Während bei den meisten Marvel-Filmen relativ schnell klar ist, wer hier der oder die Böse ist, liegt die Sache bei „The Falcon And The Winter Soldier“ nach zwei Folgen etwas anders:
Zemo (Daniel Brühl)? War bislang nur ganz kurz zu sehen und sitzt im Gefängnis. Der neue Captain America John Walker (Wyatt Russell)? Scheint ein echt anständiger Typ zu sein, der eigentlich sogar mit den Titelfiguren zusammenarbeiten will. Und die Flag Smashers um Karli Morgenthau (Erin Kellyman)? Mögen Anarchisten sein, aber keine verabscheuungswürdigen Verbrecher.
Beim Interview mit Erin Kellyman und Wyatt Russell haben wir darum die Chance genutzt, den beiden mal auf den Zahn zu fühlen und zu fragen, wie sie ihre Figuren sehen:
FILMSTARTS: Siehst du deine Figur als Bösewichtin?
Erin Kellyman: Hmm, ich finde es ist nicht schwarz und weiß. Meine Figur ist irgendwo in der Mitte. Sie denkt, dass sie eine Heldin ist und dass sie etwas Gutes tut.
FILMSTARTS: Wie würdest du die Beziehung zwischen den Flag Smashers und dem Power Broker beschreiben, der in Folge 2 ja erstmals erwähnt wird?
Erin Kellyman: [überlegt lange] Kompliziert. [lacht] Mehr sage ich nicht.
FILMSTARTS: Dann kannst du wahrscheinlich meine nächste Frage auch nicht beantworten, nämlich: Haben die Flag Smashers ihre Superkräfte vom Power Broker erhalten?
Erin Kellyman: [überlegt wieder] Ihr werdet es sehen. Sorry, du weißt, dass ich darauf nicht antworten kann. Da müsst ihr abwarten... [lacht]
FILMSTARTS: In Folge 2 bekommt deine Figur eine Textnachricht von jemandem, wahrscheinlich vom Power Broker...
Erin Kellyman: [lacht] Du fragst mich Sachen, auf die ich nicht antworten kann. In der Nachricht stand: Von Unbekannt, daher belassen wir es mal dabei...
FILMSTARTS: Das ist aber bestimmt eine Frage, auf die du antworten kannst: Wie würdest du die Mission der Flag Smashers beschreiben und warum sehnen sie sich nach den Zuständen, die während des Blips geherrscht haben?
Erin Kellyman: Ich würde sagen, sie sind alle sehr entschlossen und engagiert. Während des Blips, als so viele Menschen verschwunden waren, haben die Leute zueinander gefunden, weil sie gelitten haben. Es gab also mehr Hoffnung und Einheit, und dafür kämpft sie.
FILMSTARTS: Wie weit habt ihr denn die Hintergrundgeschichten der Figuren ausgearbeitet? Waren einige von ihnen persönlich vom Blip betroffen? Oder Menschen in ihrem Umfeld?
Erin Kellyman: Bei meiner Figur würde ich sagen: Sie war nur insofern von dem Blip betroffen, dass sie gesehen hat, wie die Gesellschaft zusammengewachsen ist, als alle verschwunden waren. Das hat sie am meisten beeinflusst und das versucht sie nun wieder zu erreichen.
FILMSTARTS: Da ich für eine deutsche Filmseite arbeite, muss ich natürlich auch noch nach den Szenen fragen, die in Deutschland spielen, etwa die Autobahn-Verfolgungsjagd. Wurden die tatsächlich in Deutschland gedreht?
Erin Kellyman: [lacht] Sie wurden nicht wirklich in Deutschland gedreht, muss ich leider sagen. Die Truck-Szene wurde vor einem Bluescreen gefilmt. Tut mir leid! Ich mag deinen Hintergrund übrigens. Der hat mich echt aus der Fassung gebracht.
