Wenn eine Rolle das Wirken von Chris Cooper beschreibt, dann ist es seine Rolle in Ben Afflecks Gangsterdrama „The Town - Stadt ohne Gnade (The Town)“: Er hat darin nur einen einzigen Auftritt als despotischer, inhaftierter Vater von Afflecks Figur. Coopers Charisma wirkt jedoch trotz kurzer Leinwandzeit noch lange nach. Nicht umsonst gilt er in Hollywood als Mann für komplexe Nebenrollen und als Schauspieler, der selbst weniger ambitionierte Produktionen durch sein intensives Spiel nicht unerheblich bereichert. Der verdiente Lohn für das Schattendasein: Ein Oscar für die Beste Nebenrolle im Spike Jonze-Drama „Adaption. (Adaptation)“.
Vom Rancher zum Independentfilm
Christopher W. Cooper wurde am 9. Juli 1951 in Kansas City, Missouri geboren und verbrachte den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seines Vaters. Zu dieser Zeit wirkte er bereits in einer kleinen Theatergruppe. Am Stephens College absolvierte Cooper eine Ballettausbildung, seinen Abschluss - sowohl in Landwirtschaft als auch im Schauspiel - legte er an der Universität von Missouri ab. Anschließend zog es ihn nach New York, wo er in den frühen Achtzigern erste Rollen am Broadway gewann. Die erste nennenswerte Filmrolle verschaffte ihm 1987 die Independent-Ikone John Sayles in seinem Arbeiterdrama „Matewan“. Der Film wurde von Kritikern gelobt, ein kommerzieller Erfolg blieb aber aus. Als Einnahmequelle blieben Cooper für lange Zeit daher nur seine Fernsehauftritte. Kleinere Rollen absolvierte er in „Schuldig bei Verdacht“ und „This Boy's Life" mit Robert De Niro. Erst mit einer expressiven Darstellung eines verrückten Pyromanen im Actionthriller „Money Train (Money Train)“, in dem Wesley Snipes und Woody Harrelson die Hauptrollen spielten, wurde Cooper 1995 größere Aufmerksamkeit zuteil. Ab diesem Zeitpunkt ging es für den Mimen stetig bergauf: Während er Joel Schumachers John Grisham-Verfilmung „Die Jury (A Time To Kill)“ 1995 noch als einfacher Deputy auftrat, spielte er in „Lone Star (Lone Star)“ an der Seite von Matthew McConaughey eine deutlich umfassendere Rolle: Als Sheriff Sam Deeds muss er in einer texanischen Grenzstadt einen komplizierten Fall klären und stößt dabei auf Schatten in seiner eigenen, familiären Vergangenheit. Für seine überzeugende Darstellung wurde Cooper für den Chlotrudis Award und den Independent Spirit Award nominiert.
Vom Reaktionär zum „Patrioten“
In der Rolle des patriarchalischen Vorstadtmilitaristen, der sich seine eigenen homosexuellen Neigungen nicht eingestehen möchte, feierte Chris Cooper 1999 in der mit fünf Oscars prämierten Gesellschaftssatire „American Beauty (American Beauty)“ an der Seite von Kevin Spacey seinen endgültigen Durchbruch. Einen Colonel spielte er auch ein Jahr später in Roland Emmerichs Bürgerkriegs-Epos „Der Patriot (The Patriot)“ an der Seite von Mel Gibson und Heath Ledger. Einen ersten Erfolg im Actiongenre feierte der Charaktermime mit den markanten Gesichtszügen 2002 in „Die Bourne Identität (The Bourne Identity)“. Noch im selben Jahr sollte Cooper dann auch seine ersten großen Auszeichnungen erhalten: Für seine skurrile Rolle als Orchideendieb John Laroche in der mit Nicolas Cage und Meryl Streep starbesetzten Charlie Kaufman-Verfilmung „Adaption“ kassierte er einen Golden Globe und einen Oscar, jeweils für die Beste Nebenrolle.
Das Warten auf die eine Hauptrolle
Trotz seiner wachsenden Anzahl an Filmerfolgen wird Chris Cooper auch weiterhin nur für Nebenrollen besetzt: In „Seabiscuit“ gab er 2003 einen kauzigen Reitlehrer, in „Capote“ 2005 einen Detektiv; in „Jarhead - Willkommen im Dreck (Jarhead)“ sowie „Operation: Kingdom (The Kingdom)“ glänzte er erneut in Rollen militärischer Funktionäre. Erst Regisseur Billy Ray gab ihm 2007 die Gelegenheit, in einer Hauptrolle zu überzeugen: In dessen „Enttarnt (Breach)“ spielte Cooper einen sowjetischen Spion. Es sollte jedoch bei dieser einen Hauptrolle bleiben, denn in „Remember Me (Remember Me)“ agierte Cooper 2010 erneut in einer - zwar einprägsamen - Nebenrolle als autoritärer Cop. Auch im US-Wirtschaftskrisen-Drama „Company Men (The Company Men)“ war er lediglich Teil eines beeindruckenden Ensembles um Ben Affleck, Kevin Costner und Tommy Lee Jones. Seinen bis dato letzten Auftritt hatte Chris Cooper 2011 als Tex Richman im Puppenfilm „Die Muppets (The Muppets)“. Auch in Robert Redfords "The Company You Keep" wird Cooper - wie könnte es anders sein - eine Nebenrolle übernehmen. Der Film ist derzeit noch ohne konkreten Starttermin.
Seit 1983 ist Chris Cooper mit der Schauspielerin Marianne Leone verheiratet. Jesse Cooper, der gemeinsame Sohn des Paares, starb 2005 im Alter von nur 18 Jahren an zerebraler Kinderlähmung.