Todd Phillips, der bisher für seine kommerziell überragend erfolgreiche „Hangover“-Trilogie bekannt war, hat mit seinem ebenso gewagten wie polarisierenden Psycho-Drama „Joker“ den Jackpot geknackt: Der New Yorker trifft millimetergenau den Nerv des aktuellen Publikums. In den kühnsten Träumen hätte das Studio Warner Bros. nicht erwartet, dass die nur zwischen 55 und 70 Millionen Dollar (je nach Quelle) teure DC-Comicverfilmung mit Joaquin Phoenix in der Titelrolle in Kürze zum erfolgreichsten R-Rated-Film aller Zeiten am weltweiten Box Office werden wird.
„Joker“ steht aktuell bei einem weltweiten Einspielergebnis von 745,1 Millionen Dollar. Um sich die Spitzenposition in diesem Ranking zu sichern muss der Film nur noch „Deadpool 2“ (785,0 Millionen Dollar) und „Deadpool“ (782,6 Millionen Dollar) überholen – was am Ende des kommenden Wochenendes wahrscheinlich der Fall sein wird. Dann sollte der Gewinner des Goldenen Löwen von Venedig die 800-Millionen-Dollar-Marke überschreiten, dieser Rekord ist also nur noch Formsache.
Doch höchstwahrscheinlich wird es „Joker“ nicht schaffen, in den elitären Kreis der 43 Filme vorzustoßen, die weltweit mehr als eine Milliarde Dollar an der Kinokasse umgesetzt haben.
500 Millionen Dollar Gewinn für "Joker"
Forbes rechnet nach derzeitiger Lage mit minimal 875 Millionen Dollar und maximal 945 Millionen. Das Kino-Branchenblatt Deadline, das gerade eine sehr interessante Analyse veröffentlicht hat, aus der hervorgeht, dass „Joker“ am Ende einen gigantischen tatsächlichen Gewinn von rund einer halben Milliarde Dollar machen wird, kalkuliert den DC-Film mit 900 Millionen Dollar ein.
Denn alles, was jetzt noch kommt, muss aus den vorhandenen Märkten generiert werden, weil „Joker“ überall angelaufen ist – außer China! Doch ein Start im Reich der Mitte ist aufgrund des ambivalenten Inhalts sowieso nicht realistisch.
Aber selbst wenn „Joker“ kurz vor der Ziellinie der Milliarden Dollar stehen bleiben wird, ist der Erfolg (in dieser Dimension) so überraschend wie herausragend.
"Joker" wird "Aquaman"-Bestmarke verpassen
Einen weiteren Rekord wird „Joker“ somit ebenfalls knapp verpassen: Die erfolgreichste DC-Comicverfilmung bleibt weiterhin „Aquaman“ (1,148 Milliarden Dollar) vor „The Dark Knight Rises“ (1,085 Milliarden Dollar) und „The Dark Knight“ (1,005 Milliarden Dollar).
„Batman V Superman“ (873,6 Millionen Dollar), „Wonder Woman“ (821,8 Millionen Dollar) und „Suicide Squad” (746,8 Millionen Dollar) wird „Joker“ definitiv verdrängen und auf Platz 4 vorrücken. Wobei es zu beachten gilt, dass alle genannten DC-Verfilmungen zwischen 149 („Wonder Woman“) und 250 bzw. 300 Millionen Dollar („Batman V Superman“, je nach Quellen) in der reinen Produktion gekostet haben.
Das „Joker“-Marketing schlägt laut Deadline mit satten 120 Millionen zu Buche und darf nicht unbeachtet in der Einschätzung bleiben. Damit liegt der „günstige“ Film nämlich durchaus in der Werbe-Kategorie der großen, superteuren Blockbuster.
Warner Bros. hat zum Beispiel auch 110 Millionen Dollar Marketing für „A Star Is Born“ ausgegeben, obwohl das Musik-Drama nur 36 Millionen Dollar in der Produktion gekostet hat – und am Ende durch den Marketing-Push und den Buzz beim Publikum 435 Millionen Dollar einspielte. Rechnet man Produktion und Marketing zusammen sind „Joker“ und „A Star Is Born“ aber natürlich immer noch wesentlich günstiger als die teuren Blockbuster.
Auch deutsches Publikum im "Joker"-Hype
In Deutschland schlägt sich „Joker“ ebenfalls prächtig und überschritt am zwölften Tag der Spielzeit die Zwei-Millionen-Besucher-Marke. Am kommenden Wochenende wird Todd Phillips‘ Film Platz 1 der deutschen Kinocharts gegen „Terminator: Dark Fate“ verteidigen. Insidekino rechnet derzeit mit einer Gesamtbesucherzahl von rund 3,5 Millionen in den deutschen Lichtspielhäusern – mehr als „The Dark Knight Rises“ (3,2 Millionen) und „The Dark Knight“ (2,8 Millionen).
„Joker“ läuft seit dem 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.
"Joker": So stehen die Oscar-Chancen für den Film und Joaquin Phoenix