Welches Hintergrundbild, fragt ihr euch? Beim Interview mit Erin Kellyman und Wyatt Russell haben mir Sam Wilson alias Falcon (Anthony Mackie) und Bucky Barnes alias Winter Soldier (Sebastian Stan) streng über die Schulter geschaut:
Schon Kellyman hat sich am Anfang unseres Interviews fast schon über mein Hintergrundbild erschrocken und das Thema dann am Schluss noch mal angesprochen. Und der erste Kommentar von Russell beim zweiten Interview lautet:
Wyatt Russell: [lacht] Dein Hintergrundbild ist echt lustig!
FILMSTARTS: Erin Kellyman hatte ziemlich genau dieselbe Reaktion, mit ihr habe ich gerade schon gesprochen. Offenbar eine gute Wahl. Die erste und offensichtlichste Frage: Siehst du deine Figur als Bösewicht?
Wyatt Russell: [zuckt mit den Schultern]. Da müsst ihr die Serie schauen. Ich kann nicht zu viel verraten. Und dann muss sich jeder selbst ein Bild davon machen. Vielleicht ist er das und vielleicht nicht...
FILMSTARTS: Es scheint jedenfalls die Idee zu sein, dass man John Walker etwas sympathischer macht als in den Comics, etwas weniger eindimensional und weniger kompromisslos...
Wyatt Russell: Meiner Meinung nach ist Marvel sehr gut darin, die Figuren menschlich zu machen. Die Figuren wachsen einem ans Herz und was sie durchmachen und wohin sie sich entwickeln, ist einem wichtig. Die Idee bei John Walker war also wirklich, ihn weniger eindimensional zu machen, nicht nur zu einem Kämpfer, sondern auch seinen Hintergrund zu erforschen. So dass man das Gefühl hat, ihn wenigstens ein bisschen zu kennen. Damit man mit ihm auf diese Reise gehen kann und ihn durch die Augen der zwei Hauptfiguren sehen kann und versteht, wie er auf sie wirkt.
FILMSTARTS: Was kannst du uns über die Entwicklung deiner Figur in den kommenden Episoden verraten? Am Ende von Folge 2 lassen wir John Walker ja in ziemlich düsterer Stimmung zurück...
Wyatt Russell: Ihr könnt euch auf jeden Fall auf neue Irrungen und Wirrungen einstellen. Ihn erwarten mehr Bestürzung, neue Verluste. Er versucht eine bestimmte Person zu sein, fragt sich aber, ob er das überhaupt kann. Wir haben so etwas alle schon mal erlebt, das Hochstapler-Syndrom, bei dem man sich selbst im Spiegel anschaut und sich fragt: Bin ich das wirklich? Oder tue ich nur so? Er zweifelt also und die Frage ist: Wird er sich selbst beweisen, dass er Captain America sein kann? Die Antworten darauf finden wir hoffentlich raus und die betreffen tatsächlich jede Figur in der Serie.
FILMSTARTS: In den Comics erhält John Walker seine Superkräfte vom Power Broker, der bereits in Folge 2 erwähnt wurde. Sehen wir deine Figur also noch als Supersoldat?
Wyatt Russell: [zögert] Ich weiß es nicht. Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Ich habe nur 30 Minuten von der ersten und zweiten Folge gesehen, also habe ich es vergessen. [lacht]
FILMSTARTS: Das ist wirklich schade...
Sind die starken Reaktionen von Kellyman und Russell auf das Hintergrundbild mit den beiden Helden vielleicht als Indiz dafür zu verstehen, dass die von ihnen gespielten Figuren tatsächlich zu den Bösen gehören? Wir werden es womöglich schon bald erfahren:
„The Falcon And The Winter Soldier“ Folge 3 erscheint am Karfreitag, 2. April 2021, um 9 Uhr morgens auf Disney+.
"The Falcon And The Winter Soldier": Der "böse Captain America" ist gar nicht böse – und das ist auch gut so!