+++ Meinung +++
Vor einigen Wochen durfte ich mir 20 Minuten aus dem kommenden Animationsfilm „Ron läuft schief“ aus dem Hause 20th Century ansehen, das mittlerweile zu Disney gehört. Und obwohl es sich bei dem Sci-Fi-Abenteuer um ein kinderfreundliches Produkt handelt, so hätte man aus der Prämisse auch ganz leicht einen dystopischen Horrorfilm im Stile einer „Black Mirror“-Episode machen können. Was uns hier gezeigt wird, ist eine Welt, in der die Menschen so sehr von ihren technischen Geräten abhängig sind, dass sie quasi nicht mehr ohne sie aus dem Haus gehen. Moment... Das ist ja wie im echten Leben! Ja, nur eben mit Roboter-Freunden statt mit Smartphones.
Darum geht es in "Ron läuft schief"
Alles beginnt damit, dass der Jugendliche Barney (Stimme im Original: Jack Dylan Grazer) von seinen Eltern einen B-Bot namens Ron (Zach Galifianakis) geschenkt bekommt. Dabei handelt es sich um eine Art persönlichen Roboter-Assistenten, der aussieht, als hätte Apple eine reale Version von Googles Android-Maskottchen kreiert. Ein B-Bot hat eine Menge Funktionen: Er kann zum Beispiel Musik abspielen, als Diskokugel fungieren und sogar dein Freund werden. Und ähnlich wie es lange Zeit beim neuesten iPhone der Fall war, so lautet auch in Barneys Umfeld das Motto: Wenn du keinen B-Bot hast, hast du keinen B-Bot.
Umso glücklicher ist der schüchterne Teenager dann, als er endlich sein Geschenk auspackt. Doch die Enttäuschung folgt auf dem Fuß: Sein B-Bot Ron ist nämlich ganz offensichtlich defekt. Er leidet an seltsamen Rucklern, kann manche Funktionen schlicht nicht abrufen und sorgt für reichlich Chaos, in dem er zum Beispiel Barneys Zimmer verwüstet oder ein Hackebeil (!) auf dessen Oma wirft. Kurzum: Ron hat einen gewaltigen Sprung in der Platine.
Ersteindruck von "Ron läuft schief": Erst nervig, dann spaßig
Die erste Szene, die mir gezeigt wurde, hat mich tatsächlich mehr frustriert als unterhalten. Jeder kennt das, wenn das Internet ausfällt, ein Download im letzten Moment abbricht oder ein Computer einfach nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte. Zwar fängt „Ron läuft schief“ dieses Gefühl sehr gut ein, wenn Barney versucht, seinen Robo-Begleiter irgendwie auf Vordermann zu bringen ...
... doch das Problem dabei ist: Der Film ist in diesen Momenten fast genauso nervig wie die Realität! Ron ist eben nur dann lustig, wenn er tatsächlich auch eine lustige Fehlfunktion hat und nicht, wenn er seinen Besitzer mit unangenehm langen Ladezeiten zur Verzweiflung treibt. Zum Glück legen sich die anfänglich sehr übertriebenen Macken des B-Bots im Anschluss ein wenig und er entwickelt daraufhin eine wirklich sympathische Persönlichkeit.
Denn in einer weiteren Szene trifft Barney mit seinem defekten Begleiter auf eine Gruppe Schulraudis, die sich erst über den Jungen und seinen R2-D2 für Arme kaputtlachen. Doch dann wendet sich das Blatt und Ron zeigt, wozu er fähig ist. Er mischt die Jungs ordentlich auf, ist dabei keineswegs zimperlich und sogar kurz davor, einen von ihnen den Kopf abzureißen (!), bis Barney einschreitet und ihm erklärt, dass man so etwas ja nicht macht.
Unberechenbar und stellenweise herrlich makaber
Ron ist dann auch der große Star des Films, zumal der eigentliche Protagonist Barney einen ziemlich blassen Eindruck hinterlässt – zumindest ausgehend von meinem Ersteindruck. Barney scheint eben der typische Stereotyp eines jugendlichen Außenseiters zu sein, der einfach nur von den Gleichaltrigen akzeptiert werden möchte. Dagegen hat Ron den kecken Charme eines treudoofen Droiden, der eigentlich nur das Beste für seinen Besitzer will, dabei aber dessen gesamtes Leben ins Chaos stürzt.
Mit seinen unangebrachten Kommentaren und seiner Unfähigkeit, echte Empathie für die Menschen zu empfinden, tritt Ron regelmäßig in Fettnäpfchen. Wenn ihr also an dem Monolith-artigen Roboter TARS aus Christopher Nolans „Interstellar“ oder dem sarkastischen Droiden K-2SO aus „Star Wars: Rogue One“ eure Freude hattet, werdet ihr auch an Ron wahrscheinlich Gefallen finden, wobei das sympathische Überraschungs-Ei auch noch seine ganz eigene Persönlichkeit mitbringt. So ist er im Vergleich zu den oben genannten Robotern eben durchweg optimistisch-naiv und nicht mal im Ansatz dazu in der Lage, gefährliche Situationen zu erkennen.
Das führt dann eben dazu, dass er mit Hackebeilen wirft, pubertierenden Pöblern fast den Kopf ausreißt und sich wie ein Lemming fast regelmäßig in potentiell-tödliche Situationen stürzt. Wie gesagt: Man müsste nicht viel tun, um aus „Ron läuft schief“ einen Horrorfilm zu machen, was mich auf einer Meta-Ebene wirklich sehr gut unterhalten hat. Alle Eltern können aber wohl beruhigt sein, denn „Ron läuft schief“ dürfte die harmlose Disney-Variante einer potentiellen Dystopie werden, bei der niemand aufgrund des B-Bots ernsthaft zu schaden kommt und bei dem die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Roboter im Mittelpunkt steht.
Mein Ersteindruck nach 20 Minuten „Ron läuft schief“ ist insgesamt verhalten positiv. Die Installation und Inbetriebnahme des B-Bots ist zwar etwas mühsam, wenn das Ding dann aber erstmal läuft, hatte ich damit jede Menge Spaß!
„Ron läuft schief“ startet am 21. Oktober 2021 in den deutschen Kinos.