Wie man sich vielleicht denken kann, enthält der Artikel Spoiler zu „Star Wars 9“.
„Star Wars 9“-Cutterin Maryann Brandon mochte die kurze Snoke-ist-ein-Klon-Szene, weil den Zuschauern hier allein durch die gezeigten Behältnisse mit den zahlreichen Snokes drin alles klar werden würde. Mehr Erklärungen seien nicht nötig: Das in „Star Wars 8“ durch Kylo Ren gekillte Narbengesicht war nur ein Handlanger des Imperators, der aus dem Schatten operierte, bis er in „Episode 9“ sein großes Comeback genießen konnte. Nun stellte sich raus: Snoke war nicht nur das Sprachrohr für den Imperator, er war auch der finale Test für Kylo Ren.
Im Begleitbuch „Die illustrierte Enzyklopädie“* erfahren Fans eine Menge Handlungsdetails, die Kinozuschauer nicht bekommen (und mancher Zuschauer sicher gerne bekommen hätte). Zu diesen Details gehört, dass Kylo seinen Meister Snoke töten sollte, um sich als wahrer Erbe des neuen Imperiums zu beweisen. Kylos Tat war keine unvorhergesehene Rebellion, sie war ein vorgesehener Schritt. Dahinter wiederum stecken Palpatine und seine kuttentragenden Anhänger auf seinem Exil-Planeten Exegol (die in der Originalfassung des Films Sith Eternal heißen und am Ende zu sehen sind, wo sie die Reihen der Arena füllen).
Snoke als Marionette für Palpatines Sith-Kult
Die Rolle dieses Sith-Kults, der lange im Geheimen und sogar unentdeckt von der Ersten Ordnung operierte, ist demnach ebenfalls viel größer, als im Film deutlich wird – wo er nur als anonymer Chor auftritt, der in Palpatines Ritual unverständlich brummt und schließlich weggefegt wird. Aber den Mitgliedern dieses Kults ist es zu verdanken, dass Palpatine überhaupt wiederbelebt wurde (irgendwie mit dunkler Macht und Klontechnik).
Der Sith-Kult trainierte auf Exegol seine eigene Armee, die aus Sternenzerstörern und roten Sturmtrupplern bestand, um der Ersten Ordnung zum finalen Sieg zu verhelfen. Und Palpatines Kult wollte Kylo als neuen Anführer.
Man kann davon ausgehen, dass der Kult die ganze Zeit brav das gemacht hat, was der Imperator wollte – ob Sheev Palpatine nun gerade tot war oder als Grusel-Imperator an Schläuchen hing. Man kann außerdem davon ausgehen, dass sich Snokes Rolle in der Entstehung der Sequel-Trilogie, an der bekanntlich mehrere Autoren ohne vorher festgelegten Plan arbeiteten, änderte.
Das war nicht von Anfang an der Plan
Ob Rian Johnson bei „Star Wars 8“ daran gedacht hat, dass Snoke nur das Werkzeug einer noch größeren Organisation ist, die Kylo als Anführer will? Wahrscheinlich eher nicht – Johnson dürfte es vor allem darum gegangen, Snoke als Fiesling zu zeigen, der in seiner Selbstbesoffenheit nicht merkt, dass sein Schüler sich gegen ihn wenden wird (ein typischer Sith-Fehler). Aus den geleakten Beschreibungen der „Star Wars 9“-Drehbücher, an denen Colin Trevorrow arbeitete, bevor er ausstieg und J.J. Abrams übernahm, wissen wir außerdem:
Snoke und der Imperator spielten hier kaum eine Rolle. Der große Sith-Plan hinter Snoke war also keiner, der bereits zu Beginn der Sequel-Arbeiten festgelegt wurde. Ob man ihn deswegen schlecht findet, ist eine Frage, über die Fans diskutieren. Dass er in „Star Wars 9“ nicht in Gänze deutlich wird, ist aber fraglos eine erzählerische Merkwürdigkeit – und längst nicht die einzige in der Sequeltrilogie, wo auch andere Handlungspunkte in den Filmen nicht deutlich genug wurden (man denke an die Gründung der Ersten Ordnung).
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