Science-Fiction, Gangstergeschichten und Impro-Film: In keinem anderen Zeitraum war das deutsche Kino gleichzeitig so vielseitig und bedeutend wie in den Zwanzigern und frühen Dreißigern des 20. Jahrhunderts, kurz bevor Hitler und seine zahlreichen Unterstützer die Welt ins Unglück stürzten und das deutsche Kino mit.
In der ARD Mediathek finden sich noch bis zum 18. Oktober 2020 (Sonntag) zahlreiche Filmklassiker aus dieser Zeit, gedreht von u. a. Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Georg Wilhelm Pabst. Manche sind Tonfilme, andere sind Stummfilme mit musikalischer Begleitung. Alle sind sehenswert.
Anlass ist die Veröffentlichung der im Jahr 1929 spielenden dritten Staffel „Babylon Berlin“, die am 11. Oktober im Ersten startete und komplett in der ARD Mediathek abrufbar ist (am heutigen Mittwoch laufen die Folgen 9 und 10 ab 20.15 Uhr im Ersten). Darum werden die verfügbaren Filmklassiker der Weimarer Republik von kleinen Einführungen begleitet, die u. a. die „Babylon“-Schauspieler Volker Bruch und Benno Fürmann aufgenommen haben.
Filmklassiker-Tipp in der ARD Mediathek
Eine persönliche Empfehlung vorneweg: Ich habe mir als erstes aus der Reihe die Literaturverfilmung „Berlin Alexanderplatz“ (1931) angesehen, die kurz nach Veröffentlichung des Romans in die Kinos kam. Von mir gibt’s 4 Sterne und das Fazit:
„‚Berlin Alexanderplatz‘ ist ein Film wie die Hauptstadt selbst, quirlig, frech und verdorben. Heinrich George, der Vater von Götz George, spielt den Kriminellen Franz Biberkopf als Stehaufmännchen, bei dem man nicht weiß, ob man ihn in den Knast zurückwünschen oder ob man ihm die Daumen drücken soll. Ne dufte Idee zum Abschluss: Auch den neuen, ähnlichen und doch ganz anderen „Berlin Alexanderplatz“ schauen, der 2020 im Kino lief und den es bald als VOD* gibt.
Filmklassiker in der Übersicht
- „Berlin Alexanderplatz“ (1931)
- „Der Blaue Engel“ (1929): Der Klassiker mit Marlene Dietrich
- „Der letzte Mann“ (1924): Berührendes Drama von „Nosferatu“-Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau (dessen Mabuse-Filme ebenfalls in der ARD Mediathek sind)
- „Die Büchse der Pandora“ (1929): Georg Wilhelm Pabst inszeniert Louise Brooks als Tänzerin, der Männer nach der Pfeife tanzen.
- „Frau im Mond“ (1929): Science Fiction von „Metropolis“-Regisseur Fritz Lang (auch „Metropolis“ gibt es in der ARD Mediathek)
- „M - Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931): Krimi-Klassiker von Fritz Lang
- „Menschen am Sonntag“ (1930): Im Sommer 1929 drehten junge Film-Fans auf den Straßen Berlins einen Film, dessen Drehbuch sie zwischen den Aufnahmen improvisieren (zum Team gehörte auch Billy Wilder).
- „Tagebuch einer Verlorenen“ (1929): Regisseur Georg Wilhelm Pabst zeigt eine Frau (Stummfilmstar Louise Brooks), die trotz allem nicht aufgibt.
Die ARD Mediathek hat zumindest in der LG-App leider eine miserable Suchfunktion, in der ihr den kompletten Filmtitel eingeben müsst, um den jeweiligen Film zu finden. Wenn ihr die Filme aber zusammen mit „Mediathek“ im Browser googelt, werdet ihr schnell fündig.
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