600 Millionen US-Dollar habe Disney wegen illegalen Kopien beim Marvel-Film „Black Widow“ verloren, hieß es kürzlich in Berichten. Obwohl wir diese Rechnung für falsch halten, bleiben sogenannte „Raubkopien“ ein großes Problem für Filmstudios und Kinos – das sich durch zeitgleiche Streaming- und Kinostarts 2021 sogar noch verschärft hat, da Filme wie eben „Black Widow“ oder jüngst auch „Matrix Resurrections“ in feinster Bildqualität im Internet landeten, ohne dass Nutzer*innen fürs Anschauen zahlen müssen (es sei denn, sie werden erwischt).
„Spider-Man: No Way Home“ läuft seit Mitte Dezember 2021 exklusiv und sehr erfolgreich in den Kinos, Stand jetzt steht er mit einem weltweiten Einspielergebnis von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar auf Platz 8 der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten (der nächste zu Zeiten der Pandemie gestartete Film ist das chinesische Schlachtenepos „The Battle at Lake Changjin“ auf Platz 63).
Im Netz dürften daher zwar viele abgefilmte „No Way Home“-Kopien die Runde machen (nur echt mit Kameragewackel und Husten auf der Tonspur), jedoch keine Streaming-Kopien. Und das soll nach Vorstellung von Sony offenbar noch eine Weile so bleiben.
"No Way Home" wird nicht um den BAFTA konkurrieren
Wie das bestens vernetzte und verlässliche Branchenmagazin Deadline exklusiv berichtet, ist „Spider-Man: No Way Home“ nicht fürs Rennen um einen Preis bei den British Academy Film Awards qualifiziert, da Sony für die Mitglieder der zuständigen Organisation BAFTA keinen „Spider-Man 3“-Screener zur Verfügung gestellt hatte (sondern auf der entsprechenden Webseite nur einen Trailer und Beschreibungstext). Das war aber Voraussetzung, um etwaige Nominierungen zu bekommen.
Wie das Branchenmagazin nachvollziehbar vermutet, dürfte Sony bei der Entscheidung von der Sorge getrieben worden sein, dass ein „No Way Home“-Screener alsbald die Kreise der altehrwürdigen britischen Academy verlassen und seinen Weg in den für alle zugänglichen Bereich des Internets gefunden hätte.
Offiziell hat sich Sony bisher nicht in der Sache geäußert. An einem mangelnden Interesse an der Preisverleihung kann es jedenfalls nicht liegen, dass kein Screener zu „Spider-Man: No Way Home“ hochgeladen wurde. Zwar wurde noch nie ein Superheldenfilm in der Hauptkategorie ausgezeichnet, doch es gingen Preisen an Joaquin Phoenix (für „Joker“) und Heath Ledger (für „The Dark Knight“), außerdem bekam „Black Panther“ den Preis für die besten visuellen Effekte.
Sony will trotzdem Oscars
Vor allem hat die Produzentenriege von „Spider-Man: No Way Home“ längst öffentlich dafür geworben, dass der Marvel-Film bei der Oscarverleihung bedacht wird, der – trotz schwindendem Interesse des Publikums – nach wie vor wichtigsten Filmpreisverleihung. Wer Oscars will, braucht Aufmerksamkeit, die durch Werbeanzeigen gekauft und durch die vielen anderen Preisverleihungen im Vorfeld der Oscars aufgebaut wird.
Die BAFTAS wiederum gehören zu den Veranstaltungen vor den Oscars, die eine Menge Aufmerksamkeit bekommen (bei sieben von 14 Filmen zwischen 2008 und 2021 stimmte die BAFTA für den besten Film außerdem mit der für die Oscars zuständigen Academy überein).
Welche Filme für die BAFTA Awards 2022 nominiert werden, erfahren wir am 3. Februar 2022. Am 8. Februar werden dann die Oscarnominierungen bekanntgegeben und wir werden sehen, wie weit „Spider-Man: No Way Home“ ohne BAFTA-Nominierung gekommen sein wird. Um für die Oscars in Frage zu kommen, braucht übrigens kein digitaler Screener hochgeladen zu werden.