Am 2. April 2020 kommt „James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben“, der letzte Auftritt von Daniel Craig als Agent mit der Lizenz zum Töten, in die deutschen Kinos. Aktuell ist es ganz selbstverständlich, dass ein neuer Bond-Film im Kino seine Premiere feiert. Doch Streaming wird immer beliebter, gerade durch Anbieter wie Netflix, die immer größere Namen an sich binden. Und auch Bond könnte irgendwann auf einer Streamingplattform wie Netflix statt im Kino debütieren. Das haben die Macher nun mit vergleichsweise deutlichen Worten eingeräumt.
In einem Variety-Hintergrundartikel über die Bond-Strippenzieher und Rechteinhaber Barbara Broccoli und Michael G. Wilson stellen die beiden zwar klar, dass Bonds nahe Zukunft auf der großen Leinwand liegt, doch Broccoli räumt auch ein, dass sich das ändern könnte:
„Wir machen diese Filme für das Publikum. Wir möchten denken, dass sie vor allem auf der großen Leinwand gesehen werden. Aber wenn ich das sage, muss ich auch in die Zukunft blicken. Unsere Fans diktieren, wo sie ihre Unterhaltung konsumieren wollen. Ich glaube daher nicht, dass wir irgendetwas ausschließen können, denn das Publikum trifft diese Entscheidung. Nicht wir.“
Die Zuschauer entscheiden
Broccoli räumt damit klar ein, dass man sich einem Zuschauerdiktat unterwirft. Aktuell strömen die Menschen ins Kino, wenn ein neuer James-Bond-Film anläuft, und lassen die Kassen der Macher klingeln. „Skyfall“ avancierte 2012 zum ersten 007-Film, der weltweit mehr als eine Milliarde Dollar einspielte, „Spectre“ brachte es 2015 mit knapp 880 Millionen Dollar zum zweiterfolgreichsten Film der Reihe. In Deutschland gehörten die Filme mit je über sieben Millionen verkauften Tickets jeweils zu den drei meistbesuchten Filmen des Jahres.
Doch das kann sich ändern – sicher noch nicht bei „Keine Zeit zu sterben“, der als Abschluss der Reihe mit Craig auf großes Interesse stoßen dürfte, aber irgendwann in der Zukunft, wenn bei einem neuen Darsteller womöglich die Zahlen schwinden oder einfach noch mehr Leute als jetzt schon bereits noch häufiger den gemütlichen Couchabend mit Netflix dem Kinoerlebnis vorziehen.
Darum sind die Worte so bemerkenswert
Die Aussage von Broccoli ist auch deswegen so bemerkenswert, weil sie und ihr Produzentenpartner Michael G. Wilson wirklich die Macht hätten, so einen Schritt zu gehen. Es gibt in Hollywood keinen anderen Produzenten, der so eine Macht über eine so populäre und erfolgreiche Marke hat. Marvel-Boss Kevin Feige könnte zum Beispiel jederzeit von Disney gefeuert werden und das MCU würde dann ohne ihn weitergehen, bei Bond kann dagegen nichts ohne Broccoli und Wilson passieren, niemand sie entlassen oder rausdrängen.
Um einen Film zu machen, müssen die beiden zwar ein Studio finden, das diesen finanziert (wie sie schmerzlich bei einem einst geplanten Spin-off mit Halle Berry erfahren mussten, das dann mangels Studiobereitschaft, das Risiko einzugehen, abgesagt wurde). Aber: Es passiert bei Bond absolut nichts ohne die Einwilligung von Broccoli und Wilson.
Wer den Film wann in die Kinos bringt, wo gedreht wird, wer inszeniert, wer mitspielt, wer den Titelsong singt, am Ende heben oder senken die beiden mächtigen Macher den Daumen über jede Entscheidung.
Dass sie ihn irgendwann für einen Wechsel von der Kinoleinwand aufs Heimkino bei Netflix heben, darf man nun nach den Aussagen gegenüber Variety nicht mehr ausschließen. Aktuell wird das nicht passieren, aber wer weiß, wie es in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren aussieht.
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