Bevor Roger Moore als James Bond die Leinwände eroberte, ging er im Fernsehen auf Verbrecherjagd – und zwar an der Seite von Tony Curtis, der vor allem für seine mit schmissigen Dialogen versehenen Romantikkomödien bekannt ist. Das ungleiche Duo traf in „Die 2“ aufeinander, einer Serie, die im englischsprachigen Raum eher eine Fußnote in der TV-Geschichte darstellt. In Deutschland hingegen ist sie nicht nur Kult, sondern hat über Umwege sogar Kinogeschichte mitgeschrieben.
Denn nicht zuletzt dank ihrer kongenialen, oft zitierten Synchro mauserte sich die Serie zum Ausnahmehit – und dieser Ausnahmehit bewirkte wiederum, dass aus einem anderen Erfolgsduo hierzulande ein unsterbliches, ikonisches Team mit immenser Fangemeinde wurde. Und nach diesem Versuch, euch neugierig zu machen (und wie „Die 2“ lehrt: „Versuch macht kluch“) pfeffern wir euch nun die Fakten um die Ohren – pünktlich zum heutigen Verkaufsstart der neuen Blu-ray-Box (die Erstauflage ist längst ausverkauft), die nicht nur sämtliche Folgen des Kultformats, sondern obendrein auch noch reichlich Bonusmaterial enthält:
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Darum geht’s in "Die 2"
Der amerikanische Partyhengst und Ölmilliardär Danny Wilde (Tony Curtis) und der schottische Lord Brett Sinclair (Roger Moore) haben alles, was für ein sorgloses Leben nötig wäre. Doch dieses Leben ist ihnen dann zu sorglos, weshalb sie aus Langeweile anfangen, Kriminalfällen nachzugehen. So entsteht zwischen ihnen und dem pensionierten, kahlköpfigen Richter Fulton (Laurence Naismith) eine sonderbare Dynamik: Er drängt den Schnösel und den hemdsärmeligen Rabauken immer wieder dazu, neue Fälle zu übernehmen – was sie frech kommentieren, aber eigentlich genießen …
Von Serienmacher Robert S. Baker („Der Mann ohne Namen“) wurde „Die 2“ als leichtfüßige, dennoch sehr ambitionierte 70er-Jahre-Krimiserie entwickelt. So reiste das Produktionsteam in zahlreiche Länder, um mit Aufnahmen an Originalschauplätzen für ein Globetrotter-Feeling zu sorgen. Zudem castete man den damals international bekannten und beliebten Tony Curtis gezielt mit der Absicht, so Top-Quoten in den USA zu generieren, was die hohen Kosten decken sollte.
Der Plan schlug fehl: Während das Format in Großbritannien und Australien durchaus Anklang fand, ist es in den USA gefloppt, weshalb „Die 2“ bereits nach der 24-teiligen ersten Staffel abgesetzt wurde. Aber selbst mit besseren Einschaltquoten hätte eine zweite Season schlechte Chancen gehabt, das Licht der Welt zu erblicken. Denn nicht nur, dass sich Curtis und Moore angeblich nicht sonderlich grün waren; hinzu kam noch, dass Moore als Bond gecastet wurde – und daher für „Die 2“ kaum Zeit gehabt hätte.
Dabei wäre es sehr spannend gewesen, zu sehen, wohin es die Serie verschlagen hätte – denn Tony Curtis hatte eine außergewöhnliche Idee für Staffel zwei: Er wollte der Legende nach für die Originaldrehbücher der zweiten Staffel den Verfasser der deutschen Synchronfassung anwerben. Curtis, der aufgrund seiner kurzlebigen Ehe mit Christine Kaufmann Deutsch verstand, ließ sich nämlich einige synchronisierte Episoden zukommen, um zu begreifen, weshalb das Format auf dem deutschen Sender ZDF so durch die Decke ging. Und er soll von dem, was er zu die Ohren bekam, begeistert gewesen sein. Behauptet zumindest Rainer Brandt, seines Zeichens „Die 2“-Synchronautor und Curtis' deutsche Stimme in dem Format.
Füße hoch, die kommen flach – und das macht Laune!
Auch, wenn manche die Genauigkeit von Brandts Anekdoten anzweifeln: Der Erfolg seiner „Die 2“-Synchro ist über jeden Zweifel erhaben. Nicht nur, dass Sprüche wie „Sleep well in your Bettgestell!“ oder „Ich glaub', mich tritt ein Pferd“ in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen sind (und im zweiten Fall als lokaler Filmtitel der Uni-Rabaukenkomödie „Animal House“ herhielt) – die deutsche Fassung von „Die 2“ war geradezu revolutionär.
