Während „Once Upon A Time... In Hollywood“ in den USA längst aus den Kinocharts verschwunden ist, kriegt das deutsche Publikum einfach nicht genug von Quentin Tarantinos Liebeserklärung an das Hollywood der 60er Jahre. An ihrem siebten (!) Wochenende lockte die mit den wahren Hintergründen der Manson-Morde von 1969 verwobene Geschichte von Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) hierzulande immer noch über 50.000 Zuschauer in die Kinos.
Und da Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht, hat sich „Once Upon A Time...“ immerhin schon zum weltweit zweiterfolgreichsten Tarantino-Film gemausert. Der Film steht derzeit bei 357 Millionen Dollar und hat Erfolge wie „Inglourious Basterds“ (321,5 Millionen), „Pulp Fiction“ (213,9 Millionen) oder „Kill Bill Vol. 1“ (180,9 Millionen) längst hinter sich gelassen. Nur noch einen gilt es zu knacken: Denn mit einem globalen Einspielergebnis von 425,4 Millionen Dollar ist „Django Unchained“ Quentin Tarantinos erfolgreichster Film – bis jetzt.
„Once Upon A Time In Hollywood“ braucht also noch rund 70 Millionen (Stand: 5. Oktober 2019). Aber ist das auch realistisch? Kann der Film das wirklich noch holen, wo doch gerade in den USA die Zahlen immer weiter sinken? Theoretisch ja.
China: Duell mit "Gemini Man"
Ob sich Tarantino über einen neuen Box-Office-Rekord freuen darf, wird wohl nicht zuletzt in China entschieden. Gut drei Monate nach dem internationalen Kinostart läuft der Film dort nämlich am 25. Oktober 2019 doch noch an und tritt damit in mehr oder weniger direkte Konkurrenz mit Ang Lees Actioner „Gemini Man“, der eine Woche davor startet. Wie viel dort aber tatsächlich zu holen ist, lässt sich mangels Erfahrungswerten allerdings nur schwer sagen.
Tarantinos Filme hatten es nie leicht in China, was einerseits auf die einstige Regelung zurückzuführen war, dass jährlich nur einige wenige US-Produktionen einen Start erhielten und andererseits auf Quentin Tarantinos Gewaltdarstellungen, die entweder nicht geduldet wurden (und ein Kinostart deswegen verwehrt wurde) oder schlicht Kürzungen über sich ergehen lassen mussten. Die wenigsten seiner Filme landeten letztlich in den chinesischen Lichtspielhäusern.
"Once Upon A Time In Hollywood" mit neuem Ende? Der Tarantino-Film kommt (doch noch) in China in die Kinos!Nachdem „Once Upon A Time In Hollywood“ nun aber ein Release erhält, bleibt abzuwarten, ob erneut die Schere angesetzt wird. Vor allem aber darf man gespannt sein, ob Tarantino nicht doch auch mal in China die Massen in die Kinos locken kann. Der Markt ist jedenfalls riesig – und auch wenn den Machern letztlich ein kleinerer Anteil an den Einnahmen aus China zusteht, haben die Chinesen schon so manche Blockbuster „gerettet“.
Box-Office: So wichtig ist China
Einige US-amerikanische Produktionen hätten ohne das chinesische Publikum nicht allzu gut dagestanden. Das „Transformers“-Spin-off „Bumblebee“ etwa spielte in Nordamerika gerade einmal 127 Millionen Dollar ein, schrieb nicht zuletzt dank über 170 Millionen Dollar aus China aber doch noch schwarze Zahlen. Ähnlich erging es zuletzt auch „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“: Der Film kam in den USA und Kanada nicht über 172 Millionen Dollar hinaus, in China hingegen kam das Action-Spektakel auf über 200 Millionen.
„Warcraft: The Beginning“, „Pacific Rim“, „Aquaman“ – ein Blick auf weitere US-Erfolge in Fernost unterstreichen: Es sind vor allem kurzweilige, für die breite Masse gemachte Abenteuerstoffe, die gut abschneiden. Eindeutige Blockbuster eben. Auf „Once Upon A Time In Hollywood“ lassen sich jene Erfolge also nur schwer übertragen – zumal Quentin Tarantino in China einfach nicht den Namen hat, der die Zuschauer wie hierzulande in Scharen in die Lichtspielhäuser strömen lässt.
Wohl keine Chance gegen "Django Unchained"
„Once Upon A Time In Hollywood“ ist nicht nur eine Liebeserklärung an die Traumfabrik, sondern auch an Los Angeles. Allein deswegen ist Tarantinos neunter Film wohl auch sein amerikanischster. Dass ausgerechnet dieser zum großen China-Hit avanciert, scheint aufgrund dieser Tatsache nicht allzu wahrscheinlich.
Während Leonardo DiCaprio über die Jahre hinweg aber auch in Asien zum Publikumsliebling wurde, durften Brad Pitts Filme nach seinem Auftritt in „Sieben Jahre in Tibet“ gar nicht erst gezeigt werden. Das hat sich mittlerweile zwar geändert, für einen Tarantino-Rekord wird aber wohl auch er nicht sorgen können.
Es wäre eine große Überraschung, wenn „Once Upon...“ tatsächlich noch „Django Unchained“ abfangen würde. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich der Film mit Rang zwei begnügen muss. Vielleicht kann Tarantino dann ja mit seinem zehnten Film noch einen drauflegen. Der soll immerhin sein letzter werden – und das könnte für viele durchaus ein Argument sein, dafür auch ein Kinoticket zu lösen.
Quentin Tarantinos Oscar-Chancen
Bei den Oscars könnte „Once Upon A Time In Hollywood“ allerdings tatsächlich Tarantinos erfolgreichster Film werden. Kritiker räumen der Hollywood-Hommage jedenfalls gute Chancen ein. Neben Nominierungen für das beste Drehbuch, die beste Regie und den besten Film dürften DiCaprio und Pitt in den Schauspielkategorien mitmischen. Weitere Kategorien, in denen „Once Upon“ gute Chancen haben dürfte sind Kamera, Schnitt, Produktionsdesign und Kostüme.
Tarantino selbst erhielt bislang zwei Auszeichnungen – für die Drehbücher zu „Pulp Fiction“ und „Django Unchained“. Letzterer war insgesamt fünfmal nominiert, wurde schließlich mit zwei Goldjungen gekürt (auch Christoph Waltz als bester Nebendarsteller) und ist damit auch Tarantinos bislang erfolgreichster Oscar-Film.
Ob der Film im Oscar-Rennen dann auch tatsächlich eine Rolle spielt, erfahren wir am 13. Januar 2020, wenn die Nominierten verkündet werden. Die 92. Oscar-Verleihung steigt am 9. Februar 2020.
Nach "Once Upon A Time… In Hollywood": Das ist Quentin Tarantinos nächstes Projekt