In der zweiten und dritten Folge von „The Sandman“ betritt eine Figur die Bühne, die vielen DC-Fans bekannt vorkommen dürfte: Johanna Constantine (Jenna Coleman) ist eine Privatdetektivin mit einem fundierten Wissen über Okkultes und Dämonen – ganz so wie John Constantine. Wer die Comicvorlage von Neil Gaiman kennt, weiß, dass darin an der entsprechenden Stelle tatsächlich John Constantine auftritt, also diesselbe Figur, die Keanu Reeves einst in „Constantine“ und Matt Ryan in der „Constantine“-Serie und im Arrowverse spielte. Was steckt also hinter der Änderung?
Im Interview mit Slash Film erklärte Neil Gaiman, der auch zu den kreativen Köpfen hinter der Serienadaption gehört, dass es hier vor allem um praktische Gründe ging – und um ökonomisches Filmemachen. Denn neben John beziehungsweise Johanna spielt im weiteren Verlauf von „The Sandman“ auch deren Lady Johanna Constantine genannte Vorfahrin eine wichtige Rolle (in Folge 6).
„Als wir darüber nachgedacht haben, was wir in dieser ganzen Serie machen, wussten wir, dass wir zeigen würden, wie Lady Johanna Constantine Dream in einem Pub trifft,“ so Gaiman. „Und wenn wir das tun und für diese Rolle eine wirklich erstklassige Schauspielerin wollen, dann müssen wir dieser Schauspielerin mehr zu tun geben als dieses eine Treffen im Pub. Da es [in ‚The Sandman‘] anfangs nicht viele Frauenrollen gab, schien uns die Idee, dass eine Person beide Constantine-Figuren spielen könnte, sehr schön und naheliegend.“
Indem sie John zu Johanna machten, konnten die Verantwortlichen hinter „The Sandman“ also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie sorgten einerseits für einen höheren Anteil von weiblichen Figuren und machten die Doppelrolle als Johanna und Lady Johanna andererseits attraktiver.
Ein weiterer Grund: J.J. Abrams' "Constantine"-Serie
Wie sich dann herausstellte, war das aber auch unabhängig davon eine gute Idee, denn wie Gaiman weiter erklärte, habe er später erfahren, dass es alle möglichen Einschränkungen bei der Benutzung von Constantine gibt. Der Grund dafür: J.J. Abrams arbeitet aktuell an einer neuen „Constantine“-Serie und bei DC ist man zumeist sehr vorsichtig damit, nicht zu viele Inkarnationen von berühmten Figuren gleichzeitig im Kino und Streaming zu zeigen.
Zu diesem Zeitpunkt sei die Entscheidung, Constantine in „The Sandman“ zu einer Frau zu machen, allerdings schon längst gefallen, so Gaiman gegenüber Slash Film.
In einer Reihe von Tweets machte Gaiman außerdem deutlich, dass Johanna Constantine nicht einfach nur eine weibliche Version von John Constantine sei, sondern eine eigene, andere Figur. So erkläre sich auch der andere Look – Johanna ist ja anders als John etwa keine kettenrauchende Trenchcoat-Trägerin und hat eine andere Historie.
Alle zehn Folgen der ersten Staffel „The Sandman“ gibt es seit dem 5. August 2022 bei Netflix. Und sollte die Serie eine zweite Staffel bekommen, könnte es darin durchaus ein Wiedersehen mit Johanna Constantine und/oder Lady Johanna geben, schließlich erleben sie in den Comics noch zahlreiche weitere Abenteuer...
Lohnt sich "The Sandman"? So gut ist die neue Netflix-Fantasy-Serie nach "The Witcher" & Co.Hinweis: Dieser Artikel wurde nach Veröffentlichung noch einmal überarbeitet.