Auch der neue „Dune“-Film spielt zu einem großen Teil auf dem kargen Wüstenplaneten Arrakis, wo mächtige Familien um den Zugang zur Ressource Spice kämpfen, die für die Raumfahrt unerlässlich ist. Die Ureinwohner von Arrakis, die durch Stilgar (Javier Bardem) angeführten Fremen, zu denen auch Chani gehört (Zendaya), sind da im Zweifelsfall eher im Weg.
Alter Roman, aktueller Film
Für Regisseur Denis Villeneuve, der am 3. August 2020 bei einer exklusiven Online-Präsentation des inzwischen für alle veröffentlichten „Dune“-Trailers über seinen Sci-Fi-Film sprach, bei der auch FILMSTARTS dabei war, erklärte dabei seine Idee für einen Blockbuster mit okölogischer Botschaft:
Er habe seine Adaption des bahnbrechenden Frank-Herbert-Romans zwar als „simple, epische Abenteuergeschichte“ angelegt. Im Kern aber gehe es um das Ökosystem. Dieses Thema, das bereits bei Frank Herbert eine große Rolle spielte, mache „Dune“ zu einem aktuellen Film.
Arrakis wird ausgebeutet – das war schon im Roman von 1965 so, doch heute hat das Thema eine neue Dringlichkeit, weil die Klimaveränderungen auf unserem Planten spür- und messbar sind. Man könnte sagen: Unsere Erde wird ganz langsam zu Arrakis, während wir ihre Ressourcen verbrauchen – und es ist die Jugend, die in der „Fridays For Future“-Bewegung am deutlichsten dagegen aufbegehrt.
Aufruf an die Jugend
Denis Villeneuve sehe seinen Film als „Aufruf an die Jugend“, etwas zu unternehmen, sagte er auf dem Event. Tatsächlich sprechen zwei Dinge dafür, dass der neue „Dune“ seine Botschaft effektiv vermittelt:
Zum einen ist die Wüstenwelt wirklich ungemein trostlos und unwirtlich, das kommt bereits im Trailer gut rüber und wird im Kino eine noch viel größere Wirkung entfalten (Villeneuve: „Wir mussten zum Drehen in die echte Wüste. ‚Der weiße Hai‘ wurde schließlich auch nicht in einem Swimmingpool gedreht“).
Zum anderen ist Villeneuves „Dune“ als Coming-Of-Age-Geschichte angelegt. Die Hauptfigur ist der junge Paul Atreides, gespielt von „Call Me By Your Name“-Star Timothée Chalamet. Paul hat ganz schön was zu schultern: Als Sohn des Herzogs Leto (Oscar Isaac) liegt nicht weniger als die Zukunft seiner – massiv bedrohten – Familie in seinen jungen Händen, außerdem sieht ihn eine Prophezeiung als Erlöser der Fremen.
Ist Chalamets Paul Atreides also als eine Identifikationsfigur für eine Jugend gedacht, die sich von den älteren Generationen mit der Bürde alleingelassen fühlt, den Planeten zu retten?
Mehr als PR-Blabla?
Nun besteht kein Zweifel daran, dass „Dune“ zuallererst als großes Event-Kino angelegt ist, das seine Zuschauer mit Bombast begeistern und in Scharen in die darbenden Kinos treiben soll. Außerdem sind Hollywood-Vertreter bekannt dafür, sich in Interviews gerne als Weltverbesserer zu geben, um dadurch Aufmerksamkeit zu bekommen. Allerdings ist Denis Villeneuve eben nicht irgendein Hollywoodregisseur.
Der Frankokanadier begann außerhalb des Hollywood-Systems, stieß sein Publikum mit alptraumhaft-grotesken Rätselfilmen wie „Enemy“ vor den Kopf und drehte mit „Blade Runner 2049“ einen 150-Millionen-Dollar-teuren Sci-Fi-Film, der so wenig Action enthielt und so ausgiebig-langsam in seinen dystopischen Bildern schwelgte, dass er für einige Zuschauer geradezu langweilig war.
Insofern sind wir geneigt, einem Querkopf wie Denis Villeneuve einen Vertrauensvorschuss zu geben und zu glauben, dass sein „Dune“ mehr wird als eine Wüstenschlacht mit großen Sandwürmern und jeder Menge Hauen und Stechen zwischen verfeindeten Familien. Nicht, dass irgendwas einzuwenden wäre gegen Wüstenschlachten, Sandwürmer sowie Hauen und Stechen, aber eine gut gemachte „Wir beuten unseren eigenen Planeten aus“-Geschichte war schlicht und ergreifend niemals wichtiger als heute.
Inzwischen wurde ein Zusammenschnitt des Trailer-Events online für alle veröffentlicht:
Im Podcast: Der alte "Dune"
Vor ein paar Monaten haben wir uns in Leinwandliebe der „Dune“-Verfilmung von David Lynch gewidmet und außerdem darüber gesprochen, was wir uns von Denis Villeneuves Adaption erhoffen.