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    Heimkino-Tipp: So habt ihr einen der besten Filme aller Zeiten noch nicht gesehen!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Akira Kurosawas Epos „Ran“ war zu seiner Zeit der teuerste japanische Film der Geschichte – nun könnt ihr im Heimkino endlich jeden einzelnen Yen erkennen, der für ihn aufgewendet wurde. Denn jetzt kommt das Meisterwerk in UHD heraus.

    StudioCanal

    Die berühmtesten Filme von Meisterregisseur Akira Kurosawa dürften zwei Titel sein, die westlichen Filmemachern für zwei der großen Hollywood-Klassiker schlechthin als Inspiration dienten: „Die verborgene Festung“, von dem sich George Lucas zu „Star Wars“ inspirieren ließ, und „Die sieben Samurai“, der als Vorlage für den Western-Hit „Die glorreichen Sieben“ herhielt. Doch es gab auch Fälle, bei denen sich der japanische Autor und Regisseur von westlicher Kultur inspirieren ließ – unter anderem auch bei DEM Highlight seines Spätwerks.

    Gemeint ist das Epos „Ran“, das regelmäßig in Filmbestenlisten ganz weit vorne mitspielt und von FILMSTARTS ebenfalls eine verdiente eine Fünf-Sterne-Kritik erhalten hat. Bisher konnten sich Filmfans in Deutschland die bildgewaltige Geschichte eines zerfallenden Reiches allerdings nur in HD ins Regal stellen. Jetzt aber gibt es den Film endlich so zu erwerben, wie es seinen bestechenden Produktionswerten gebührt: nämlich in ultrahochauflösender Qualität.

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    Darum geht es in "Ran"

    Wir schreiben das 16. Jahrhundert: Der mächtige japanische Kriegsfürst Hidetora Ichimonji (Tatsuya Nakadai) muss sich eingestehen, dass er alt geworden ist. Um die Dynastie fortzuführen, überträgt er seine Macht und Befugnisse an seinen ältesten Sohn Taro Takatora (Akira Terao). Dessen zwei jüngeren Brüder sollen ihn in untergeordneten Positionen von eigenen Burgen aus unterstützen. Während der mittlere Sohn Jiro Masatora (Jinpachi Nezu) einwilligt, begehrt der Jüngste in der Familie auf:

    Saburo Naotora (Daisuke Ryu) hat nur Spott für die Entscheidung seines Vaters übrig – nicht zuletzt, weil er ihm Doppelzüngigkeit vorwirft: Sein Vater habe das Reich auf Intrigen aufgebaut, wieso sollte es nun durch Ehrlichkeit und Ruhe erhalten werden? Für seine scharfen Worte wird Saburo Naotora in die Verbannung geschickt – aber auch das bewahrt Hidetora Ichimonjis Reich nicht vor Intrigen, Machtgier und Zerstörung…

    StudioCanal

    +++Meinung+++

    Bildgewaltige Shakespeare-Anleihen

    Selbst, wenn ihr „Ran“ nicht kennt, habt ihr es vielleicht schon erahnt: Kurosawas letzter großer Film ähnelt zu großen Teilen Shakespeares Tragödie „King Lear“ (was dem Regisseur der Legende nach erst während der Entwicklung des Stoffes bewusst wurde). Zuvor adaptierte Kurosawa bereits Shakespeares „Macbeth“ (als „Das Schloss im Spinnwebwald“) sowie „Hamlet“ (als „Die Bösen schlafen gut“), doch dies ist zweifelsfrei seine beste Verarbeitung eines Stücks des Meisterbarden.

    Das liegt nicht nur, aber unbestritten auch an den stattlichen Produktionswerten von „Ran“: Mit einem Budget von umgerechnet mehr als elf Millionen Dollar stellte dieses Epos 1985 den Rekord für den kostspieligsten Film der japanischen Kinogeschichte auf. Und das ist diesem bildgewaltigen Werk durchweg anzumerken: Kostümdesignerin Emi Wada („Hero“) gestaltete ikonische, prächtige Gewänder für Kurosawas Cast, die zurecht mit einem Oscar gekürt wurden, und die Kameraleute Masaharu Ueda, Asakazu Nakai & Takao Saitō fangen das Geschehen in farbkräftigen, imposanten Bildern ein.

    Diese Bilder, bei denen Kurosawa mit der Schärfe spielt und so einen starken atmosphärischen Effekt erzeugt, verschaffen uns eindrucksvolle Einblicke in mehrere historische Burgen Japans. Beeindruckend ist darüber hinaus, dass die extra für den Film erschaffenen Kulissen sich überhaupt nicht zwischen den realen Schauplätzen verstecken müssen, an denen gedreht wurde: Was Kulissenbauten und was historische Drehorte sind, lässt sich kaum unterscheiden – nicht mal in UHD.

    Die Irrungen eines müde werdenden Kriegsherren

    So wuchtig sie auch sein mögen: „Ran“ auf seine Schauwerte zu reduzieren, wird dem Film keineswegs gerecht. Denn wie Kurosawa hier erzählerisch den Untergang eines Reiches schildert, ist ebenfalls äußerst bemerkenswert. Er skizziert Hidetora Ichimonji als alternden Mann, der nach all seinen Sünden und Leistungen vergangener Jahrzehnte kriegsmüde geworden ist – und nun auf seiner wirren Suche nach Ruhe und Frieden nur noch größeres Chaos beobachtet. Das Ergebnis ist ein sinnierendes Road-Movie, das gelegentlich in kriegerisches Spektakel mündet.

    Zumeist fokussiert sich in „Ran“ diese Action (die mit bis zu 1.400 Statisten und 200 Pferden gedreht wurde) konsequenterweise nicht auf den an Einfluss verlierenden Kriegsfürsten, sondern entfesselt unter Kurosawas Bildführung eine beklemmende, eigenständige Energie. Es ist so, als seien die Kämpfe und Verwüstungen eine weitere Naturgewalt in diesem Film voller Naturalismus, in dem die poetisch-ruhige Schilderung der mal bildhübschen, mal faszinierend-desolaten Landschaften stets mit der Emotionslage des Protagonisten korrespondiert.

    Das intensive, emotional so aufwühlende Schauspiel von Tatsuya Nakadai sorgt derweil dafür, dass Hidetora Ichimonji als Figur bei all dieser Bildgewalt nicht untergeht, sondern den Film dennoch mit seiner nuancierten Persönlichkeit entscheidend mitprägt. Die weiteren Figuren sind derweil bewusst mit weniger Dimensionalität, sondern mit mehr symbolischer Zuspitzung skizziert (und teils auch deutlich akzentuierter gespielt), was die Position Hidetoras als mögliche Identifikationsfigur nur stärkt.

    Nicht grundlos vermuteten schon viele Kritiker*innen, dass sich Kurosawa womöglich selbst im alt und müde gewordenen Fürsten gesehen hat, der sich Sorgen um sein Vermächtnis macht. Zum Glück nahmen die jahrelangen Arbeiten an „Ran“ aber ein glücklicheres Ende: Kurosawa zeigte sich mit ruhigem Blick und versierter Hand noch einmal auf der Höhe seines Könnens – und dieses blendende Ergebnis lässt sich nun jederzeit im eigenen Heim gestochen scharf und kristallklar genießen.

    Ran

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