Regisseur Adam McKay arbeitet in seinen Filmen mit den Top-Stars aus Hollywood zusammen, das war bei seiner Finanz-Satire „The Big Short“ so, die mit u. a. Ryan Gosling und Christian Bale besetzt wurde, und das hat sich in seinem aktuellen Netflix-Hit „Don’t Look Up“ nicht geändert. Die Hauptrollen – ein verzweifelt warnendes Duo aus der Wissenschaft – haben Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence übernommen, in einer wichtigen Nebenrolle sehen wir Meryl Streep, die als bornierte US-Präsidentin sichtlichen Spaß hat. Deutlich versteckter fällt der Gastauftritt von Marvel-Star Chris Evans aus, der mit Mütze, Sonnenbrille und Bart einen Schauspieler auf Promo-Tour gibt.
Ein Seitenhieb auf Hollywood
Chris Evans spielt in der kurzen Szene aus „Don’t Look Up“ den Schauspieler Devin Peters, der seinen Katastrophenfilm „Total Devastation“ bewirbt. In der Handlung von „Don’t Look Up“ tobt zu diesem Zeitpunkt der Meinungsstreit zwischen zwei Bewegungen: Die Vernünftigen fordern, in den Himmel zu schauen und den Asteroiden als die katastrophale Bedrohung wahrzunehmen, die er nun mal faktisch ist, die falsch informierten Schreihälse fordern das genaue Gegenteil davon.
Chris Evans’ Devin Peters trägt einen Anstecker an seiner Jacke, einen Pfeil, der gleichzeitig nach unten und nach oben zeigt. Das ist zuallererst ein Seitenhieb gegen die in Hollywood verbreitete Kultur, sichtbare Pins auf Festivitäten wie den Oscars zu tragen, um auf einen Missstand hinzuweisen – und es bei dieser Art des Protests zu belassen, anstatt wirklich etwas zur Veränderung der Verhältnisse beizutragen. Verbreitet waren solche Pins etwa nach dem Skandal um Harvey Weinstein und anderen öffentlich gewordenen Missbrauchsfällen. Damals trugen Stars „Time's Up“-Anstecker.
Ein Seitenhieb auf amerikanische Diskussionskultur
Der Gag mit dem Pfeil-Pin hat aber eine zweite Ebene: Er steht für die Botschaft, nicht mehr über unangenehme politische Themen wie den in „Don’t Look Up“ per Asteroiden-Metapher dargestellten Klimawandel zu diskutieren. Gerade unter Trump offenbarten sich die USA als tief gespaltenes Land und die Meinung zum US-Präsidenten konnte Familien entzweien oder Partnerschaften zerstören.
So gesehen mag der Anspruch hinter dem Pfeil-Pin als heilsam empfunden werden. Die satirische Szene aber macht deutlich, wo Adam McKay und sein Team in dieser Sache stehen: Durch das Bestreben, Diskussionen zur Konfliktvermeidung einfach zu unterlassen und jede – wie sagen wir das jetzt am nettesten? – absurde Position als gleichberechtigte Meinung zu tolerieren, wird ein katastrophales Problem wie der wissenschaftlich belegte menschengemachte Klimawandel nicht angegangen, sondern ignoriert.
Nicht alle Stars hatten übrigens das Glück wie Chris Evans, dass ihre Aufnahmen tatsächlich im Film verwendet wurden:
Fans enttäuscht von Netflix-Hit: Dieser "Friends"-Star wurde offenbar aus "Don't Look Up" herausgeschnitten!