Schon vor einigen Wochen zeichnete sich ab, dass Martin Scorseses neuestes Projekt mal wieder so teuer wird, dass der eigentlich beteiligte Kinoverleih Paramount kalte Füße bekam. Deswegen habe Scorsese die Erlaubnis bekommen, „Killers Of The Flower Moon“ mit Leonardo DiCaprio und Robert De Niro anderen Anbietern anzutragen.
Neben alteingesessenen Hollywood-Studios wie Universal und MGM sowie Netflix, wo schon Scorseses „The Irishman“ landete, stieg dabei Apple in den Bieterwettstreit ein – und gewann diesen laut Informationen von Deadline nun. Paramount müsse noch final zustimmen, aber das sei nur Formsache.
Weiter im Kino
Apple wird mit dem Scorsese-Film seinen hauseigenen Streamingdienst Apple TV+ pushen, muss jedoch ein Zugeständnis an Kinoliebhaber Scorsese machen. Der bestand wie schon bei „The Irishman“ darauf, dass auch sein neues Werk trotz Streamingdeal im Kino läuft.
Die Übereinkunft sieht laut den Informationen von Deadline daher vor, dass Paramount den Film weiter in die Kinos bringt – und zwar weltweit, er danach aber exklusiv nur auf dem Streamingdienst Apple TV+ laufen wird.
Hohes Budget, aber auch kreative Differenzen
Dass Paramount das neue Projekt von Martin Scorsese überhaupt zum Verkauf stellte, hat vor allem (aber nicht nur!) mit dessen Preisschild zu tun. Trotz attraktiver Steuervorteile durch einen Dreh in Oklahoma soll das reine Produktionsbudget zwischen 180 und 200 Millionen Dollar liegen, eine Summe, die mit zusätzlichen Marketingkosten kaum am Kino wieder einzunehmen sein dürfte.
Nun trägt Apple dieses Produktionsbudget komplett, sodass Paramount bei einem Kinostart wohl nur die Werbekampagne direkt dafür übernehmen müsste, das Risiko wäre also deutlich kleiner.
Allerdings sei Paramount auch kreativ komplett aus dem Projekt raus, hier entscheide nun auch Apple. Zuvor gab es neben dem Budget auch in diesem Bereich Differenzen. Laut den Infos von Deadline mochten die Verantwortlichen bei Paramount das Originaldrehbuch von Eric Roth mehr als die jüngste Überarbeitung des Autors, mit der nun gedreht wird.
Darum geht es in "Killers Of The Flower Moon"
Im Mittelpunkt von „Killers Of The Flower Moon“ steht eine reale Mordserie in Osage County, Oklahoma, Anfang der 1920er Jahre. Auf dem Land amerikanischer Ureinwohner wurden Ölvorkommen gefunden, die diese reich machten. Doch nach und nach kam es zu Todesfällen und immer mehr Öl-Rechte gingen in die Hand des reichen weißen Farmers William Hale (Robert De Niro) über.
Ein Agent (gespielt von Leonardo DiCaprio) des noch relativ jungen FBI übernimmt die Ermittlungen und ist sich bald sicher, dass Hale hinter den Morden steckt. Doch es fällt ihm schwer, das zu beweisen, denn auch mögliche Zeugen segnen schnell das Zeitliche.
Ein Western nach wahren Begebenheiten
Als Vorlage dient Scorsese ein 2017 veröffentlichtes und viel diskutiertes Sachbuch des Journalisten David Grann. Der kam zu dem Schluss, dass nach seinen Recherchen Hale mehrere hundert Menschen auf dem Gewissen hat, nachdem man vorher nur von 20 bis 30 Morden ausging.
Scorsese beschreibt das Projekt selbst als Western und will es mit entsprechenden Genre-Vorbildern im Kopf inszenieren. Laut Deadline sei es Scorsese besonders wichtig, das große Format dieser Western-Vorbilder zu erreichen, weswegen das Budget so ausuferte.
Der Filmemacher arbeitet dabei auch sehr eng mit der amerikanischen Ureinwohner-Gemeinschaft von Osage County zusammen und kündigte an, deren Kultur, Geschichte und Sprache authentisch auf Film zu bannen.
Die Buchvorlage, die in Deutschland den Titel „Das Verbrechen: Die Osage-Morde und das FBI. Ein True-Crime-Thriller“ trägt, kann übrigens unter anderem bei Amazon bestellt werden.*
Apple greift auf dem Streamingmarkt an
Für Apple ist es das zweite Kino-Prestige-Projekt in kurzer Abfolge, das sich der iPhone-Hersteller sichern konnte. Zuletzt schnappte man sich den Kriegsfilm „Greyhound“ mit Tom Hanks, der deswegen nun nicht mehr ins Kino kommt, sondern direkt und ausschließlich bei Apple TV+ zu sehen sein wird.
Der am 1. November 2019 gestartete Streamingdienst will Netflix, Amazon Prime und Co. angreifen und setzt dabei auf große Namen – anfangs vor allem mit Serien: „The Morning Show“ mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon, „Servant“ von Thriller-Twist-Spezialist M. Night Shyamalan („The Sixth Sense“) und „Verschwiegen“ mit Chris Evans und Michelle Dockery sind hier unter anderem zu nennen. Daneben erschien dort bereits der Film „The Banker“ mit Samuel L. Jackson.
Neuer Tom-Hanks-Film hat keinen Kinostart mehr: Dort könnt ihr "Greyhound" bald direkt streamen*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.