+++ Meinung +++
Judd Apatow ist zurück! Nach Komödien wie „Beim ersten Mal“, „Wie das Leben so spielt“ und „Immer Ärger mit 40“ erzählt er in „The King Of Staten Island“ eine ans Leben seines Hauptdarstellers Pete Davidson angelehnte Geschichte vom Verlieren und Finden der Hoffnung. Es gibt allerdings auch wieder einiges zu lachen in dem Film, der mit 137 Minuten eine fast schon typische Apatow-Lauflänge hat – verglichen mit anderen Komödien aber mal wieder ziemlich aus dem Rahmen fällt.
Trauerbewältigung, Depression, Selbstfindung: „The King Of Staten Island“ behandelt große Themen, die das Leben von Comedian Pete Davidson nach dem Tod seines Vaters beschäftigten – und die brauchen eben auch eine gewisse Zeit, um sich zu entfalten. Während man den Film allerdings auch schon bei Streaming-Anbietern wie Amazon Prime Video* und Co. leihen kann, läuft „The King Of Staten Island“ seit 30. Juli auch im Kino. Und wer die Gelegenheit hat, sollte die Leinwand dem Bildschirm auch unbedingt vorziehen.
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Dass „The King Of Staten Island“ gerade jetzt erscheint, passt wie die Faust aufs Auge. Denn während die weltweite Corona-Pandemie unseren Alltag immer noch stark einschränkt, wird dadurch das große Umdenken im Kino zwar nicht ausgelöst, aber auf jeden Fall beschleunigt. Und Judd Apatows Film bietet einem die Gelegenheit, seinen Beitrag zu leisten – und auch mal wieder ins Kino zu gehen. Warum man den Film nicht einfach streamen sollte? Aus mehreren Gründen:
Die Rettung der Kinokultur: Universal und AMC haben das bislang traditionelle 90-Tage-Fenster des exklusiven Kinofensters für Filme begraben. Nach neuer Übereinkunft dürfen die Filme des Studios in Zukunft bereits 17 (!) Tage nach Kinostart für zuhause als Video-on-Demand erscheinen. Und das dürfte erst der Anfang sein. Sollte sich das Konzept bewähren, dürften schon bald weitere Studios nachziehen – und dann wohl auch im Rest der Welt. Wer jetzt ins Kino geht, setzt also auch ein Zeichen. Und kann zur Erhaltung der Kinokultur, wie wir sie kennen, beitragen.
Über den eigenen Schatten springen: Unter den derzeitigen Umständen ins Kino zu gehen, kommt für viele (noch) nicht in Frage. Bei meinen zwei Kinobesuchen seit Corona saßen jeweils weniger als zehn Leute in einem Saal, der für Hunderte Platz bietet. Zumindest ein Drittel wäre unter strikter Befolgung der derzeitigen Sicherheits- bzw. Hygienemaßnahmen aber locker drin, ohne sich einer unnötigen Gefahr auszusetzen – die in großen, klimatisierten Räumen ohnehin geringer ist als anderswo. Und wer seit Corona nun ohnehin endlich mal wieder ins Kino will, bekommt mit „The King Of Staten Island“ den perfekten Film, der einem womöglich abverlangt, dafür auch über den eigenen Schatten zu springen – ganz ähnlich wie eben auch Scott (Pete Davidson), der seine festgefahrenen Angstzustände erst lösen kann, als er sich öffnet.
Kameramann Robert Elswit: Auf der Leinwand lohnt sich „The King Of Staten Island“ nicht zuletzt auch dank Oscarpreisträger Robert Elswit. Der Kameramann von Filmen wie „The Town“, „Nightcrawler“ oder „There Will Be Blood“ liefert einerseits tolle, zuweilen auch große, dank Handkamera aber vor allem auch persönliche Bilder in realistisch-naturalistischen Look – und lässt den Zuschauer damit direkt ins Leben von Scott bzw. Pete Davidson eintauchen.
Der Preis: Als Video-on-Demand kostet „The King Of Staten Island“ derzeit knapp 15 Euro. Das ist natürlich mehr als man ansonsten Monate nach Kinostart bezahlt, entspricht aber eben auch jener Fahrtrichtung, die einige Studios Corona-bedingt in den vergangenen Monaten einschlugen – und womöglich auch in Zukunft verfolgen werden. Je nachdem, an welchem Tag und in welchem Kino ihr den Film schaut, bekommt ihr dafür allerdings auch locker zwei Kinotickets – und das Kinoerlebnis oben drauf.
Trotzdem: Da viele Lichtspielhäuser den Film gar nicht im Programm haben, ist die parallele Möglichkeit zum Stream natürlich eine willkommene Alternative. Denn „The King Of Staten Island“ lohnt sich – so oder so. Warum genau, erfahrt ihr in unserer Kritik:
The King Of Staten Island