+++ Meinung +++
Im August 2019 berichteten wir, dass Wyatt Russell als John Walker alias Super Patriot alias U.S. Agent alias neuer Captain America zum Cast von „The Falcon And The Winter Soldier“ stoßen würde.
Und wie es sich bei solchen Meldungen anbietet, griffen wir dabei auf eine prägnante Beschreibung von John Walker als „böser Captain America“ zurück. Seitdem firmiert die von Russell gespielte Figur in vielen Überschriften bei uns unter diesem Titel.
John Walker: Kein Hardliner wie in den Comics
Falsch ist das nicht, schließlich ist die Figur John Walker in den Comics zunächst alles andere als sympathisch, sondern eine arrogante, übertrieben regeltreue und brutalere Version der Figur Steve Rogers, die eine ganze Weile braucht, bis sie sich zu jemandem entwickelt, den man getrost als Helden bezeichnen kann.
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Aus dem Promo-Material zu „The Falcon And The Winter Soldier“ haben Regisseurin Kari Skogland, Chefautor Malcolm Spellman und Co. ihre Version von John Walker weitestgehend rausgehalten – vermutlich bewusst, da sich nun in der zweiten Folge herausstellt, dass diese Version der Figur überhaupt nicht böse ist. Dieser John Walker ist eigentlich sogar recht sympathisch – und das finde ich genau richtig so.
Ambivalente Helden, ambivalente "Bösewichte"
„The Falcon And The Winter Soldier“ zeichnet sich nämlich bislang in fast jeder Hinsicht durch seine ambivalente Figurenzeichnung aus. Das fängt bereits bei den Hauptfiguren Sam Wilson (Anthony Mackie) und Bucky Barnes (Sebastian Stan) an, die beide jeweils ihr Päckchen zu tragen haben.
Aber auch die „Bösewichte“, wenn man sie denn so nennen kann, sind keine eindimensionalen Welteneroberer wie Malekith aus „Thor 2“ oder Massenmörder wie Thanos. Die Flag Smashers mögen zwar Verbrecher sein und man mag ihr Ziel von der Abschaffung aller Grenzen nicht teilen, aber das macht sie nicht zu abgrundtiefen Schurken und Schurkinnen.
Und auch der vermeintliche Bösewicht John Walker verfolgt nicht nur dasselbe Ziel wie unsere Titelfiguren, nämlich die Flag Smashers zur Strecke bringen, sondern will dieses Ziel eigentlich sogar mit Sam und Bucky gemeinsam erreichen – denn nur gemeinsam haben sie wohl überhaupt eine Chance gegen die Superkräfte der Flag Smashers.
Und er hat sich sogar schon viermal auf eine Granate geworfen, wie es mit Verweis auf die berühmte Szene aus „Captain America“ augenzwinkernd heißt. Dieser John Walker ist also rundherum ein echt anständiger Typ, der einfach nur sein Bestes tun will, was ihn zu einem umso reizvolleren Antagonisten für Sam und Bucky macht – denn eine Konfrontation wird sich wohl trotz allem nicht vermeiden lassen.
Bitte kein Twist
Ich hoffe nur, dass Skogland, Spellman und Co. der Versuchung widerstehen, Walker im Nachhinein doch noch als fiesen Typen zu entlarven, dessen Anständigkeit und Ehrbarkeit nur Fassade waren. Oder ihm eine Wandlung zum Schurken andichten, weil er von den Titelfiguren so brüsk abserviert wurde.
Wenn man – wie bei „The Falcon And The Winter Soldier“ – schon mal die Zeit hat, sich mit den Figuren intensiver zu beschäftigen und deren Motive zu erkunden, was in einem zweistündigen Blockbuster selten möglich ist, dann sind solche erzählerischen Konventionen und Schnellschüsse nicht nötig.
„The Falcon And The Winter Soldier“ Folge 3 erscheint am Karfreitag, 2. April 2021, um 9 Uhr auf Disney+.