Dass Wolfgang Petersen 1941 in Emden als Sohn eines Marineoffiziers geboren wurde und einen großen Teil seiner Kindheit in der Nähe eines Hafens lebte, legte bereits den Grundstein für dessen größten Erfolg „Das Boot“ 40 Jahre später. Doch bis es so weit war, musste der junge Ostfriese zunächst das Filmhandwerk lernen. Schon während seiner Schulzeit in Hamburg drehte er erste 8-mm-Filme, später führte er Regie am Jungen Theater in Hamburg, besuchte eine Schauspielschule, arbeitete nebenbei als Darsteller und begann 1965 ein Studium der Theaterwissenschaft, wechselte jedoch schon ein Jahr später an die Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin, wo er einige Kurzfilme und 1969 seinen Abschlussfilm „Ich werde dich töten, Wolf“ umsetzte.
Erste Schritte im Kino und TV
Ab 1971 führte Wolfgang Petersen regelmäßig Regie bei Fernsehproduktionen wie „Van der Valk und die Reichen“. Auch insgesamt sechs Folgen der damals noch recht jungen Krimi-Reihe „Tatort“ inszenierte er, wobei vor allem die 1977 erschienene Episode „Reifezeugnis“ noch heute zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten „Tatort“-Folgen überhaupt zählt.
Wolfgang Petersens erster Kinofilm „Einer von uns beiden“ startete 1974 und verschaffte dem aufstrebenden Regisseur den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Nachwuchsregie. Sein nächster Film „Die Konsequenz“ behandelte das Thema Homosexualität und sorgte für einen Skandal, als der BR sich aufgrund dessen weigerte, ihn auszustrahlen. Ins Kino kam die Adaption eines autobiografischen Romans aber dennoch.
Wolfgang Petersens Meisterwerk
Schon kurz darauf, in Jahr 1981, legte Wolfgang Petersen sein definitives Meisterwerk hin. In „Das Boot“ kollaborierte er erneut mit seinem Stammhauptdarsteller Jürgen Prochnow und dem Komponisten Klaus Doldinger, mit denen er bereits „Einer von uns beiden“ umsetzte, und schuf ein intensives, von klaustrophobischer Stimmung und zweckdienlicher Kameradschaft geprägtes Kriegsdrama rund um eine deutsche U-Boot-Besatzung im deutschen Weltkrieg. Aufgrund seiner packenden Inszenierung und der bis ins Detail authentischen Darstellung des Unterwasser-Alltags sorgte das Survival-Epos nicht nur in Deutschland für Aufsehen, sondern wurde auch weit über die Landesgrenzen gefeiert.
So wurde „Das Boot“ für ganze sechs Oscars nominiert, zwei davon (Regie und Drehbuch) richteten sich an Wolfgang Petersen selbst. Zwar ging „Das Boot“ bei der Verleihung des wichtigsten Filmpreises der Welt letztendlich leer aus. Doch die Nominierungen reichten bereits, um Petersen auch in Hollywood ein großes Standing zu verschaffen. Doch bevor er 1986 nach Los Angeles auswanderte, legte er 1984 noch einen Kassenschlager in Deutschland hin, der bis heute Kultstatus genießt: den Fantasy-Film „Die unendliche Geschichte“, basierend auf dem gleichnamigen Jugendroman von Michael Ende.
Erfolgreiche Hollywood-Karriere und Kurz-Comeback in Deutschland
Nur wenigen deutschen Regisseuren ist eine Karriere in Hollywood vergönnt, doch Wolfgang Petersen schaffte den Sprung über den Atlantik. Mit seiner eigenen Produktionsfirma Radian Productions drehte er vor allem politische Action-Thriller und bildgewaltige Blockbuster aus dem Katastrophen- und Monumentalfilmgenre. Mit „In The Line Of Fire“, „Outbreak“, „Air Force One“, „Der Sturm“ und „Troja“ verzeichnete er große Box-Office-Erfolge und drehte dabei mit absoluten Top-Stars wie Clint Eastwood, Harrison Ford und Brad Pitt. Nachdem sein letzter US-Film „Poseidon“ 2006 allerdings an den Kinokassen floppte, war die Hollywood-Karriere vorbei.
Anschließend drehte Wolfgang Petersen zehn Jahre lang keinen Film mehr. Doch für das Remake seines beliebten TV-Films aus den 70er-Jahren „Vier gegen die Bank“ brachte er 2016 doch noch einen letzten Film ins Kino, diesmal wieder in Deutschland, wo er mit den nationalen Stars Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan-Josef-Liefers arbeitete.
Am 12. August 2022 starb Wolfgang Petersen in seinem Anwesen in Brentwood, Kalifornien im Alter von 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.