Im Oktober 2016 blieben dem Regisseur Jon M. Chu und dem Autor Kevin Kwan nur 15 Minuten, um sich zu entscheiden, ob sie die Bestseller-Verfilmung „Crazy Rich“ für unfassbar viel Geld für den Streaming-Giganten Netflix drehen wollen. Sie haben sich dagegen entschieden und den Film stattdessen lieber auf traditionelle Art ins Kino gebracht. Eine weise Entscheidung.
Denn in den US-Kinos erwies sich „Crazy Rich“ als regelrechte Sensation – und spülte am Ende allein in den Vereinigten Staaten unglaubliche 174 Millionen Dollar in die Kassen. Und das, obwohl romantische Komödien inzwischen den Ruf genießen, dass sich das Publikum so etwas nur noch in den eigenen vier Wänden ansieht, während auf der großen Leinwand bitte schon das eine oder andere in die Luft fliegen sollte, um die Menschen noch aus ihren Häusern zu locken.
"Pretty Woman" in Singapur
In „Crazy Rich“ fliegt die New Yorkerin Rachel Chu (Constance Wu) mit ihrem Freund Nick Young (Henry Golding) nach Singapur, um dort seine Eltern kennenzulernen. Was sie nicht weiß: Seine Familie ist eine der wohlhabendsten in ganz Asien – und speziell seiner Mutter Eleanor (Michelle Yeoh) ist sehr daran gelegen, dass er standesgemäß ein Mädchen aus einer anderen Superreichen-Familie und nicht irgendeine dahergelaufene Bürgerliche aus dem Big Apple heiratet…
Im Kern verbindet „Crazy Rich“ die Prämisse von „Cinderella“ & „Pretty Woman“ mit hochglänzenden Bildern des perversen Wohlstands der singapurischen Superreichen. Das klingt vielleicht zunächst nicht so vielversprechend, aber die bekannte Geschichte wird dabei mit genügend Charme und Cleverness gewürzt, um den abgestandenen Plot tatsächlich wieder frisch wirken zu lassen.
Als größtes Plus entpuppt sich zudem „Fresh Off The Boat“-Star Constance Wu als romantische Heldin, die sich erstaunlich wenig von den Abermilliarden ihrer potenziellen Schwiegerfamilie einschüchtern lässt: Im Showdown mit Eleanor setzt sie sich nicht nur dank ihres guten Herzens, sondern vor allem auch durch ihre in der Wirtschaftswissenschaft erworbenen spieltheoretischen Fähigkeiten durch. Auf klassische Weise charmant und auf moderne Weise schlagfertig – eine gewinnende Mischung.
Die 10 erfolgreichsten romantischen Komödien in den USA
„Crazy Rich“ ist übrigens nicht nur die erfolgreichste romantische Komödie am US-Box-Office seit 15 Jahren – er ist auch die finanziell sechsterfolgreichste romantische Komödie aller Zeiten:
- „My Big Fat Greek Wedding“ (241 Millionen Dollar)
- „Was Frauen wollen“ (182 Millionen Dollar)
- „Hitch – Der Date Doktor“ (179 Millionen Dollar)
- „Pretty Woman“ (178 Millionen Dollar)
- „Verrückt nach Mary“ (176 Millionen Dollar)
- „Crazy Rich“ (174 Millionen Dollar)
- „Selbst ist die Braut“ (163 Millionen Dollar)
- „Sex And The City: Der Film“ (152 Millionen Dollar)
- „Die Braut, die sich nicht traut“ (152 Millionen Dollar)
- „Beim ersten Mal“ (148 Millionen Dollar)
In Deutschland war der Film (bisher) ein Flop
Bis nach Deutschland herübergeschwappt ist der Hype 2018 übrigens nicht – hierzulande brachte es der Film trotz der fragwürdigen Entscheidung, im Originaltitel „Crazy Rich Asians“ einfach das „Asians“ zu streichen, am Ende auf nicht einmal 100.000 Kinobesucher. (Wobei der Verleih selbst wohl nicht wirklich an den Film glaubte, weshalb er auch nur sehr klein gestartet ist – erst nach dem riesigen Erfolg in den USA kamen noch ein paar mehr Kinos hinzu.)
Allerdings stehen die Chancen gut, dass „Crazy Rich“ durch die prominente Free-TV-Premiere in der Samstags-Primetime von ProSieben jetzt auch hierzulande noch etliche Fans hinzugewinnen wird. Und die finden dann ja beim nächsten Mal vielleicht auch den Weg ins Kino – denn es sind mit „Crazy Rich 2“ und „Crazy Rich 3“ sogar gleich zwei Fortsetzungen auf einmal in Planung:
"Crazy Rich 2" & "Crazy Rich 3": Sequels zum Comedy-Mega-Hit entstehen im Doppelpack