Mit gerade einmal vier Spielfilmen hat es der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu geschafft, sich die internationale Anerkennung und Wertschätzung zu erarbeiten, für die andere vier Jahrzehnte benötigen. Bereits sein Erstling „Amores Perros“ erhielt Anfang der 2000er Jahre weltweite Aufmerksamkeit – die folgenden nicht minder erfolgreichen Dramen „21 Gramm“, „Babel“ und „Biutiful“ zementierten Iñárritus Ruf, dessen Filme immer wieder aufs Neue mit der Erzählstruktur des Kinos experimentieren. Neben unzähligen kleineren Auszeichnungen konnten die Filme des Mexikaners bis heute stolze 12 Oscar-Nominierungen verbuchen.
Erste Karriereschritte
Alejandro González Iñárritu wuchs in der Metropole Mexiko-Stadt auf. Als 17-Jähriger heuerte Iñárritu als Schiffsjunge auf einem Frachtschiff an und reiste nach Europa – zwei Jahre später wiederholte der junge Mexikaner diese Reise und lebte mit wenig Geld eine Zeit lang in Europa und Afrika, was nach eigenem Bekunden einen großen Einfluss auf sein filmisches Werk hatte. Anschließend studierte Iñárritu Kommunikations-Wissenschaften und startete 1984 eine Karriere als Radio-Moderator bei einem erfolgreichen Jugendsender in Mexiko-Stadt, für den er ab 1986 als Intendant arbeitete. Zwischen 1987 und 1989 komponierte der junge und talentierte Iñárritu die Musik für sechs mexikanische Spielfilme, bevor er nach Maine und Los Angeles ging, um Theaterwissenschaften und Regie zu studieren. Gemeinsam mit Raul Olvera widmete er sich in den 90er Jahren mit der Produktion von Spielfilmen, Kurzfilmen, Radio-Werbungen und Fernseh-Sendungen, die er mit seiner Produktions-Firma Z Films auf den Weg brachte. Mit dem TV-Kurzfilm „Detrás del Dinero“ legte Iñárritu im Jahr 1995 sein Regie-Debüt vor. Schon hier gibt es eine episodisch verschachtelte Geschichte, in der ein 100-Dollar-Schein als roter Faden dient.
Das Erfolgs-Debüt „Amores Perros“
Bereits mit seinem Kino-Debüt „Amores Perros“ (2000) verschafft sich Alejandro González Iñárritu den Ruf als neue Hoffnung des mexikanischen Kinos. In drei Episoden inszeniert der Regisseur ein visuell packendes und trostloses Bild vom Rand der mexikanischen Gesellschaft. Der Film lebt vom kunstvoll verschachtelten Drehbuch von Guillermo Arriaga, mit dem Iñárritu auch weiterhin zusammen arbeitete, und kann auf seinen tollen Cast bauen – so gab der mittlerweile bekannte Gael García Bernal seinen Einstand als Schauspieler. „Amores Perros“ lief mit großem Beifall auf zahlreichen Filmfestivals, erhielt bei der Oscar-Verleihung eine Nominierung als bester fremdsprachiger Film und machte nachhaltig auf seinen Regisseur aufmerksam. Insgesamt konnte das Debüt über sechzig Festival-Auszeichnungen auf sich vereinen und war damit der meist prämierte Film des Jahres. Als Folge wurde Iñárritu eingeladen, einen Beitrag zur Kurzfilm-Kompilation „11’09’01“ beizusteuern, die zum ersten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center filmische Erinnerungsarbeit leistete.
Der Erfolg bestätigt sich
Der weltweite Erfolg von „Amores Perros“ ermöglichte es Alejandro González Iñárritu, seinen nächsten Spielfilm „21 Gramm“ (2003) in den USA zu inszenieren. Die namhaften Stars Benicio Del Toro, Naomi Watts und Sean Penn sowie das erneut vielschichtig angelegte Drehbuch von Guillermo Arriaga sicherten auch Iñárritus zweitem Film viel Aufmerksamkeit. Beim Filmfestival von Venedig, wo „21 Gramm“ seine Uraufführung feierte, gewann Sean Penn den Preis als bester Schauspieler, bevor Benicio Del Toro und Naomi Watts als beste Darsteller für einen Oscar nominiert wurden (Sean Penn gewann die Trophäe im selben Jahr für „Mystic River“). Mit „Babel“ (2006) blieb der mittlerweile renommierte Regisseur aus Mexiko weiterhin auf der Erfolgsspur: Das unter anderem mit Brad Pitt und Cate Blanchett glänzend besetzte Episoden-Drama erhielt insgesamt sieben Oscar-Nominierungen, wurde als bestes Drama bei den Golden Globe Awards ausgezeichnet und verschaffte Iñárritu eine Goldene Palme für die beste Regie.
Auch ohne Stamm-Drehbuch-Autor Arriaga erfolgreich
Mit seinem Stamm-Drehbuchautor Guillermo Arriaga, der auch für „Babel“ das Skript lieferte, zerstritt sich Iñárritu im Anschluss an die Fertigstellung des Films, da Arriaga öffentlich eine gleichwertige Stellung des Drehbuchautors neben dem Regisseur einforderte. Auch ohne seinen Stammschreiber gelang Alejandro González Iñárritu mit „Biutiful“ (2010) ein weiterer Erfolg. Das in Cannes uraufgeführte Drama mit Javier Bardem in einer oscar-nominierten Rolle fand mit seiner poetischen Erzählweise Anklang bei Kritik und Publikum – auch der vierte Film des Mexikaners erhielt etliche Filmpreise und Nominierungen, darunter eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film.