolen zählt, begeistert die Promi-Magazine mit ihrer Schönheit, das Kinopublikum mit ihrem Charme und die Kritiker mit ihrem Temperament und ihrer Wandlungsfähigkeit. Der bisherige Lohn waren eine Oscar- und zwei Golden-Globe-Nominierungen als beste Schauspielerin.
Vom Theatertalent zur Filmprinzessin
Anne Jacqueline Hathaway wuchs als Tochter eines Anwalts und einer Theaterschauspielerin in New Jersey auf. Als gläubige Katholikin sah sie sich in ihrer Kindheit als zukünftige Nonne, distanzierte sich aber mit 15 Jahren von ihrem Glauben, als sich einer ihrer beiden Brüder zu seiner Homosexualität bekannte und danach keinen Platz mehr in der Kirche fand. Inspiriert von der Bühnenkarriere ihrer Mutter suchte Hathaway schon früh die Nähe zum Theater. Nach ersten Bühnenerfahrungen zu Schulzeiten absolvierte die gebürtige New Yorkerin mit irisch-französischen Wurzeln viele preisgekrönte Auftritte während ihrer Schauspielausbildung an der New York University. Vor der Kamera stand sie dann erstmals im Alter von 16 Jahren für die wenig beachtete Fox-Familienserie „Sechs unter einem Dach“ an der Seite von Jesse Eisenberg. Der Durchbruch zum Kinostar gelang ihr 2001 aber gleich mit ihrem ersten Spielfilm „Plötzlich Prinzessin“, eines Disney-Märchens über ein ganz normales Mädchen, das sich plötzlich mitten in der glamourösen Welt des europäischen Hochadels wiederfindet, aber auch als Prinzessin ganz sie selbst bleibt. Drei Jahre später kam mit „Plötzlich Prinzessin 2“ ein ebenso erfolgreiches Sequel in die Kinos, in dem Hathaway erneut an der Seite von Leinwandlegende Julie Andrews agierte. Über die nächsten Jahre ließ der Jungstar weitere familienfreundliche Filme folgen, bis sie beschloss, sich in komplexeren Rollen zu bewähren.
Vom Vorbild zur Charakterdarstellerin
Anne Hathaway, die privat auf den Kosenamen Annie hört, galt in Folge ihrer braven Leinwandrollen als Vorbild für viele Kinder und junge Mädchen. In der Charles-Dickens-Adaption „Nicholas Nickleby“ und im Märchenfilm „Ella - Verflixt und verzaubert“ spielte die klassische Leinwandschönheit gefällige, tugendhafte junge Damen und durfte in der Rolle der Ella sogar ihr Gesangstalent unter Beweis stellen. 2005 wagte Hathaway den Imagebruch mit einer Hauptrolle in dem wenig beachteten Jugenddrama „Havoc“, in dem sie in die Welt der Ghetto-Gangs von L.A. eintaucht, und mit einer Nebenrolle als Jake Gyllenhaals Ehefrau in Ang Lee aufsehenerregendem Liebesdrama „Brokeback Mountain“. Ihr Mut zu Charakterrollen wurde dabei von vielen weniger wahrgenommen als ihre Bereitschaft, sich für ihre Rollen vor der Kamera auszuziehen. Auch ihre Darstellung der britischen Autorin Jane Austen in der Filmbiographie „Geliebte Jane“ neben James McAvoy wurde noch verhalten aufgenommen. Zum Durchbruch als ernstzunehmende Schauspielerin verhalf ihr dann aber Jonathan Demmes Familiendrama „Rachels Hochzeit“, in dem Hathaway in der Rolle einer psychisch fragilen anonymen Alkoholikerin brillierte, die auf der Hochzeit ihrer Schwester unfreiwillig Unruhe stiftet.
Zwischen Anspruch und Kommerz
Parallel zu den Preisen und Nominierungen, die Anne Hathaway für ihre dramatische Leistung in „Rachels Hochzeit“ erhielt, konnte sie sich auch als Kinostar mit kommerziellem Potential etablieren. Auf den Komödienhit „Der Teufel trägt Prada“ an der Seite von Meryl Streep ließ sie weitere Erfolgsfilme wie den Agenten-Klamauk „Get Smart“ mit Steve Carell und das 3D-Märchen „Alice im Wunderland“ mit Johnny Depp folgen. Weniger erfolgreich waren Auftritte in den Kritikerflops „Bride Wars“ neben Kate Hudson und „Valentinstag“ als Teil eines Starensembles unter der Regie ihres Mentors Garry Marshall. Für die romantische Tragikomödie „Love And Other Drugs“ mit Jake Gyllenhaal zeigte sie dann erneut Mut zum Risiko und zur Freizügigkeit. Als parkinsonkranke Frau, die um ihre Selbständigkeit kämpft, zeigte sie eine bravouröse Leistung, die zwar nicht mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde, aber stattdessen bekam sie nach ihrer Musical-Einlage mit Hugh Jackman bei der Verleihung 2009 das Angebot, bei der Zeremonie 2011 als jüngste Moderatorin der Geschichte gemeinsam mit James Franco durch die Show zu führen. Im Laufe des Jahres folgt Lone Scherfigs Beziehungsdrama „Zwei an einem Tag“ neben Jim Sturgess und 2012 dann der Auftritt als Catwoman in Christopher Nolans „The Dark Knight Rises“.