Damit hat wohl keiner gerechnet: Die südkoreanische Thriller-Serie „Squid Game“ hat die Top-Ten des Streaminggiganten Netflix im Sturm erobert – und das rund um den Erdball. Dass die Serie ohne große Bewerbung – in Deutschland zum Beispiel dürfte sie vor Start garantiert keiner auf dem Schirm gehabt haben – die Spitzenposition erobert hat, ist schon beeindruckend genug, aber es wird noch besser: „Squid Game“ schickt sich an, die bislang erfolgreichste Netflix-Serie zu werden und „Bridgerton“ (in den ersten vier Wochen von 82 Millionen Haushalten gesehen) vom Thron zu stoßen.
Bei so einem Erfolg dürfte eine zweite Staffel eigentlich ein No-Brainer sein. Und das Finale der ersten „Squid Game“-Staffel (wir bleiben in diesem Artikel spoilerfrei!) gibt eine Fortsetzung inhaltlich sogar her. Doch Autor und Regisseur der Serie, Hwang Dong-hyuk, ist nach der Arbeit an Staffel 1 so erschöpft, dass er aktuell keine Lust auf eine zweite Season hat.
Im Interview mit Variety sprach der Serienmacher darüber, wie anstrengend die Entwicklung der ersten Staffel für ihn war. Es sei ein langer und stressiger Prozess gewesen, den er so nicht noch einmal zu wiederholen plane – zumindest nicht so schnell.
"Es war psychisch und physisch zu viel"
„,Squid Game‘ zu schreiben war härter für mich als sonst, weil e seine Serie ist und kein Film. Ich hab sechs Monate gebraucht, um die ersten zwei Folgen [von insgesamt neun] zu schreiben“, so Hwang. Dann habe er seine Arbeit mit Freunden besprochen und deren Feedback für weitere Verbesserungen genutzt.
Insgesamt hat es sogar über zehn Jahre gebraucht, bis die Serie das Licht der Welt erblickte – denn die Idee kam Hwang schon 2008, ans Drehbuch setzte er sich 2009. Doch weil das Konzept der Serie damals wohl „zu bizarr“ wirkte, dauerte es, bis er seine Idee tatsächlich umsetzen konnte. Welche Spiele er in der Serie einsetzen wolle, habe er sogar schon vor über zehn Jahren entschieden, so Hwang in einem anderen Interview mit The Korea Times. Letztlich habe ihn dieser gesamte Prozess aber enorm zermürbt: „Es war psychisch und physisch zu viel.“
Nach Empörung über "Squid Game": Netflix liefert Warnhinweis nachEine zweite Staffel von „Squid Game“ würde wohl nur unter einer Bedingung kommen: dass Hwang Dong-hyuk nicht wieder alles alleine machen würde. „Ich habe keine großen Pläne für ‚Squid Game 2‘ entwickelt. Überhaupt darüber nachzudenken, ist für mich sehr ermüdend. Aber falls wir es machen, würde ich es ganz bestimmt nicht alleine machen. Ich würde in Erwägung ziehen, mit einem Autoren-Team und mehreren erfahrenen Regisseuren zusammenzuarbeiten.“
Staffel 2 nur als Team-Arbeit
Für „Squid Game“-Fans bleibt also zu hoffen, dass Netflix Hwang überzeugen kann, die hypererfolgreiche Serie fortzusetzen – und dass sich Hwang dafür auf die Arbeit mit einem Team einlässt. Denn dass der Filmemacher gegenüber Variety sagt, er sei kein großer Team-Worker, stimmt sorgenvoll. Seine Worte gegenüber The Korea Times geben allerdings einen Hoffnungsschimmer: Da so viele Menschen die Serie lieben, habe er das Gefühl, er könne nicht sagen, dass er es gar nicht machen werde.
Unsere zweite Hoffnung: dass eine zweite Staffel von „Squid Game“ an die Qualität der ersten heranreichen kann, auch wenn dann mehrere Personen für Buch und Regie zuständig sein sollten. Denn es dürfte Hwangs extrem sorgfältiger Solo-Arbeit zu verdanken sein, dass das Skript so gut durchdacht ist und die spannende Serie wie aus einem Guss wirkt.
Bevor Hwang Dong-hyuk überhaupt über „Squid Game“ Staffel 2 nachdenkt, will er wohl erst mal wieder einen Film drehen. Zu seinen bisherigen Werken gehört u. a. das historische Action-Drama „The Fortress“ (aktuell z. B. bei Amazon Prime im Streaming-Abo).
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