Der am 20. März 1950 geborene William Hurt begann wie so viele seiner Kollegen und Kolleginnen seine Karriere am Theater, war dann ab 1977 für über ein Jahrzehnt festes Mitglied der legendären New Yorker Gruppe Circle Repertory Company, die zahlreiche Stars hervorgebracht hat. Parallel drängte er aber vor die Kamera, wo ihm nach kleinen TV-Nebenrollen gleich sein erster Kinofilm große Aufmerksamkeit verschaffte.
Ken Russells Thriller „Der Höllentrip“ um einen Wissenschaftler, der sich bei Experimenten in ein Monster verwandelt, brachte ihm gleich eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller ein. Der Film dürfte auch eine große Rolle dabei gespielt haben, dass Hurt fast 30 Jahre später noch zum Marvel-Star wurde: In „Der unglaubliche Hulk“, der Geschichte eines Wissenschaftlers, der sich bei Experimenten in ein Monster verwandelt, spielte er das erste Mal Thaddeus Ross. Die Rolle bekleidete er anschließend noch vier weitere Male: in „The First Avenger: Civil War“, „Avengers: Infinity War“, „Avengers: Endgame“ und zuletzt „Black Widow“. Immer wieder gab es Gerüchte um einen eigenen Kinofilm oder eine Disney+-Serie mit der Figur und ihrem aus dem Comics bekannten „Thunderbolt“-Team.
Während ein jüngeres Publikum ihn wohl vor allem in dieser Rolle kennt, dürften unsere cinephilen Leser*innen natürlich vor allem den William Hurt der 80er in Erinnerung haben. Hier sorgte er mit fast jeder Rolle für großes Aufsehen. Sein dritter Film, der Erotik-Thriller „Body Heat“ alias „Heißblütig - Kaltblütig“, machte ihn 1981 zum Star, die nachfolgenden „Der große Frust“ und „Gorky Park“ brachten ihm den Ruf als Schauspieler, der nur gute Projekte auswählt.
Für seine Darstellung eines homosexuellen Gefängnisinsassen in „Der Kuss der Spinnenfrau“ gewann er 1986 dann alle möglichen Preise, allen voran den Oscar. Hurt galt als einer der besten Schauspieler jener Zeit, was in weiteren Oscarnominierungen als Bester Hauptdarsteller in den Folgejahren 1987 und 1988 für „Gottes vergessene Kinder“ und „Nachrichtenfieber – Broadcast News“ gipfelte.
In den 1990ern und 2000ern arbeitete Hurt mit den unterschiedlichsten renommierten Regisseur*innen wie u. a. Wim Wenders („Bis ans Ende der Welt“), Wayne Wang („Smoke“), Chantal Akerman („Eine Couch in New York“), Nora Ephron („Michael“), Alex Proyas („Dark City“), Steven Spielberg („A.I.“), M. Night Shyamalan („The Village“), Sean Penn („Into The Wild“) und Ridley Scott („Robin Hood“). Für seine Rolle in David Cronenbergs „A History Of Violence“ bekam er 2006 noch einmal eine Oscarnominierung.
In diesem Jahrtausend sorgte er auch immer wieder auf dem kleinen Bildschirm für Aufsehen. Nachdem er 2000 in einer „Dune“-Mini-Serie erstmals in einer TV-Serien-Hauptrolle zu sehen war, spielte er später u. a. in der zweiten Staffel des Serien-Hit „Damages“ sowie der Amazon-Prime-Video-Serie „Goliath“ mit.
So sehr William Hurt uns vor der Kamera begeisterte, darf in einem Rückblick auf sein Leben nicht auch ein Blick auf eine dunkle Seite fehlen. Während Film- und Oscarfans der historische Moment in bester Erinnerung ist, als er bei der Oscarverleihung 1986 seiner damaligen Lebensgefährtin Marlee Matlin mit einem Kuss den Preis für die beste Hauptdarstellerin überreichte und sie so zur ersten gehörlosen Schauspielerin mit einem der begehrten Goldjungen wurde, kam durch ein späteres Buch von ihr ans Licht, was wohl hinter den Kulissen passierte. Hurt soll ihr nach der Zeremonie klar gemacht haben, dass sie den Oscar nicht verdiene und sie weiter psychisch terrorisiert haben. Auch zu mehren physischen Übergriffen, inklusive mindestens einer Vergewaltigung, soll es während der kurzen Beziehungen gekommen sein. Ohne auf konkrete Vorwürfe einzugehen entschuldigte sich Hurt später für alle Schmerzen, die er zu jener Zeit verursacht habe.
William Hurt ist nun am 13. März 2022 im Alter von 71 Jahren gestorben, nachdem er bereits 2018 öffentlich machte, dass er unter Prostatakrebs in einem fortgeschrittenen Stadium leidet. Er hinterlässt vier Kinder.