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    Handys und Facebook schuld an Mega-Flop von "The Last Duel"? Ridley Scott motzt über das heutige Publikum
    Annemarie Havran
    Annemarie Havran
    -Mitglied der Chefredaktion
    Film- und Serien-Fan mit Leib und Seele. Immer, wenn im Kinosaal das Licht ausgeht oder der Vorspann einer starken Serie beginnt, kommt die Gänsehaut.

    Ridley Scott ist ein talentierter Filmemacher. Er ist aber auch nicht schlecht darin, die Schuld an kommerziellen Misserfolgen bei anderen zu suchen – und hat nun einen Sündenbock für den Kino-Flop seines Historien-Epos „The Last Duel“ gefunden.

    2021 20th Century Studios. All Rights Reserved.

    Seit dem 14. Oktober 2021 läuft Ridley Scotts Historien-Drama „The Last Duel” im Kino – weitestgehend unter dem Radar, und das nicht nur bei uns in Deutschland, sondern international. Weltweit spielte der neueste Film des „Alien“- und „Blade Runner“-Regisseurs bislang gerade mal knapp 27,5 Millionen US-Dollar ein. Gekostet haben soll er 100 Millionen – ein riesiger Flop also.

    Dabei schneidet „The Last Duel“ bei der Fachpresse recht gut ab. Wir von FILMSTARTS haben drei von fünf Sternen vergeben, bei der Kritiken-Sammelseite Metacritic gibt’s einen Schnitt von 67/100 Punkten bei 50 berücksichtigen Besprechungen. Was ist also falsch gelaufen? Regisseur Ridley Scott glaubt, die Antwort zu kennen: Die Millennials mit ihren Smartphones sollen schuld sein.

    "Diese verfickten Handys"

    In Marc Marons Podcast „WTF“ sprach der Filmemacher über den Flop von „The Last Duel“ und hatte schnell einen Sündenbock gefunden: „Ich denke, worauf es sich herunterbrechen lässt, ist – heute haben wir ein Publikum, das mit diesen verfickten Handys aufgewachsen ist. Der Millennial will überhaupt nichts beigebracht bekommen, außer er erfährt es auf dem Handy.“

    Dass es nicht nur „der Millennial“ ist, der ins Kino hätte gehen können, kommentiert Scott nicht weiter, motzt dann aber gleich auch über Facebook, denn dadurch „kam es zu einer Irreführung, die dieser jüngsten Generation eine falsche Art von Selbstvertrauen gibt.“

    Wie genau das damit zusammenhängt, dass zu wenige Menschen „The Last Duel“ gesehen haben? Das erklärt Ridley Scott dann zwar nicht, interpretieren ließe es sich aber so: Die Medien und die neue Technik sind halt einfach schuld, dass niemand mehr ins Kino geht.

    Die Gewohnheit, sich permanent auf seinem Handy zu informieren und sich über die sozialen Medien (Scott scheint da nur Facebook zu kennen – inzwischen eigentlich schon ein Medium für Ältere) selbstdarzustellen sei so präsent bei denjenigen, die mit den neuen Techniken aufgewachsen ist, dass sie einfach keine anderen Medien und Geschichten mehr interessieren.

    War das Marketing vielleicht nicht gut genug?

    Dass aber vielleicht auch etwas Anderes schuld sein könnte als Handy und Social Media, legte Podcast-Moderator Marc Maron nahe und deutete an, Disney habe den Film vielleicht nicht gut vermarktet. Das wehrte Ridley Scott jedoch ganz klar ab: „Nein. Disney hat fantastische Promo-Arbeit geleistet. Die Bosse haben den Film geliebt – ich hatte zunächst Bedenken, dass er nichts für sie wäre – aber sie haben den Film wirklich gemocht, ihre Werbung, Vermarktung etc. waren also exzellent.“

    Marc Maron hakte jedoch noch weiter nach, brachte zur Sprache, dass doch aber gerade historische Action attraktiv für ein jüngeres Publikum gewesen sein müsste. So sieht Ridley Scott das auch – gerade mit Stars wie Matt Damon, Ben AffleckAdam Driver und Newcomerin Jodie Comer habe er sich mehr Zulauf versprochen. Außerdem hätten sie an ihr „fantastisches Drehbuch“ geglaubt und deshalb den Film gemacht.

    "The Last Duel": Kein klassischer Actioner

    Dass Scott an die Zugkraft seines Stoffes bei einem jüngeren Publikum geglaubt hat, halten wir jedoch für vielleicht etwas zu optimistisch. Schließlich ist „The Last Duel“ eben nicht einfach nur ein Action-Spektakel mit Rittern, die sich die Köpfe einhauen, sondern eben auch ein Drama über eine Vergewaltigung, das seine Geschichte im „Rashomon“-Stil aus verschiedenen Perspektiven aufrollt und dabei „so sehr auf seine politische Korrektheit bedacht ist, dass es als feministisches Statement allzu akademisch wirkt“, wie es in unserer Kritik heißt.

    Ridley Scott ist aber allgemein für sein ziemlich gesundes Selbstbewusstsein bekannt und dafür, anderen die Schuld für Misserfolge in die Schuhe zu schieben – beides klingt auch in einer Story zum damals an den Kinokassen gefloppten „Blade Runner“ an, die er im Podcast erneut zum Besten gab:

    „[1982] habe ich einen Film namens ‚Blade Runner‘ gemacht. Es war mein dritter Film. Wirklich verdammt gut. Und ich wurde fertiggemacht. Ich wurde fertiggemacht von [der Filmkritikerin] Pauline Kael, die mich nicht einmal getroffen hat. Sie kannte mich nicht und plötzlich habe ich diesen Artikel im New Yorker gelesen, einem Magazin, das Klasse hat. Ich habe es gelesen und da waren diese vier Seiten voller Beleidigungen. Ich habe es rahmen lassen. Es hängt jetzt in meinem Büro.“

    Nicht mal 2 Monate nach Kinostart: Bald könnt ihr das neue Kino-Epos des "Gladiator"-Regisseurs streamen!
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