Schauspieler Colin Farrell kann man guten Gewissens als Irlands erfolgreichsten Export der letzten Jahre bezeichnen. Auf seinem Karriereweg hat er vor und auch hinter der Kamera so manches Frauenherz erobert (immerhin wird ihm fast wöchentlich eine neue Affäre nachgesagt), aber vor allem ist aus dem Newcomer schnell ein ernstzunehmender Charakterdarsteller geworden. Da glaubt man kaum, dass der charismatische Mime mit dem markanten "Bad Boy"-Image vor seiner Filmkarriere fast bei einer nicht ganz unbekannten Boygroup gelandet wäre...
Abgelehnt als Sänger, erfolgreich als Schauspieler
Colin James Farrell wurde am 31. Mai 1976 nahe Dublin in Irland geboren. Nach seiner Schulausbildung versuchte er auf unterschiedlichen Wegen eine erfolgreiche Karriere zu beginnen und sprach trotz fehlendem Gesangstalent für die Besetzung der irischen Boyband "Boyzone" vor. Er wurde abgelehnt und nahm anschließend ein Studium an der Dubliner Gaiety School of Acting auf, das er allerdings schnell wieder abbrach. Nach ersten kleineren Auftritten, unter anderem in der BBC-Serie "Ballykissangel", machte Farrell in Tim Roths Regiedebüt, dem abgründigen Familiendrama "War Zone" mit Tilda Swinton, Ray Winstone und Lara Belmont erstmals als Filmschauspieler auf sich aufmerksam. Als Farrell in London für das Theatertstück "In a Little World of Our Own" auf der Bühne stand, fiel der junge Ire Hollywoodstar Kevin Spacey auf, der ihn 1999 für die Krimikomödie "Ein ganz gewöhnlicher Dieb" engagierte. Anschließend ging Farrell nach Los Angeles, um in Hollywood seine Karriere voranzutreiben.
Aufstieg als verlorener Soldat, Durchbruch in der Telefonzelle
Bereits kurz nach seinem Umzug in die Filmhauptstadt ergatterte Colin Farrell seine erste Hauptrolle. In Joel Schumachers Low-Budget-Drama "Tigerland" mimte er den desillusionierten Private Roland Botz, der sich in den Wirren und Gräueln des Vietnamkriegs verliert. Für seine Leistung wurde er von der Kritik gelobt und zu einer vielversprechenden Nachwuchshoffnung erklärt. Nach einem wenig erfolgreichen Auftritt als Jesse James im Western "American Outlaws" konnte Farrell 2002 in "Das Tribunal" mit Bruce Willis erneut in einem Kriegsfilm überzeugen. Im gleichen Jahr war er neben Tom Cruise in Steven Spielbergs SciFi-Blockbuster "Minority Report" in den Kinos zu sehen. Nur kurze Zeit später feierte er mit seiner Hauptrolle in Joel Schumachers minimalistischen Psychothriller "Nicht auflegen!" als egomaner und menschenverachtender Geschäftsmann, der sich in einer Telefonzelle im Angesicht des Todes seiner Fehler bewusst wird, den endgültigen Durchbruch in Hollywood.
Mit Action und Tiefgang zum Hollywoodstar
Während Colin Farrell sein Image als Mann fürs Grobe in den Actionkrachern "S.W.A.T. - Die Spezialeinheit" und als Bösewicht Bullseye in der Comicverfilmung "Daredevil" untermauerte, überzeugte er auch in vielschichtigeren Projekten wie dem CIA-Thriller "Der Einsatz" neben Al Pacino oder dem sensiblen Independentdrama "Ein Zuhause am Ende der Welt". Seine bis dahin größte Rolle erhielt er anschließend von Oliver Stone, für dessen Historienepos "Alexander" er den größten Eroberer der Menschheit verkörperte. Neben einem Auftritt als Sonny Crockett in Michael Manns Wiederauflage von "Miami Vice" an der Seite von Jamie Foxx entwickelte sich Farrell zunehmend zum Charakterdarsteller. So war er in Terrence Malicks ungewöhnlicher Pocahontas-Interpretation "The New World" zu sehen, spielte an der Seite von Ewan McGregor in Woody Allens Drama "Cassandras Traum" und überzeugte in dem bitterbösen Krimidrama "Brügge sehen... und sterben?" die Kritiker ebenso wie in Terry Gilliams Fantasy-Spaß "Das Kabinett des Dr. Parnassus", für den er zusammen mit Johnny Depp und Jude Law dem tragisch verstorbenen Heath Ledger huldigte. Nach einer weiteren fordernden Charakterrolle als fliehender Kriegsgefangener in Peter Weirs Abenteuerdrama "The Way Back - Der lange Weg", setzte Farrell wieder auf etwas leichtere Töne: Seth Gordons Komödie "Horrible Bosses" mit Jennifer Aniston und Jason Bateman wird von der Horrorkomödie "Fright Night" gefolgt.