Viele Stars und große Filme gab es bei den Filmfestspielen von Venedig und wie so oft lassen sich erste Tendenzen für die Oscar-Saison ablesen. So ist auch ohne Auszeichnung für die beiden Stars selbst klar, dass zum Beispiel Benedict Cumberbatch für den Netflix-Western „The Power Of The Dog“ oder Kristen Stewart für „Spencer“ ab jetzt auf vielen Zetteln für eine Nominierung stehen sollten.
Doch es war auch ein Jahr, in dem es im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Löwen für den besten Film nicht das ganz große Highlight gab. In einem Programm mit vielen starken Filmen fehlte das Meisterwerk, welches direkt als Favorit galt (Hollywood-Blockbuster wie „Dune“ laufen auf den Festivals meist außer Konkurrenz).
DuneDaher war es umso spannender, wen die Jury mit „Parasite“-Regisseur Bong Joon-ho an der Spitze alles auszeichnet. Nun ist bekannt, wie und seine Mitstreiter*innen, die Regisseurin Chloé Zhao (gewann 2020 für „Nomadland“), der italienische Filmemacher Saverio Costanzo, sein deutsch-rumänischer Kollege Alexander Nanau sowie die Schauspielerinnen Virginie Efira, Cynthia Erivo und Sarah Gadon, entschieden haben.
Die Gewinner im Internationalen Wettbewerb
- Goldener Löwe: „Happening“
- Silberner Löwe – Großer Preis der Jury: „Die Hand Gottes“ von Paolo Sorrentino
- Silberner Löwe – Beste Regie: Jane Campion („The Power Of The Dog“)
- Coppa Volpi – Bester Darsteller: John Arcilla („On The Job: The Missing 8“)
- Coppa Volpi – Beste Darstellerin: Penélope Cruz („Parallele Mütter“)
- Bestes Drehbuch: Maggie Gyllenhaal für „The Lost Daughter“
- Spezialpreis der Jury: „Il Buco“ von Michelangelo Frammartino
- Marcello-Mastroianni-Preis (Auszeichnung für Nachwuchsdarsteller*in): Filippo Scotti („Die Hand Gottes“)
Gleich vier von acht Auszeichnungen für Netflix-Filme zeigen auch einmal mehr, wie sehr sich der Streamingdienst mit seinen Filmen in Venedig auf die Oscar-Saison einstimmt. Sowohl „Die Hand Gottes“ als auch „The Lost Daughter“ wie „The Power Of The Dog“ kommen noch im Laufe des Jahres 2021 zu Netflix.
Gerade „The Power Of The Dog“ (ab dem 1. Dezember 2021 auf Netflix) dürfte der Streamingdienst in vielen Kategorien pushen wollen, wobei der Rückenwind einer Silbernen-Löwen-Auszeichnung sicher hilfreich ist.
The Power of the DogIn den vergangenen vier Jahren wurde mit „Nomadland“ (2020), „Joker“ (2019), „Roma“ (2018) und „Shape Of Water“ (2017) bei den Filmfestspielen von Venedig immer ein Film mit Goldenen Löwen ausgezeichnet, der bei den Oscars danach als Bester Film nominiert wurde.
Das dürfte dieses Mal anders sein. Mit „Happening“ alias „L'Evénement“ (so der Originaltitel) gewinnt ein Film, der weder Hollywood-Studio, Streamingdienst oder Star-Power im Rücken hat und die Aufmerksamkeit, welche mit der Auszeichnung bei einem der bedeutendsten Filmfestivals der Welt einhergeht, wirklich gut gebrauchen kann:
Aktuell gibt es nämlich noch keinen deutschen Kinostarttermin für das Drama um eine junge Frau, die ihre Schwangerschaft abbrechen muss, was aber unter Strafe steht. Auch wenn bislang noch nicht einmal ein Verleih bekannt ist, sind wir uns aber ziemlich sicher: Das wird sich bald ändern und der starke Film wird in die deutschen Kinos kommen.