+++ Meinung +++
Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Ryan Reynolds nicht sonderlich viel anfangen kann. Es ist keine grundsätzliche Abneigung, die ich gegen den Mann hege. Vielmehr finde ich, dass Ryan Reynolds sich seit „Deadpool“ in eine Komfortzone begeben hat, in der er sich, wann immer eine Kamera auf ihn gerichtet ist, nur noch um die eigene Achse dreht: Sieht man Reynolds dieser Tage, dann sieht man auch Deadpool.
Von schauspielerischen Herausforderungen scheint im künstlerischen Anspruch seitens Ryan Reynolds kein Platz mehr zu sein. Das gilt nun auch für „Free Guy“, in dem Reynolds erneut die „Deadpool“-Schiene fahren darf. Nicht ganz so gewaltgeil, aber mit der enervierenden Attitüde gewappnet, alles mit ausgestellter Selbstironie zu kommentieren. Eine Masche, die sich für mich längst abgenutzt hat, doch der Erfolg gibt ihm Recht.
Ryan Reynolds ist nicht das Problem in "Free Guy"
Umso überraschender erwies sich für mich die Tatsache, dass Ryan Reynolds gar nicht das Hauptproblem an „Free Guy“ ist. Deutlich schlimmer ist der Auftritt von „Thor 3“-Regisseur Taika Waititi, der hier das Potenzial mit sich bringt, die schlimmste Performance des Jahres abzuliefern. Der eigentlich hochbegabte Allrounder aus Neuseeland schlüpft hier in die Rolle des durchtriebenen Videospiel-Herausgebers Antwan – und malträtiert das Nervenkostüm des Publikums unentwegt.
Guy (Ryan Reynolds), der eine Figur in dessen Online-Spiel „Free City“ ist, bekommt es zwar erst im letzten Drittel so richtig mit Antwan (Taika Waititi) zu tun, wenn dieser immer entschlossener versucht, die Server des Games abzuschalten, um Guy auszulöschen. Doch bereits mit seinem ersten Auftritt ist klar, dass dieser wandelnde Kleiderständer mit cholerischer Störung jede Szene an sich reißen wird - und das auf die unangenehmste Art und Weise.
Es erschließt sich dabei von Anfang an nicht, wie die Figur des Antwan eigentlich funktionieren sollte. Wie eine Mischung aus männlicher Cruella und Mark Zuckerberg auf Koks zappelt Taika Waititi in gnadenlos anstrengender ADHS-Manier in zu groß geschnittenen Designerklamotten durch den Film und geriert sich beinahe wie ein Diktator, um dem von Ryan Reynolds gespielten Guy endlich den Garaus zu machen. Unterhaltsam ist das nicht, sondern nur anstregend.
Die Frage, die sich mir dabei fortwährend gestellt hat: Was soll das alles? Sollte Antwan eine satirische Funktion erfüllen und auf die (angeblich) spleenig-weltfremden Kapitalisten in den Führungsetagen etwaiger Gaming-Imperien aufmerksam machen? Dafür legt Taika Waititi seine Rolle allerdings eben NICHT clever (sprich: entlarvend) an, sondern nur affig und bar jedweder Doppelbödigkeit. Plump und peinlich eben.
An "Free Guy" nervt nicht nur Taika Waititi
Auch wenn mich Taika Waititi definitiv am meisten gestört hat, ist der Oscar-Gewinner nicht das einzige Problem, welches ich mit „Free Guy“ hatte. Zusammen mit Leinwandliebe-Moderator Sebastian Gerdshikow und FILMSTARTS-Chefkritiker Christoph Petersen habe ich mich in der neuen Folge unseres Podcasts ausführlich über den Fantasy-Blockbuster von Shawn Levy unterhalten:
"GTA", "Animal Crossing", "Minecraft" und mehr: Ryan Reynolds erobert auf neuen Postern zu "Free Guy" die Videospielwelt