Das Kino verbinden wir längst mit breiten Bildern, mittlerweile sind die Fernseher (und viele Inhalte dort) deswegen auch breiter geworden. Doch auf dem Handy sieht das anders aus. Zwar kann man jedes moderne Smartphone drehen, doch am bequemsten sind die meisten ganz klassisch im Hochkant-Format zu halten. Und Video- und Bild-Dienste wie Instagram und TikTok, die eben genau das bedienen, schreiben Erfolgszahlen.
Davon will die Filmindustrie schon lange etwas abhaben (zum Beispiel mit dem Streamingdienst Quibi, der extra auf Smartphone-Nutzer ausgerichtet ist), denn auch wenn es der Autor dieser Zeilen bei bestem Willen nicht verstehen kann, wird sogar Netflix von vielen Menschen auf dem Handy geschaut. Timur Bekmambetov will nun die Handy-Nutzer ganz gezielt ansprechen.
Er kündigte den Kriegfilm „V2. Escape From Hell“ an, der auf einem Preview-Poster als „The First Vertical Film“ bezeichnet wird, also als erster Film in einem vertikalen Format oder wie es in Hollywood gleich einige titelten: als erster Blockbuster im Handy-Format.
Das ist "V2. Escape From Hell"
Der Begriff „Blockbuster“ fällt dabei, weil „V2. Escape From Hell“ keine kleine Produktion ist. Timur Bekmambetov plant die auf einer wahren Geschichte basierende Story um einen russischen Piloten, der während des Zweiten Weltkrieges einen Ausbruch aus einem deutschen Konzentrationslager mit Hilfe einer Flugzeugentführung unternimmt, als internationale Großproduktion.
Deswegen sollen gleich zwei Versionen erstellt werden – eine für den russischen Markt und eine für den Rest der Welt. Letztere wird nicht nur in englischer Sprache umgesetzt, sondern soll auch alternative Szenen beinhalten, zum Beispiel mit einem Bombenangriff auf London beginnen. Das Budget beträgt zehn Millionen Dollar, was für eine europäische Produktion durchaus eine stattliche Summe ist.
Die Dreharbeiten sollen bereits kommende Woche beginnen. Der Film bzw. die beiden Filmversionen sollen Anfang 2021 erscheinen.
Timur Bekmambetov probiert gerne neue Formate
Bekmambetov, der mit der „Wächter der Nacht“-Reihe seinen Durchbruch feierte, und in Hollywood unter anderem „Wanted“ (siehe Bild) und „Abraham Lincoln Vampirjäger“ inszenierte, probierte bereits in der Vergangenheit fleißig neue Formate aus. So produzierte er mehrere Filme, bei denen sich das ganze Geschehen nur auf Computer- und Smartphonebildschirmen abspielt - zum Beispiel „Searching“ und „Unknown User“ (beide kosteten maximal eine Millionen Dollar und wurden Hits an den Kinoassen).
Ebenfalls von ihm produziert wurde der Actionfilm „Hardcore“, der bei Weitem nicht so erfolgreich in den Kinos lief, aber anschließend viele Fans fand. Hier ist das Geschehen aus der Perspektive des Protagonisten wie in einem Ego-Shooter dargestellt.
Auch Erfahrung mit dem Hochkant-Format sammelte er bereits. Für Snapchat drehte er mit „Dead Of Night“ eine Zombie-Serie, deren erste Folge auch auf YouTube veröffentlicht wurde (aber natürlich auch nur richtig ihre Wirkung entfaltet, wenn man sie auf dem Handy schaut, also das richtige Format hat und nicht 2/3 des Bildschirms weiß bzw. schwarz bleiben):