So brachte sie eine tüchtige Dosis Metahumor ins deutsche Fernsehen, lange bevor solches Kokettieren mit der eigenen Medienform salonfähig wurde. Dekaden vor „Deadpool“ und seinen selbstironischen Spitzen ulkten schon Wilde und Sinclair über drohende Absetzungen („Junge, lass’ doch mal die Sprüche, die setzen ja die nächste Folge ab“), wütende Publikumsreaktionen („Du musst da in der letzten Folge was gesagt haben – da hat einer ans ZDF geschrieben“) oder gar die Tücken der Synchronisation.
Letzteres äußerte sich in Meta-Geniestreichen wie die Warnung „Du musst jetzt schneller werden, sonst bist du nicht synchron“ oder in einem kessen Dialog zwischen Richter Fulton und Danny Wilde. Fulton ermahnt: „Sie haben schon ’ne Menge Sprüche losgelassen, die nicht jedermanns Geschmack gewesen sind.“ Doch Wilde erwidert nur: „Leute, die lieber Originaltexte hören, interessieren doch nicht!“
Aber auch unzählige Kalauer wie „Hände hoch – ich bin Achselfetischist!“ und „Nehmen Sie mal ’n Schluck Schampus in den Mund, sonst stauben Sie so beim Sprechen“ oder Frivolitäten wie „Ich wollte früher einmal Feuerwehrmann werden, aber ich hab nicht den passenden Schlauch zum Löschen“ ließen „Die 2“ in der Synchro weit über die Gagfrequenz des Originals hinausschießen. Und pseudofreundliche Drohungen wie „Ich hoffe, Sie sind mir nicht gram, wenn ich Ihnen die Hand drücke, aber mitten ins Gesicht“ sollten unplanmäßig, jedoch zielgenau einen anderen Kult vorwegnehmen …
Watt hat datt mit Spencer & Hill zu tun?
„Die 2“ war zwar nicht der Beginn von Rainer Brandts Karriere als Frei-Schnauze-Synchronmeister, allerdings hat er mit dieser Serie seinen Stil perfektioniert, zugleich erhielt sein Stil mit ihr einen gewaltigen Popularitätsschub. So wurde er zu einem gefragten Synchronautoren – und bekam alsbald den Auftrag, die neusten Filme von Bud Spencer & Terrence Hill zu übersetzen.
Die hatten zuvor mit „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und „Vier Fäuste für ein Halleluja“ zwei respektable Kinohits in Deutschland. Jedoch wollte der zuständige Vertrieb, dass Brandt ihren weiteren Filmen den Schmiss gibt, den er zuvor „Die 2“ verliehen hat. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte: Die Kodderschnauze, die Brandt und in seinem Stil arbeitende Kollegen wie etwa Karlheinz Brunnemann den zwei Haudegen verpasst haben, machte hierzulande aus dem potentiell kurzlebig erfolgreichen Duo ein legendäres Doppel mit eingeschworener und generationenübergreifender Fangemeinde.
Mehr darüber, wie „Die 2“ direkt zu Bud Spencer und Terence Hill geführt hat, und welche Reaktionen Brandts Synchronstil hervorgerufen hat, verrät übrigens die Dokumentation „Schnodder Dub – Diese kesse Lippe hört man sich an“. Die liegt als Bonus dem Action-Trashfilm „Das Söldnerkommando“ bei und lässt einige Fans und Macher dieser „Schnoddersynchros“ zu Wort kommen.
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Der Brandt-Einschlag neuer Spencer-und-Hill-Filme kam beim Publikum übrigens so gut an, dass auch ältere (und manche ernstere) Filme der zwei Darsteller eine solche Übersetzung verpasst bekommen haben. Außerdem wurde „Vier Fäuste für ein Halleluja“ neu im Brandt-Stil synchronisiert – und vornehmlich in dieser Fassung im Fernsehen wiederholt, so dass die Zweitsynchro im Laufe der Jahre sogar dem Original den Rang ablief.
Übrigens: Im Zuge der Italowestern-mit-Schnodderdeutsch-Manie wurden dann sogar Filme wie „Für eine Handvoll Dollar“ und „Für ein paar Dollar mehr“ mit flapsiger Synchro veröffentlicht – was, anders als bei „Die 2“, wenig überraschend eher kontrovers aufgenommen wurde. Glücklicherweise gibt’s die Filme aber auch mit originalgetreuer Übersetzung.
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