2007 wagte die ambitionierte Broadway-Künstlerin und Regisseurin Julie Taymor etwas, was eigentlich nur schief gehen konnte: ein knallbuntes Sixties-Filmmusical mit einem Best-of-Beatles-Soundtrack zu inszenieren, obwohl sie die Originalaufnahmen der legendären Pilzköpfe gar nicht verwenden durfte. Dennoch, das Experiment "Across the Universe" ging auf, was vor allem auch an den Hauptdarstellern Evan Rachel Wood und Jim Sturgess lag. Der damals erst 26-jährige Brite galt zuvor als unbeschriebenes Blatt, aber die Rolle des liebenswürdig-naiven Zeichners Jude war ihm wie auf dem Leib geschrieben. Seitdem ging es mit seiner Filmkarriere steil bergauf.
Auf der Suche nach der großen Rolle
James Anthony Sturgess wurde in London geboren und wuchs in Farnham in der Grafschaft Surrey auf. Nach einem Studium an der University of Salford und einem mehrjährigen Abstecher an das National Youth Music Theatre trat er in einer selbst geschriebenen Ein-Aktshow mit dem Titel "Buzzin" auf und wurde prompt von einem Schauspieler-Agenten entdeckt. Bereits 1994 hatte er mit einer Nebenrolle in dem Lehrerdrama "Schrei in die Vergangenheit" von Mike Figgis erste Filmerfahrungen sammeln können, sechs Jahre später bekam er nun die Gelegenheit, sein Talent in unzähligen britischen TV-Serien wie "The Residents" oder "The Quest" zu zeigen. Ganz erfüllte ihn diese Arbeit jedoch nicht, und so widmete sich Sturgess immer intensiver seiner Musikerlaufbahn. Doch sowohl die Band "Dilated Spies" als auch "Saint Faith" waren wenig erfolgreich. In der Folge konzentrierte sich Sturgess also wieder vermehrt auf seine Filmkarriere. Als USA-Reisender Jude in "Across the Universe" gelang ihm endlich der Durchbruch, weitere Rollen in größeren Produktionen folgten.
Die Qual mit der Rollenwahl
Jim Sturgess ist nach "Across the Universe" vorsichtig mit Schnellschüssen, lässt sich Zeit. Schließlich entscheidet er sich für Justin Chadwick "Die Schwester der Königin". In dem Historienbeziehungsdrama gerät er am Hofe zwischen die Fronten seiner von Natalie Portman und Scarlett Johansson gespielten Schwestern. An den Kinokassen blieb der Film trotz der prominenten Besetzung hinter den Erwartungen zurück. Für das im Anschluss daran gedrehte Spielerdrama "21" wurde für den Briten Sturgess extra ein Dialect-Coach angeheuert – mit Erfolg. Allein in den USA spielte der Film von Robert Luketic über 80 Millionen Dollar ein. Sturgess ist ein überzeugender Amerikaner und spielt neben Kevin Spacey die Hauptrolle eines Studenten, der mit einigen Kumpels eine Kartenzähl-Strategie entwickelt, um beim Black Jack in Las Vegas richtig abzuräumen.
Auf der Suche nach dem richtigen Ton
Trotz seiner Erfolge im Filmbusiness hat sich Jim Sturgess nie von seinen musikalischen Wurzeln gelöst. Diese Seite kann er in dem mit Harrison Ford und Ray Liotta besetzten Einwanderer-Episodenfilm "Crossing Over" zeigen. Hier spielt Sturgess einen jüdischen Musiker, der sich in den USA eine eigene Existenz aufbauen will. Die beiden Songs, die er in dem Drama zum Besten gibt, stammen übrigens aus seiner eigenen Feder. Auch in Philip Ridley düsterem Mysterydrama "Heartless" bekommt man erneut die Gelegenheit, sich von Sturgess‘ Gesangstalent zu überzeugen. Für den Soundtrack steuerte der Hauptdarsteller drei Songs bei. Nach seiner Synchronarbeit für Zack Snyders Animationsspektakel "Die Legende der Wächter" trat Sturgess in Peter Weirs Abenteuerfilm "The Way Back" auf. An der Seite von Ed Harris und Colin Farrell spielt er einen polnischen Offizier, der aus einem russischen Gulag flieht. Einem Bonmot von Weir zufolge besetzte er Sturgess, "weil er eher einer ist wie die Beatles – bevor die Drogen ins Spiel kamen."
Verheißungsvolle Zukunft
Nach der Arbeit mit dem renommierten Peter Weir scheint sich Jim Sturgess vorläufig auf eine Filmkarriere festgelegt zu haben und hat gleich mehrere Projekte in Angriff genommen. Im August 2011 kommt Lone Scherfigs Romanze "One Day" nach dem Bestseller von David Nicholls in die amerikanischen Kinos. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Menschen (Sturgess und Anne Hathaway) und die wichtigen Stationen ihrer Freundschaft. 2012 wird Sturgess dann neben Kirsten Dunst in der Sci-Fi-Romanze "Upside Down" und im zeitgenössischen Film noir "Ashes" mit Ray Winstone zu sehen sein.