Einst eröffnet mit den Gaspar-Noé-Schockern „Menschenfeind“ und „Irreversibel“, wurde die „Kino Kontrovers“-Reihe nach der Jahrtausendwende mit zahlreichen schwer verdaulichen Schockern erweitert, die dem Titel der Serie gerecht wurden – etwa Pier Paolo Pasolinis umstrittener „Die 120 Tage von Sodom“ oder der surreale Fiebertraum „Santa Sangre“ von Meisterregisseur Alejandro Jodorowsky. Mit Einführung der Blu-ray wurde die einheitlich gestaltete Sammelreihe dann in neuem Look weitergeführt: im Mediabook.
Nach Highlights wie dem unter die Haut gehenden Familien-Drama-Thriller „We Need To Talk About Kevin“ oder Michael Hanekes nicht weniger verstörendem „Funny Games“ sind nun fast schon ganze drei Jahre seit dem letzten „Kino Kontrovers“-Film „Wir - Der Sommer, als wir unsere Röcke hoben und die Welt gegen die Wand fuhr“ vergangen. Doch jetzt steht endlich Nachschub ins Haus: Mit „Animals - Wie wilde Tiere“ erscheint am heute endlich wieder ein Film in der „Kino Kontrovers“-Reihe!
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Wie mittlerweile üblich, erscheint auch die jüngste Erweiterung der Reihe sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray im Mediabook. Und wie immer gilt: Die Stückzahlen sind begrenzt. Während einige „Kino Kontrovers“-Filme auch nach Jahren noch erhältlich sind, sind andere nur noch schwer und für teures Geld zu kriegen.
Selbst für einige alte DVDs wie etwa von „Menschenfeind“ werden so zum Teil horrende Preise aufgerufen. Falls ihr die Reihe also sammelt, ihr einfach ein Faible für durch Mark und Bein gehende Geschichten habt oder ihr „Animals“ ohnehin schon länger schauen wollt, lohnt sich die Heimkinopremiere des gefeierten Festival-Hits aus Belgien auf jeden Fall.
Das ist "Animals - Wie wilde Tiere"
„Animals“ erzählt die Geschichte des 30-jährigen Brahim (Soufiane Chilah), der in seiner Familie regelmäßig für Aufregung sorgt. Denn Brahim ist Muslim und schwul – und bricht so mit den konservativen Traditionen seiner Verwandtschaft. Selbst die große Geburtstagsfeier seiner Mutter endet mit einer Konfrontation, woraufhin sich Brahim ins zügellose Nachtleben flüchtet. Hier, in der Gesellschaft von anderen Schwulen sowie jungen, modernen und offenen Menschen, fühlt er sich wohl.
Als er jedoch einen Streit beobachtet, den er zu schlichten versucht, nimmt die Nacht eine grausame Wendung. Brahim begeht den vielleicht größten Fehler seines Lebens, steigt mit einer Gruppe fremder Männer ins Auto und wird schließlich Opfer von Spott und Erniedrigung. Was mit Beschimpfungen beginnt, führt schnell zu Handgreiflichkeiten – und selbst die sind erst der Anfang einer schrecklichen Tortur. Und als der Wagen am Rande der Stadt hält, verlieren die Peiniger auch den letzten Funken Menschlichkeit...
„Animals - Wie wilde Tiere“ ist in den deutschen Kinos zwar wenig beachtet worden – zählt für uns allerdings zu den bis dato besten Filmen des Jahres. Regisseur Nabil Ben Yadir („The Barons“) verleiht seiner Wut Ausdruck, gibt Opfern sinnloser Gewalt ein Gesicht und zeigt toxische Männlichkeit von ihrer schlimmsten Seite.
Unser Kritiker Thorsten Hanisch vergibt dafür 4,5 von 5 möglichen Sternen und fasst in seinem Fazit zusammen, was als Empfehlung und Warnung zugleich verstanden werden kann: Denn „Animals“ ist „nicht leicht auszuhalten, aber ein brillant inszenierter, viszeraler, ungemein eindrucksvoller Film mit klarer Haltung.“
Der vielleicht beste Film 2022 bekommt eine der besten Heimkino-Editionen des Jahres – aber nur in limitierter Auflage!Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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