Takeshi Kitano ist ein wahres Multitalent: In Japan feiert der vielseitige Künstler nicht nur als Filmemacher, sondern auch als Dichter, Buchautor, Fernseh- und Radiomoderator sowie als Maler und Komödiant Erfolge – seit 2005 ist er zudem Dozent an der Tokyo National University of Fine Arts and Music. Für seine Spielfilme schreibt der Autorenfilmer eigene Drehbücher, tritt regelmäßig als Hauptdarsteller auf und zeigt sich für den Schnitt verantwortlich. Internationale Bekanntheit erlangte Takeshi Kitano mit seinem lakonischen Yakuza-Drama „Hana-Bi – Feuerblume“ (1997) und der Roadmovie-Tragikomödie „Kikujiros Sommer“ (1999), die beide auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt wurden.
Karriere als Comedian
Takeshi Kitano wurde am 18. Januar 1947 in Adachi, Tokio geboren und verbrachte seine Kindheit in einem Arbeiterviertel am Stadtrand Tokios. Als junger Mann verließ Kitano daraufhin sein Elternhaus und schlug sich mit diversen Gelegenheitsjobs wie Taxifahrer oder Kellner durch, bevor er in einem Striplokal als Fahrstuhljunge arbeitete. In dieser Zeit reüssierte Kitano als Standup-Comedian mit sozialkritischem Humor. Mit einem Freund feierte er als Komiker-Duo „The Two Beats“ erste Erfolge und trat später als Solokünstler auf – aus dieser Zeit stammt Kitanos heute noch gängiger Spitzname „Beat Takeshi“. Es folgten Auftritte im Fernsehen und die erfolgreiche Radioshow „All Night Nippon“, mit der Takeshi Kitano zum Publikumsliebling avancierte. Bald wurde auch Kitanos Talent als Schauspieler entdeckt und der Komiker trat in einigen Fernsehfilmen auf. Im Jahr 1986 kam es schließlich zu einem Skandal um eine junge Geliebte des bereits seit 1978 verheirateten Stars, der in der Folge mit einigen Anhängern die Zeitungsredaktion stürmte, die über den Vorfall berichtet hatte – sechs Monate Haft drohten, doch letztlich kam der ungestüme Kitano mit einer saftigen Geldstrafe davon.
Die ersten Kinofilme
Im Jahr 1989 gab Takeshi Kitano mit dem knallharten Thriller „Violent Cop“ sein Debüt als Filmregisseur. Die Hauptrolle des unorthodoxen Polizisten Azuma, der wie ein japanischer „Dirty Harry“ daherkommt, übernahm Kitano wie in vielen seiner späteren Filme selbst. Der minimalistische Stil des Regisseurs, der meist mit ruhigen Kameraeinstellungen und wortkargen Drehbüchern arbeitet, lässt sich an „Violent Cop“ bereits erkennen. Auf sein Debüt ließ Kitano den Thriller „Boiling Point“ (1990) und den Liebesfilm „Das Meer war ruhig“ (1991) folgen, bevor er mit „Sonatine“ (1993) auch außerhalb Japans erste Aufmerksamkeit erregte: Der Yakuza-Thriller, in dem Kitano einen Gangster in der Sinnkrise darstellt, wurde bei den Filmfestspielen von Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ gezeigt – zu dauerhafter Bekanntheit über Japans Grenzen hinaus verhalf „Sonatine“ seinem Regisseur jedoch nicht. Auf einen schweren Motorrad-Unfall, seit dem Kitanos rechte Gesichtshälfte gelähmt ist, folgte die Komödie „Getting Any?“ (1995) sowie ein Auftritt Kitanos im Hollywood-Thriller „Vernetzt – Johnny Mnemonic“, bevor er 1996 mit dem Drama „Kids Return“, einer Geschichte über das Erwachsenwerden, erneut in Cannes auftrat.
Der internationale Durchbruch
Der Durchbruch außerhalb seines Heimatlandes gelang Kitano 1997 mit dem meisterlich inszenierten Yakuza-Drama „Hana-Bi – Feuerblume“, das bei den Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen gewann und in der Folge zahlreiche weitere Filmpreise abräumte. Wie beim Folgeprojekt, dem tragikomischen Roadmovie „Kikujiros Sommer“ (1999), übernahm Kitano die Hauptrolle erneut selbst. Nach den internationalen Erfolgen mit „Hana-Bi“ und „Kikujiros Sommer“ drehte der Japaner mit „Brother“ (2000) einen Yakuza-Thriller in Los Angeles, der von der Kritik zwar zwiespältig aufgenommen wurde, die Karriere Kitanos aber trotzdem weiter befeuerte. Einen Kontrast zum brutalen „Brother“ und seinem Auftritt im Science-Fiction-Splatterfilm „Battle Royale“ lieferte Kitano mit dem Episodendrama „Dolls“ (2002), in dem der Filmemacher seine Bildsprache zu einem farbenfrohen wie melancholischen Filmgedicht verdichtete, mit dem er die internationale Presse vollkommen überzeugte.
Durchwachsene 2000er-Jahre
Ein großer kommerzieller Erfolg in Japan gelang Takeshi Kitano mit „Zatoichi – Der blinde Samurai“ (2003), einer schwungvollen Neuauflage der klassischen Schwertkampf-Filme um die japanische Kultfigur Zatoichi, die in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Auf seine vielfach gelobte Hauptrolle in „Blood & Bones“ (2004) von Yoichi Sai folgte die selbstironische, von der Kritik als Nummernrevue verschmähte Komödie „Takeshis'“ (2005), in der Kitano gleich drei Figuren spielte und sein eigenes Image als japanischer Superstar parodierte. Mit dem verwirrenden „Glory to the Filmmaker“ (2007) und der Komödie „Achilles und die Schildkröte“ (2008) folgten noch zwei weitere Filme, in denen Takeshi Kitano auf seine Rolle als Regisseur und Maler reflektierte – wie schon „Takeshis'“ stießen jedoch auch diese beiden Filme auf wenig Gegenliebe bei Kritikern und Publikum. Im Jahr 2010 landete Takeshi Kitano mit dem Yakuza-Thriller „Outrage“, der im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes lief, dann wieder einen Erfolg, der eine Rückkehr zu seinen Wurzeln als Filmemacher markiert. Für 2012 steht die Fortsetzung an, in der Kitano erneut die Hauptfigur spielt.